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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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was
wurden sie eigentlich? Wurden sie wirklich Menschen? Oder würden sie womöglich
Zwitterwesen bleiben? Saha war sich da nicht mehr so sicher. Ihr Blick wanderte
zu Winterdonner. Er sah aus, als habe ihn eine Viper gebissen. Sie konnte sich
beim besten Willen nicht vorstellen, warum sich Hiawathas Sohn derart
feindselig verhielt.
    Hiawatha schien weder das bewölkte Gesicht seines Sohnes
wahrzunehmen, noch Sahas finstere Gedanken. Er lächelte sie mit seinem
zahnlosen Mund an. „Wollt ihr noch mehr wissen?”
    Saha drängte es eigentlich aus diesem Kreis heraus. Aus dem
Verlorenen Tal. Und somit aus der Dritten Welt. Sie wollte endlich weiter.
    Aber dieses Mal war es Ishtars Stimme, die erklang. Und das war
mehr als selten. „Ja, das wollen wir”, sagte er ernst und streckte seine langen
Beine aus.
    Hiawatha begann leise zu erzählen. „Die Spanier, als wenig
rühmliches Beispiel des weißen Volkes, konnten es – als sie das rote Volk
erstmals sahen – kaum fassen, so glückliche Menschen vor sich zu sehen. Hätten
sie verstanden, diesen Frieden und dieses Glück in sich einwirken zu lassen,
hätte die Geschichte und die Menschheit einen anderen Verlauf genommen. Es wäre
Balsam für ihre kriegerischen Herzen gewesen. Doch ihre Goldgier forderte einen
grauenhaften Blutzoll.” Hiawatha seufzte. „Kurz bevor das Leben auf der Erde
unterging, gab es in dem Land, das die Menschen Südkalifornien nannten, kaum
noch Menschen des roten Volkes. Ihr gesellschaftliches und religiöses Leben war
rücksichtslos und unaufhaltsam zerstört worden. Dabei war die Religion des
roten Volkes höchst interessant. Sie wurde beherrscht von verschiedenen
Geistern, die mit Personen und bestimmten Plätzen verbunden waren. Es gab einen
Hausgeist, einen Geist des Jagdgebietes und so weiter ...”
    „Wie praktisch!”, unterbrach Dahsani den alten Schamanen.
    „Schwatz nicht immer dazwischen”, Hazee kicherte, “das ist mein
Privileg.”
    Shash setzte das Eichhörnchen auf seine große, ausgestreckte
Handfläche und hob es hoch. Hazee, die schwindelnde Höhen gewöhnt war, lachte
herzhaft und setzte sich gerade auf. Als Shashs Hand vor Hiawathas Gesicht
stoppte, klatschte sie in die Hände und rief fröhlich: „Erzähle uns noch mehr
von den Geistern. Das ist spannend.” Ihr hübsches Gesicht wurde ernst. „Und
lass diesmal die Horrorgeschichten weg. Davon haben wir mehr als genug gehört.”
    Winterdonner stieß einen empörten Laut aus. „Und du scheinst
nichts daraus gelernt zu haben.”
    „Ganz im Gegenteil”, widersprach Hazee. „Aber irgendwann muss es
mit dem Elend ja mal ein Ende haben. Dein Vater hat doch gesagt, es gäbe eine
zweite Chance. Dann nutzen wir sie doch.” Hazee hatte sich noch nie lange mit
Vergangenem beschäftigt. Das machte den Reiz ihres Wesens aus. Winterdonner
schien diesen jedoch nicht zu sehen oder ihn nicht zu verstehen. Über sein
Gesicht huschte ein Schatten. Er öffnete den Mund, um etwas Heftiges zu
erwidern, aber Maiitsoh kam ihm zuvor. „Mit eurem Gerede verschwendet ihr
kostbare Zeit.” Er sah den Schamanen an. „Du hast vorhin von Geistern
gesprochen. Ich weiß, dass der Große Geist über allen steht. Er ist der wahre
Prophet, dem wir folgen sollten. Doch wer bist du, alter Mann?” Er sah Hiawatha
mit seinen unheimlichen Wolfsaugen an.
    Der Greis reckte sich. „Ich bin der Ratgeber des Propheten.” Er
lächelte. „Aber das habt ihr sicher schon vermutet.”
    „Ich habe von dir gehört”, knurrte Maiitsoh. „Du sollst in einem
weißen Boot von Clan zu Clan gezogen sein, um den Frieden zu predigen. Und es
soll dir sogar gelungen sein, einen Verbund unter den Clans zu erreichen.”
    Hiawatha nickte. „Du hast Recht gehört, mein Sohn. Die Clans
haben in Frieden gelebt. Bis ...”
    „Bis die weißen Männer kamen”, vollendete Winterdonner und warf
Saha einen hasserfüllten Blick zu. „Und selbst als sie das rote Volk entehrt
und unterdrückt hatten, hielten sie nicht ein. Unser Los waren Kriege,
gebrochene Verträge und Landenteignungen. Sie haben uns ALLES genommen!” Mit
tonloser, gefährlich harter Stimme fügte er hinzu. „Sie haben unsere
Gastfreundschaft schändlich missbraucht.”
    Statt unter diesem Blick, der eine deutliche Botschaft aussprach,
zusammenzusinken, richtete sich Saha kerzengerade auf. „Ich weiß, dass du mich
nicht magst, Winterdonner. Aber ich gebe Hazee Recht, wir werden die zweite
Chance nutzen.” Sie blickte in die Runde. Betrachtete

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