Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
ihr
pelziger Körper.
    „Was kann nicht sein?”, wiederholte sie ihre Frage.
    „Dieses Ding da hat Augen, die irgendwie ... irgendwie echt
wirken!” Barb kam sich ungeheuer dämlich vor. Sie sah sich um. Ihre Freunde
hatten sich, bis auf Jabani, die immer noch kopfüber an dem Totempfahl hing,
wieder zu ihnen gesellt.
    „Es ist Taiowa, der Unendliche!”, sagte Azaa so ruhig, als ob sie
über Honigbienen spräche.
    India und Davina schwirrten herbei. Mit flinkem Flügelschlag flogen
sie nicht nur vorwärts. Nein, sie vermochten auch den Rückwärtsgang einzulegen.
Dabei besaßen sie eine ungeheure Wendigkeit. Eines jedoch zeichnete sie
besonders aus: Sie erkannten Gefahren früher, viel früher, als andere
Lebewesen.
    „Seht ihm nicht in die Augen”, zirpten sie warnend. „Löst euch
aus seinem Bann!”
    Aber es war schon zu spät.
    Zu spät für Barb.
    Sie stand bereits in Taiowas Bann. War ihm verfallen. Mit Haut
und Haar. Saha bemerkte es nicht rechtzeitig. Die merkwürdig lebendigen Augen
des Totems nahmen an Wärme zu. Richteten sich hypnotisch auf Barb. Die seufzte.
Das Holz des Totems wurde rötlicher. Sah aus wie warmes, rotgebräuntes Fleisch.
Wurde vor ihren Augen lebendig. Die bronzefarbenen Augen in dem Gesicht, das
immer mehr Konturen annahm, bewegten sich. Saha hätte beinahe aufgeschrien.
Aber sie hörte ebenso wie Barb die Stimme, die befehlsgewohnt zu ihnen
herüberschwang. Sie hörten sie zwar beide, aber sie galt eindeutig nur Barb.
    „Komm, ich warte schon so lange auf dich. Also, komm!”, lockte er
sie.
    Saha wunderte sich gleich über zwei Dinge –  erstens darüber,
dass ihre Freunde die Stimme nicht vernahmen. Das sah sie an deren
gleichgültigem Verhalten. Und zweitens, dass sie Barb nicht zurückhielt. Die
Schmetterlings-Frau reckte ihren zierlichen Körper, warf das dunkle Haar über
die Schultern und entfaltete ihre zarten Schwingen. Ehe sich Saha versah, flog
sie an den Totempfahl heran, aus dem plötzlich zwei Arme erwuchsen und sich ihr
sehnsüchtig entgegenstreckten.
    „Komm!”, forderte Taiowa sie erneut auf.
    Und endlich drang der erlösende Schrei von Sahas Lippen. „Barb,
nein!”
    Aber es war zu spät.
    Die Arme umschlossen den zarten Schmetterlingskörper erstaunlich
sanft.
    Saha umklammerte Shirkans Arm. „Wir müssen ihr helfen”, keuchte
sie und wollte losstürmen, aber er hielt sie zurück.
    „Was soll das denn werden?”, herrschte er sie erbost an.
    Saha versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, aber es gelang ihr
nicht. Azaa richtete sich auf und fuhr mit einem Bein über Sahas Arm. „Du
kannst ihr nicht helfen. Jetzt nicht!”, sagte sie. In ihrer Stimme schwang
etwas, das Saha stutzig machte, aber ihr Blick war an Barb festgeschweißt. So
fragte sie nicht weiter. Fragte Azaa nicht, woher sie so viel wusste.
    Die Arme des Totems schlossen sich fester um Barb. Um das
fleischgewordene Holz erstrahlte ein warmes Licht. Es hüllte Barb und den
Totempfahl ein. Saha registrierte mit Erschrecken, wie Barbs Gestalt immer mehr
verblasste, aufflackerte und sich mit dem Totem verband. Das Licht zerfloss,
und Barb war verschwunden.
    Einfach so, als habe es sie nie gegeben.
    Saha schüttelte Shirkans Hände ab, lief an den Totempfahl, der
wieder aus unnahbarem Holz bestand, und trommelte dagegen.
    „Barb”, schrie sie. „Barb, was hat er mit dir gemacht?” Saha
meinte ein dunkles Lachen zu vernehmen. Dunkel und zufrieden. Das wandelte ihr
Entsetzen in blanke Wut. Zornig trommelte sie weiter gegen das Holz. Wartete
darauf, dass die Stimme wieder erklang. Aber sie war verstummt. Endgültig.
    Sahas zu Fäusten geballte Hände sanken herab. Ihr Kopf ebenfalls.
Wie ein geschlagener Krieger schlich sie einige Schritte davon und ließ sich
einfach auf die Erde sinken. Schlug die Hände vor das Gesicht und weinte wie
ein kleines Kind.
    Ihre Freunde ließen sie gewähren. Hazee wollte zwar zu ihr eilen,
aber Ishtar hielt sie zurück.
    „Lass sie”, flüsterte er ihr zu und das Eichhörnchen verstand,
dass Saha den Gefühlsausbruch als Ventil für ihre jäh erwachte Angst um Barb
benötigte.
     

     
    Nachdem sich Saha wieder beruhigt hatte, beratschlagten sie alle,
was zu tun sei, um Barb wieder aus dem Reich der Totems zu holen. Azaa erzählte
mit ernster Miene, dass die Pfähle, um ihr Dasein zu fristen, Seelen Lebender
benötigten und so schnell keine mehr aus ihrem Reich entließen.
    Auf ihre Frage: ”Woher weißt du das alles, Azaa?”, erhielt Saha
nur einen

Weitere Kostenlose Bücher