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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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nahmen sie mit sich fort.
     

     
    Die Freunde hatten noch lange auf der Stelle gestanden und über
das gesprochen, was sie gesehen und was die Menschen aus dem Totenreich gesagt
hatten. Sie wussten nun, wie die Bewohner der Erde ausgesehen hatten. In etwa
zumindest.
    Aber das war nicht so entscheidend wie das, was sie gesagt
hatten. Den Tonfall, in dem der alte Mann seine Hoffnung in Worte gefasst
hatte, würde Saha so schnell nicht vergessen. Aber auch Barb ging die
Eindringlichkeit sehr zu Herzen. Sie hatte sich immer so verhalten, wie man es
landläufig von Künstlern annahm. Hatte zwar die Natur geachtet, aber sonst
lustig in den Tag hineingelebt. Bisher hatte sie gedacht: Warum auch nicht?
Jetzt fragte sie nur noch: Warum? Und wusste darauf keine Antwort. Keine
zufriedenstellende jedenfalls.
    Uhura gab einen heiseren Ton von sich. Mit ihren aufgerichteten
Ohren und den hervorstehenden Augen vermittelte sie den Eindruck eines Wesens,
das Zeuge eines furchtbaren Verbrechens geworden war und unter Schock stand.
Wieder gab sie einen Laut von sich. Es klang wie ein gespenstischer Ruf. Saha
musste daran denken, dass Shirkan ihr einmal erzählt hatte, von Uhuras Bruder,
einem Steinkauz, behaupte man, sein Ruf sage den Tod voraus. Er war Sahas
natürlicher Feind, denn Heuschrecken und auch junge Gottesanbeterinnen zählten
zu seinen Lieblingsspeisen. Die Vorstellung war ebenso gruselig wie Uhuras Ruf.
Allein bei dem Gedanken schüttelte es Saha.
     

               
    Der Ozean übte eine magische Macht auf Saha aus. Dunst stieg
regenbogenfarben von der Wasseroberfläche auf.
    Sie zogen weiter. Immer die Küste entlang. Ihre Gruppe war um ein
kurioses Paar reicher geworden. Neben Tuc, der immer noch zwischen Shashs Ohren
thronte, hatte nun auch Jabani eine bequemere Reisemöglichkeit gefunden. Die
Fledermaus baumelte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck von dem höchsten
Punkt von Biihs Geweih.
    Hazee kicherte. „Das fehlt mir auch noch.” Sie warf Azaa einen
Blick zu. „Vielleicht sollte ich es mir auf deinem rabenschwarzen Körper bequem
machen. So ein kleiner Ritt würde mir sehr gefallen.”
    „Untersteh dich”, stieß die Spinnen-Frau warnend hervor und
beeilte sich, an Shirkans Seite zu kommen.
    Sie gingen nah an das Ufer des Ozeans heran. Die Wasseroberfläche
lag glatt wie ein Spiegel vor ihnen. Nur nahe dem Ufer rotierte ein starker Strudel.
Darin konnte man umrisshaft eine Gestalt erkennen.
    Neugierig beugten sich Saha und ihre Freunde darüber.
    „Das ist Theehooltsodii, das Große Wasserwesen. Nichts wie weg!”,
schrie Azaa. Aber die Freunde reagierten nicht. Sie starrten immer noch neugierig
in die Mitte des Strudels. Starrten wie hypnotisiert das Gesicht an – und waren
sich der Gefahr nicht bewusst, in der sie schwebten. Nur Saha wusste aus
Shirkans Erzählungen, was ihnen blühte, wenn sie nicht schleunigst vom Ufer
verschwanden. Theehooltsodii, das Große Wasserwesen, zog seine Opfer hinab auf
den Grund des Meeres. Und es hatte die Ansammlung am Ufer längst bemerkt. Und
wollte sie. Alle!
    Ohne ihnen auch nur die geringste Chance zu lassen, schickte
Theehooltsodii eine gewaltige Flutwelle. Diese wuchs so schnell aus dem glatten
Wasser heran, dass Saha ängstlich die Augen schloss und – als sie die Lider
wieder öffnete – hoffte, alles nur geträumt zu haben. Das Tosen des
heranbrausenden Wassers nahm ihr ebenso die Hoffnung wie die gischtschäumende
Wasserwand, die auf sie zuwogte. Das flüssige Element drohte alles zu
verschlingen. Theehooltsodii hatte die völlige Gewalt darüber. Sie war die
uneingeschränkte Gebieterin des Ozeans.
    Saha wollte sich herumdrehen, den Freunden zurufen, dass sie sich
vom Ufer wegbewegen sollten, da flatterten India und Davina herbei. Die
farbenfrohen Vögel hielten gläserne Schalen in ihren Schnäbeln. Saha fragte
sich, wie sie sich und die schweren Lasten in der Luft halten konnten, und vor
allem, woher sie diese so plötzlich hatten. Aber sie war zu sehr damit
beschäftigt, India und Davina zu beobachten, um logische Schlussfolgerungen zu
ziehen. Sie sah, wie die beiden die Schalen auf das Wasser setzten. Merkwürdige
Gegenstände lagen darin.
    „Das sind Opfergaben”, hörte sie Ishtar sagen. „Was soll das? Was
bezwecken die beiden damit?”
    India und Davina setzten die Schalen mit ihren Schnäbeln in
Bewegung. Die Gefäße begannen sich langsam zu drehen, wurden immer schneller.
Das Wasser öffnete sich. Saha und ihre Freunde schrien

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