Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
Verrat. Und es war schrecklich und machte sie im Kreis ihrer Freunde,
ja, selbst neben Ishtar, einsam. Sie kannte Barb, solange sie denken konnte. Als
von Ishtar noch lange nicht die Rede gewesen war. Mit der Schmetterlings-Frau
verband Saha etwas Besonderes. Ohne sie wollte sie nicht in die Neue Welt.
     

    Sie erreichten ein Felsplateau, von dem aus sie die Welt unter
sich erblicken konnten. Nilchi, der Wind, brandete auf und zeigte ihnen sein
pausbäckiges Gesicht. Seine Augen blickten freundlich auf die kleine Gruppe
herab. „Ihr sucht eure Schwester”, wisperte er. „Die Antwort kennt nur
Yoolgai.” Er blies die Wangen auf und ließ einen Schwall warmer Luft über sie
wehen. „Folgt mir!”
    „Halt”, rief Shirkan. „Wer ist Yoolgai?”
    Nilchi wandte ihm das Gesicht zu. „Yoolgai ist die
Weißmuschel-Frau, die diese Welt beherrscht.” Er pustete, fuhr herum und erhob
sich brausend.
    Die Auskunft war nicht sehr erschöpfend gewesen, aber in Nilchis
windiger Stimme hatte tiefe Ehrfurcht geklungen. Yoolgai musste etwas
Besonderes sein. India und Davina hatten sich mit dem Wind in die Luft erhoben
und begleiteten ihn. Sie wiesen wie zwei bunte Punkte Saha und ihren Freunden
den Weg. Die folgten in einer schnurgeraden Karawane den geflügelten Wegweisern
und sprachen kein Wort. Saha musste ständig an Imans Worte denken. Daran, dass
die Heuschrecke ihr geraten hatte, ihr Herz zu öffnen und betend mit den
Naturgeistern in Verbindung zu treten. Aber Saha war in solchen Dingen ungeübt.
Ist das meine Bestimmung, fragte sie sich. Heiße ich deswegen Gottesanbeterin?
Verzweifelt horchte sie in sich hinein. Versuchte ihr Herz zu öffnen. Nur wem?
    Als sie die Arme hob und ihr erstmals bewusst wurde, dass diese
weichen, fleischigen Gebilde in sonderbarem Kontrast zu ihrem sonstigen Körper
standen, fühlte sie Wärme in sich aufsteigen. Aus ihren innersten Tiefen, die
sie bisher nicht in sich gespürt hatte. „Hilf uns, Yoolgai, wer auch immer du
sein magst”, flüsterte sie und hob die gefalteten Hände weit über ihren Kopf.
„Und sollte es dich geben, Großer Geist, wäre ein wenig Hilfe von dir auch
nicht schlecht.”
    Ihr Blick wanderte suchend über die Meeresbucht, die, umsäumt von
Bergen und einem rotbraunen Wald, unter ihnen lag. Die Wolken verdichteten
sich. Jagten blitzschnell über den Himmel. Nilchi trieb sie unbarmherzig vor
sich her. Die Gestalt einer jungen Menschen-Frau erschien am Himmel. Saha
schrie auf und ließ die Arme wieder sinken.
    „Yoolgai.” Azaas Stimme war zu einem heiseren Krächzen
verkümmert.
    Saha betrachtete Yoolgai, deren schwarzes Haar lang und glatt bis
in die Taille fiel. Bunte Seidenbänder waren auf einer Seite kreuzweise hinein
gebunden. Ein farbiges, mit mystischen Mustern besticktes Stirnband versuchte
die vorwitzigen Ponyfransen in Zaum zu halten, die aber dennoch vereinzelt in
Yoolgais Gesicht fielen. Die junge Frau trug unzählige bunte Ketten eng um den
Hals geschlungen, längere baumelten über ihre Kleidung, die, aus feinstem
Tierleder gefertigt, mit Fransen und Perlenschnüren verziert waren. In ihren
Händen, deren Gelenke ebenfalls mit bunten Bändern geschmückt waren, hielt sie
ein tönernes, reich bemaltes Gefäß.
    Alles in allem war Yoolgai eine beeindruckende Erscheinung. Was
aber am meisten erstaunte, war ihre Hautfarbe: Sie schimmerte rot-bronzefarben.
Sahas Blick wanderte zu den merkwürdigen Zeichnungen auf Yoolgais Wangen. Die
schöne Frau sah aus, als habe man sie ebenfalls wie das Gefäß in ihren Händen
bemalt. Saha seufzte. Yoolgai war wirklich faszinierend. Vor allem ihre Größe.
Sie schien sich durch die Dritte und Vierte Welt bis in die Fünfte zu erheben.
Aber das war unmöglich.
    Man konnte von der Zweiten Welt nicht so weit hinaufsehen. Zumal
sie sich immer noch in der Muschelstadt befanden. Aber hier schienen die
Naturgesetze ohnehin außer Kraft gesetzt worden zu sein. Das begriff Saha in
dem Augenblick, auch wenn sie nicht sonderlich viel davon verstand. Sie
erinnert mich an jemand, dachte sie und versuchte zu ergründen, wem Yoolgai
ähnlich sah. Aber es wollte ihr einfach nicht einfallen.
    Yoolgai kippte das Gefäß nach vorne. Wasser schwappte über den
Rand, floss wie ein Wasserfall vom Himmel und vermischte sich mit dem Ozean. Im
Inneren des Gefäßes wurde eine Welt sichtbar, die der Regenbogen-Welt ähnelte,
sich aber auch in wesentlichen Dingen unterschied. Saha konnte jedoch auf
Anhieb nicht erfassen, was es im

Weitere Kostenlose Bücher