Regenprinzessin (German Edition)
erstaunte, teils entsetzte Gesichter. Doch ich wagte nicht, Van anzusehen, daher senkte ich den Blick so weit ich konnte. Er durfte ihm einfach nichts tun, ich musste ihn beschützen.
Endlich gab er mich frei. Ich seufzte erleichtert auf, als der Schmerz nachließ. Plötzlich riss mich ein Schlag ins Gesicht zu Boden. Mein Kopf schlug hart auf den Stein und mir lief noch mehr Blut in den Mund. Mir war schwindelig und alles tat weh. Hoffentlich war er jetzt fertig.
Unruhe breitete sich aus und ich sah auf. Van war kurz davor etwas Unüberlegtes zu tun, das spürte ich. Ich fand sein Gesicht, er brodelte vor Zorn. Meine ganze Überzeugungskraft legte ich in meinen Blick und beschwor ihn, nichts zu unternehmen. Er ballte die Fäuste, regte sich aber sonst nicht, seine Augen brannten. Ich wollte nur noch hier raus, also rappelte ich mich mühsam hoch, nahm sämtliche Selbstbeherrschung, die ich noch hatte, zusammen und sah Vater fest ins Gesicht.
„Ich werde mit dir reden, sobald du dich beruhigt hast, vorher nicht.“ Der letzte Teil des Satzes brach fast weg, ich zitterte vor Schock. Vaters Augen weiteten sich. Er beruhigte sich nicht, im Gegenteil. Als er erneut ausholte, machte ich mich auf den Schlag gefasst. Ich spannte mich an und kniff die Augen zusammen.
Ich hörte ein klatschendes Geräusch, doch der erwartete Schmerz blieb aus.
„Was…?“ mein Vater klang überrascht.
Ich öffnete die Augen und sah Asant, wie er Vater am Arm festhielt. Er hatte den Schlag abgewehrt. Verblüfft sah ich den beiden zu.
„Bei allem Respekt, Sire, doch das geht zu weit.“ Seine Stimme klang gepresst.
Vater schnappte wütend nach Luft, entriss Asant seinen Arm und funkelte mich an. Dann ließ er seinen Blick über die Ritter schweifen. „Wer hierüber auch nur ein Wort verliert, verliert darauf seine Zunge.“, knurrte er leise. Wütend wandte er sich ab. „Raus!“ schrie er. „Verschwindet allesamt! Ich will niemanden mehr sehen!“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, raffte meine Röcke und rannte aus dem Saal. Ich brauchte frische Luft, mir war als würde ich ersticken. Ich stürmte durch die Gänge in Richtung Hof. Erschrockene Diener sprangen mir aus dem Weg und schauten sich verwirrt nach der Gefahr um, vor der ich floh.
Erst als ich den Pferdestall erreichte, blieb ich stehen. Mühsam beherrscht trat ich ein. Durch die kleinen Fenster fiel nur gedämpftes Licht, sodass ich den Stallburschen, der weiter hinten arbeitete, nicht sofort sah. Er drehte sich zu mir um und ich zuckte bei der Bewegung erschrocken zusammen. Ich kannte ihn vom Sehen, doch sein Name war mir entfallen. Vielleicht hatte ich ihn auch nie gekannt.
„Verzeiht Prinzessin, ich wollte euch nicht erschrecken.“, sagte er leise.
„Es ist nichts.“, sagte ich nur und ging eilig auf Tinka zu. Sie war es, die ich nun am dringendsten brauchte. Schnell öffnete ich die Tür ihrer Box und führte sie am Halfter heraus. Ich nahm ihre Zügel vom Haken und wollte sie ihr gerade anlegen.
„Wartet ich helfe Euch.“, sagte der Junge und kam zu mir herüber.
„Lass nur.“, murmelte ich. Als er mir die Zügel aus der Hand nehmen wollte, zog ich sie zurück. Er schien widersprechen zu wollen, doch als er mir nun ins Gesicht sehen konnte, schreckte er zurück. Ich musste so furchtbar aussehen wie ich mich fühlte.
„Was ist mit Euch geschehen?“, hauchte er.
„Nichts. Lass mich endlich in Ruhe und verschwinde!“, fauchte ich ihn an. Endlich hatte ich die Zügel richtig befestigt. Das musste reichen für den Sattel hatte ich nicht auch noch Zeit. Ich wollte gerade den Stall mit Tinka verlassen, als er seine Sprache wieder fand.
„Aber wo wollt Ihr denn hin? Was ist passiert?“
Ich hatte weder die Zeit, noch die Lust darauf einzugehen, also ging ich einfach hinaus. Der Junge kam mir hinterher und hatte immer noch Einwände mich so gehen zu lassen. Ich ignorierte ihn stur weiter. Mein langes Kleid und das Fehlen der Steigbügel behinderten mich beim Aufsitzen, daher brauchte ich einen Moment länger als mir lieb war. Schon wieder hatte ich Zuschauer, die miteinander tuschelten. Was war ich es leid.
Endlich hatte ich sicheren Halt. Ich stieß Tinka die Füße in die Flanken und sie preschte los. Sie schien die Dringlichkeit, die ich ausstrahlte zu fühlen.
„So wartet doch!“, versuchte es der Junge noch einmal. Ich blickte nicht zurück.
Schon war ich durch das Hoftor und ließ das Schloss hinter mir. Ich war mir nicht sicher, ob
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