Regenprinzessin (German Edition)
also.“, murmelte Van, während er langsam näher kam. Er ging um mich herum und ich konnte seine Stiefel sehen. Ich rührte mich immer noch nicht.
Van hockte sich zu mir herunter, strich mir vorsichtig die Haare aus dem Gesicht und streichelte behutsam meine Wange.
„Wie geht es dir?“, fragte er immer noch leise.
Ich traute mich, kurz aufzuschauen, Van sah schrecklich erschöpft aus. Schnell sah ich wieder weg.
„Bitte lass mich“, flüsterte ich.
Daraufhin zog er langsam seine Hand zurück.
„Ich… ich…“, ich stotterte, atmete tief durch und versuchte es noch einmal. „Ich kann das jetzt nicht, noch nicht. Ich weiß nicht weiter. Ich…“ Mühsam brach ich ab und versuchte den Knoten, der mir die Luft abschnürte herunter zu schlucken. Es half nichts, ich begann wieder zu weinen.
Sachte legte Van seine Arme um mich und hob mich hoch. Ich hatte nicht damit gerechnet und japste erschrocken nach Luft. Er hielt mich fest an sich gedrückt und doch unendlich sanft. Ich konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen, daher konzentrierte ich mich darauf, wo er mich hinbrachte. Er ging auf eine große Eiche in der Nähe des Sees zu. Als wir sie erreicht hatten, drehte er sich um und setzte sich auf den Boden, den Rücken an den Stamm gelehnt. Sachte wog er mich im Arm. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und umklammerte seinen Kragen. Jetzt wo Van bei mir war, brachen auch die letzten Dämme und ich weinte bitterlich.
Er streichelte mir den Rücken und den Kopf, wobei er mir Liebkosungen zuflüsterte.
Ich wusste nicht, wie lange ich geweint hatte, bis ich endlich die Kraft fand, aufzuschauen. Inzwischen war die Sonne ganz untergegangen. Vans Blick war traurig und voller Kummer. Ich drehte mein Gesicht ganz zu ihm, damit ich ihn besser ansehen konnte.
Zischend sog er die Luft ein, als er mein Gesicht nun richtig sehen konnte. Nun kein Wunder, meine Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen, ebenso meine rechte Gesichtshälfte, vermutlich hatte ich auch noch eine große Beule am Hinterkopf. Ach, und meine linke Hand hatte ich mir ja auch noch aufgeschnitten. Ich machte eine weitere Bestandsaufnahme meines körperlichen Zustands, mir tat zwar alles weh, aber das waren die größten Blessuren.
Sie waren keineswegs auch nur annähernd vergleichbar mit dem inneren Schaden, den ich genommen hatte. Alles schien mir verwüstet. Ich wünschte mir sehnlichst, dass ich es schaffte, die zerbrochenen Stücke wieder zusammenzusetzen.
Bei Van konnte ich gleich damit anfangen. Ich streckte meine Hand nach seinem Gesicht aus und legte sie ihm auf die Wange. Er war so wunderschön und er war mein. Ich musste ihn einfach berühren, um mich zu versichern, dass er wirklich da war und er tatsächlich zu mir gehörte.
Van schmiegte sein Gesicht fest in meine Handfläche und schloss die Augen. Wie hatte ich nur zweifeln können?
„Hallo“, flüsterte ich leise. Endlich hatte ich meine Stimme wieder gefunden.
Van schlug die Augen auf und zog überrascht die Augenbrauen hoch, bevor er ebenfalls flüsterte. „Hallo Prinzessin.“
„Wie geht es dir?“, fragte ich vorsichtig.
Verwundert legte er die Stirn in Falten und sah mich ernst an.
„Furchtbar“, sagte er dann. Seine Finger strichen langsam über meine geschwollenen Lippen.
„Fordere nie wieder ein solches Versprechen von mir. Ich weiß nicht, ob ich es halten kann. Ich war halb wahnsinnig vor Zorn zusehen zu müssen, wie er dir so weh tat und das nur wegen mir.“, er schluckte schwer.
Ich wollte widersprechen, doch er legte mir einen Finger an die Lippen und sprach weiter.
„Es war so schwer, so unglaublich schwer, mich zu beherrschen. Ich war kurz davor mich auf deinen Vater zu stürzen und auf ihn einzuschlagen.“
Erschrocken schnappte ich nach Luft. Das wäre sein Verhängnis gewesen. Van schien es gar nicht zu bemerken, da er unbeirrt fortfuhr.
„Sollte es noch einmal jemand wagen, dich anzufassen, dann schlage ich dieser Person die Hand ab, das schwöre ich.“ Wütend ballte er die Faust. „Und es kümmert mich nicht, wer es ist.“ Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar und presste mich fest an sich.
„Nein.“, sagte ich an seinem Ohr.
„Nein?“, fragte er verwirrt. „Was meinst du?“
„Nein, das wirst du nicht tun.“, sagte ich fest.
Er lehnte sich wieder zurück, um mich ansehen zu können.
„Aber-“, begann er.
Ich unterbrach ihn. „Kein aber. So etwas wirst du niemals tun, denn ich fordere dieses Versprechen immer
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