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Regenprinzessin (German Edition)

Regenprinzessin (German Edition)

Titel: Regenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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ich zurückkehren würde. Die verstopften Straßen der Stadt kümmerten mich heute nicht. Wir preschten einfach hindurch und Tinka bahnte uns einen Weg. Die Leute sprangen erschrocken beiseite. Einige riefen mir wüste Bemerkungen hinterher, auch das kümmerte mich nicht.
    Wenig später erreichte ich bereits die nördlichen Stadttore. Ohne langsamer zu werden, ritt ich hindurch. Nachdem ich noch ein paar fahrende Händler und Bauern passierte, die auf der Straße unterwegs waren, hatte ich endlich das Gefühl wieder atmen zu können. Ich hielt direkt auf den Wald zu. Die Einsamkeit brauchte ich jetzt mehr denn je.
    Was für ein Chaos hatte ich nur angerichtet? Ich hoffte inständig, dass Vater sich beruhigen würde und dass Van unser Geheimnis bewahrt hatte. Wie es ihm wohl jetzt ging? Er hatte furchtbar verletzt und wütend ausgesehen. War er auch wegen mir wütend? Ich hätte längst mit ihm darüber sprechen sollen.
    Dieselben Fragen quälten mich immer wieder und drohten mir erneut die Luft abzuschnüren, während der Wald an uns vorbei rauschte. Die Bäume wurden immer dichter. Ein heftiges Schluchzen stieg in meiner Kehle auf und ich verlor die Beherrschung. Ich hatte nicht darauf geachtet wohin Tinka mich gebracht hatte bis sie nun langsamer wurde.
    Wir standen auf der kleinen Lichtung mit dem See, die mitten im Wald lag. Leise plätscherte der Bach in den See, wobei er kleine Wellen an der sonst glatten Oberfläche warf. Bis auf die Geräusche des Wassers und meinem erstickten Keuchen war nichts zu hören. Hier hatte ich Van das erste Mal geküsst. Mir schien, als sei das Jahre her.
    Ich konnte nicht mehr weiter und ließ mich von Tinkas Rücken rutschen. Mein Fuß verhedderte sich in meinem Unterrock und ich fiel der Länge nach hin.
    Mit der Hand stürzte ich direkt auf einen Stein, der mir scharf in die Handfläche schnitt. Es tat weh, machte es aber auch nicht mehr schlimmer.
    Mühsam rollte ich mich auf die Seite. Mir fehlte die Kraft zum Aufstehen, also blieb ich liegen. Tinka beugte den Kopf zu mir herunter und stupste mit der Nase gegen meine Schulter. Ich drückte sie weg, worauf sie widerwillig schnaubte. Dann trottete sie ein paar Schritte von mir fort und begann zu grasen.
    Wie hatte mein Vater nur Vans Handschuh finden können, wenn ich selbst es nicht getan hatte? Es kam mir absurd vor, mir Vater vorzustellen, wie er mein Schlafzimmer durchsuchte. Doch irgendwie war er zu dem Handschuh gekommen. Doch wie?
    Plötzlich traf mich die Erkenntnis eiskalt in der Magengrube. Nein, das konnte einfach nicht sein. Ich versuchte es mir auszureden, doch ein kleiner verbliebener logisch denkender Teil hinten in meinem Kopf wusste, dass es die Wahrheit war. Es konnte nur Sara gewesen sein. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich begann wieder zu weinen. Wie konnte sie mir das nur antun? Wie konnte sie mich verraten? Ich hatte ihr vertraut.
    Ich spürte wie etwas in mir zerbrach. Sie war meine letzte, meine einzige Vertraute hier gewesen. Zorn stieg in mir auf und ich verfluchte sie. Ich war mir nicht sicher, was ich täte, wenn ich sie das nächste Mal sah.
    Sehr lange lag ich im Gras und meine Stimmung wechselte von Trauer zu Groll. Tränen liefen mir immer noch über das Gesicht. Es waren Stunden vergangen, langsam brach die Dämmerung herein, aber ich fühlte mich weiterhin nicht in der Lage, aufzustehen. Ich drehte meinen Kopf dem roten Licht entgegen, das die Sonne breit über das Land bis durch den Wald warf. Ich fühlte mich unendlich leer.
    Auf einmal hörte ich Geräusche aus Süden kommend, derselben Richtung aus der ich vor Stunden geflohen war. Ich lauschte auf die Geräusche, um zu erkennen was auf mich zukam. Sie wurden schnell lauter. Es kam näher und ich erkannte, was es war. Beschlagene Hufe gruben sich in eiligem Tempo in den weichen Waldboden. Suchte man nach mir?
    Ich hoffte, dass man mich nicht fand. Ich wollte niemanden sehen, noch nicht. Hier im weichen Gras zu liegen, schien das einzige zu sein, wozu ich in der Lage war. Der Reiter war nun ganz nah und plötzlich verstummten die Hufschläge.
    Man hatte mich gefunden.
    Verdammt.

 
Klarheit
     
     
    Hinter mir hörte ich ein leises, erleichtertes Seufzen, das ich nur zu gut kannte. Ich war noch nicht so weit, Van zu sehen. Auf der anderen Seite wünschte ich mir nichts sehnlicher. Ich konnte die Erinnerung an seinen verletzten Blick nicht ertragen. Verletzt, weil ich ihm die Schwangerschaft verschwiegen hatte.
    „Hier bist du

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