Regenprinzessin (German Edition)
so pochte eine Ader schnell an seinem Hals und bezeugte für den geübten Blick seine innere Anspannung.
„Ich habe nicht den leisesten Schimmer worauf du anspielst.“, sagte Van gelassen.
„Ich glaube, du weißt genau, was ich meine, ebenso wie der Rest.“ Menortus machte eine ausschweifende Geste und sah sich feixend um.
Es reichte nun wirklich. Ich sollte dieses Gespräch beenden. Nur wusste ich nicht recht wie. Daher ergriff ich meine Gabel und spießte Fleisch und Gemüse auf, das ich mir schnell und wenig damenhaft in den Mund schob. Die Gabel kratzte über den Teller, als ich zu fest in das weiche Gemüse stieß. Die, die nicht schon zuvor bemerkt hatten, was ich tat, wurden dadurch auf mich aufmerksam und sahen zu mir herüber.
Mein Teller war leer, mir war übel und mein Magen spannte. Ich hatte kaum gekaut. Während ich den letzten Bissen kaute und herunter schluckte, sah ich in die Gesichter, die sich alle mir zugewandt hatten. Van hatte skeptisch eine Augenbraue hochgezogen, Menortus lächelte zufrieden, während die anderen mich peinlich berührt ansahen.
Ich griff nach meinem Becher und spülte das Essen herunter.
„Zufrieden?“, fragte ich genervt.
Menortus nickte und grinste noch breiter. Er war der einzige, der lächelte. Dann nahm er sein eigenes Essen wieder auf, ebenso wie der zögerliche Rest meiner Gesellschaft.
Ich wartete mehr oder weniger geduldig darauf, dass sie fertig wurden. Nach dieser Aktion fühlte ich mich wie eine Mastgans und wollte mich ausruhen. Seitdem das Kind so groß wurde, hatte ich oft das Gefühl mein Magen sei geschrumpft oder wenigstens zusammengedrückt. Meist war ich nach wenigen Bissen schon satt.
Sobald es schicklich war, verließ ich den Tisch und machte mich langsam und schwerfällig auf den Weg in mein Zimmer. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Die Nachricht vom Tod von Saras Mutter und der offensichtliche Streit zwischen Menortus und Van hatten mich erschöpft. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich ans Fenster und arbeitete an den Strümpfen weiter.
Das Stricken beruhigte mich und es half mir zu entspannen. Am Nachmittag hatte ich das neue Paar fertig und betrachtete stolz mein Werk. Dieses Mal waren es rote Strümpfe. Sie waren einfach niedlich.
Ich stand auf und streckte mich, bevor ich zu meiner Truhe ging. Ich schloss sie auf und verstaute das neue Paar bei den winzigen Jacken, Hemden, Hosen und Strümpfen, die ich schon fertig hatte. Am besten war mir die dünne Decke gelungen, in die ich unser Kind hüllen wollte. Ich strich mit den Fingerspitzen über die feinen Stickereien der äußeren Seite und musste lächeln.
Noch eine Weile betrachtete ich meine Werke, bevor ich sie wieder in meinem Bündel verstaute. Ich würde sie erst brauchen, wenn wir nicht mehr hier waren. Nachdem ich wieder abgeschlossen hatte, zog ich Kleid und Schuhe aus und streifte eines meiner Nachthemden über.
Ich war wirklich müde und wollte mich ein wenig hinlegen. Die Sonne stand tief am Himmel und schien warm durch meine Fenster, aber ich verspürte nicht das Verlangen die Vorhänge zu schließen und krabbelte einfach in mein Bett.
Verlust
Ich war schlagartig wach, doch wusste ich nicht, was mich geweckt hatte. Etwas stimmte nicht, dass spürte ich ganz deutlich. Aufgeschreckt sah ich mich im Zimmer um. Es gab nichts zu sehen, da es stockfinster war. Die Sonne war schon vor geraumer Zeit untergegangen. Plötzlich bemerkte ich dieses komische Gefühl in meinem Inneren. Es fühlte sich an als würde sich eine Schlange einen Weg durch meinen Unterleib bahnen, noch nicht schmerzhaft, jedoch sehr unangenehm.
Ein stechender Schmerz fuhr mir durch den Rücken und ich keuchte überrascht auf. Der Schmerz flaute langsam wieder ab und ich versuchte mich zu beruhigen. Es war noch viel zu früh für die Geburt, das konnte es also unmöglich sein. Oder vielleicht doch? Nein, es durfte noch nicht sein. Ich weigerte mich diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Ich hielt den Atem an, als ich mich vor Schmerz krümmte. Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich zusammen, leider half es nichts und der Schmerz blieb ungemindert heftig. Stöhnend stieß ich die Luft wieder aus, sobald der Krampf nachließ. Vorsichtig schob ich meine Beine aus dem Bett und prüfte, ob sie mein Gewicht trugen. Wackelig machte ich mich auf den Weg zur Tür. Ich brauchte dringend Hilfe.
Den Gedanken, dass etwas mit meinem Kind nicht stimmte, schob ich konsequent beiseite.
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