Regenprinzessin (German Edition)
fort.
Japsend sog ich die Luft ein, als ich wieder dazu in der Lage war. Jemand ergriff von hinten meine Schulter und versuchte mich herumzudrehen. Ich feuerte eine Wasserkugel in die grobe Richtung und wusste, dass sie getroffen hatte, als ich ein röchelndes Stöhnen hörte. In meiner Panik hatte ich sie zu kräftig abgefeuert und die Person schlug krachend gegen das Regal an der Wand. Ich wusste nicht, wen ich erwischt hatte, doch es war mir auch gleich. So würde es jedem ergehen, der versuchte mir mein Kind zu nehmen.
Die Krämpfe kamen nun immer schneller und heftiger, ich konnte kaum noch klar denken. Plötzlich wurde mir von hinten etwas ins Gesicht gedrückt. Es war ein feuchtes Taschentuch, das merkwürdig süß roch. Ich wollte es mit der Hand aus meinem Gesicht wischen, wollte eine Wasserkugel abfeuern, beides gelang mir nicht. Lediglich ein leichtes Zucken ging durch meinen Arm.
Der Schmerz ließ etwas nach, ich fühlte mich taub, benommen.
„Das reicht.“ Die Stimme hallte und klang als käme sie aus weiter Ferne zu mir.
Das Tuch wurde weggenommen und ich konnte wieder befreit atmen. Man drehte mich auf den Rücken.
Ich konnte mich nicht mehr wehren.
„Nicht.“, wimmerte ich und mir flossen Tränen über meine Wangen.
Niemand hörte auf mich. Sie machten unbeirrt weiter. Mein Bewusstsein entglitt mir immer weiter, aber ich klammerte mich mit aller Kraft daran fest.
Ich verlor den Kampf und glitt ab in die Dunkelheit.
Die Sonne schien. Ich sah es nicht, da meine Augen geschlossen waren, aber es war heller als zuvor. Ich versuchte erst gar nicht sie zu öffnen, die Welt außerhalb meiner eigenen interessierte mich nicht. Gefangen in meiner Welt aus Schmerz und Leere wollte ich das Licht, das sie erhellen könnte, ausblenden.
Ich spürte mein Kind nicht mehr. Ich wollte meinen Bauch berühren, aber ich konnte es nicht, weil sie mich festgebunden hatten. Obwohl ich wusste, dass mein Kind nicht mehr da war, wollte ich es nicht wahr haben und mich selbst davon überzeugen. Es frustrierte mich, dass ich dazu nicht in der Lage war. Mir war furchtbar warm, aber ich konnte die dicke Decke, in die man mich gewickelt hatte, kaum lockern.
Irgendwo jenseits des Fußendes seufzte jemand leise und Holz knarrte. Demnach hatte ich Zuschauer, die mein Leid bestaunten. Vielleicht waren sie auch aus Sorge hier, doch es fiel mir schwer darin einen Unterschied zu sehen. Außer Van wollte ich niemanden sehen und das würde vermutlich dauern, da ich ihn hier so gut wie nie allein sah auf dem beengten Raum der Villa.
Wieder knarrte es.
„Bist du wach?“, fragte jemand leise. Ich kannte die Stimme, die sprach, gut sogar.
Die Antwort war ein leises Brummen, auch diese Stimme kannte ich, sogar noch besser.
Ich konzentrierte mich auf die Stimmen, um so vielleicht dem Nebel, der meinen Verstand umwölkte, zu entkommen.
„Wie geht es ihr?“, fragte der Mann, der geschlafen hatte. Jetzt wusste ich, woher ich ihn kannte, schließlich liebte ich seine sanfte tiefe Stimme. Van wachte über mich.
„Sie hat unruhig geschlafen, sich viel herum gewälzt, geweint und geschrien. Ich fürchte, das Fieber verschlimmert ihren Zustand noch.“ Asant seufzte betrübt.
Ob noch jemand hier war oder nur die beiden?
Statt einer Antwort hörte ich nur ein leises Rascheln von Stoff. Dann sog Van zischend die Luft ein als hätte er Schmerzen.
„Wie geht es deinem Rücken?“, fragte Asant besorgt.
„Besser.“, sagte Van gepresst. Es klang nicht so als entspräche das der Wahrheit.
Asant schnaubte. „Im ersten Moment dachte ich, du stehst gar nicht mehr auf, so heftig wie du gegen die Wand geflogen bist.“ Also hatte meine zweite Kugel Van getroffen. Es tat mir leid, ihm weh getan zu haben.
Van lachte leise, hörte jedoch schnell wieder auf und holte tief Luft. „Ich bin es sozusagen gewohnt.“
„Wie meinst du das?“ Asants Tonfall war plötzlich skeptisch.
„Wir haben es zusammen geübt. Schließlich brauchte sie eine Zielscheibe und ich wollte nicht, dass sie sich selbst verletzte.“ Nach einem Moment der Stille sprach Van weiter. „Nun guck nicht so. Es war meine Idee gewesen, dass es hilfreich wäre, den Unterschied der eingesetzten Kraft zwischen zerfetzen und abwehren zu kennen. Ich musste mit Engelszungen auf sie einreden, damit sie es überhaupt versuchen wollte.“ Wieder lachte er leise und brach abermals abrupt ab. „Am Anfang war ich lediglich klatschnass, weil sie sich nicht getraut hatte,
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