Regenprinzessin (German Edition)
sich genauso sehr wie ich auf das Kind und unsere anschließende Flucht. Zum Glück mussten wir nur noch ungefähr drei Monate hier ausharren.
„Da kommt jemand.“, riss Sartes mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf und sah wie die anderen die Köpfe reckten und zu der Straße blickten.
„Bestimmt jemand, der in die Stadt möchte.“, sagte ich leichthin. Wir hatten hier keinen Besuch. Bisher hatte Grenadine es leider nicht geschafft hierher zu kommen, was ich wirklich bedauerte. Vielleicht hatte Vater es ihr auch verboten. Mittlerweile waren auch Kirens und Celias Geburtstag verstrichen, ohne, dass ich sie hätte besuchen können. Den Rest wollte ich ohnehin nicht sehen, daher war es mir ansonsten egal. Ich widmete mich wieder meinen Stricknadeln.
„Nein, er will hierher.“, sagte Asant. „Der Reiter ist gerade von der Straße auf die Einfahrt gebogen.“
Ich legte meine Wolle beiseite und stand auf. Da ich kleiner als die Männer war, musste ich mich strecken und auf die Zehenspitzen stellen, um etwas von hier erkennen zu können. Schließlich entdeckte ich den Reiter ebenfalls. Er ritt im schnellen Trab über den Schotterweg.
„Er trägt eine Botenuniform, nicht?“, fragte ich zögerlich und drehte mich halb zu den Rittern um. Ich war mir bei der Entfernung nicht ganz sicher.
Van kniff konzentriert die Augen zusammen. „Ihr habt Recht.“, sagte er schließlich.
Inzwischen hatte er fast das Tor erreicht und zügelte sein Pferd. Die Wachen öffneten und ließen ihn ein.
„Sehen wir nach, was er will.“, beschloss ich und schnappte mir mein Strickzeug von der Bank.
Zeitgleich mit dem Boten erreichten wir die Eingangshalle. Eine der Wachen war bei ihm. Als er mich entdeckte, blieb er stehen und verbeugte sich. Ich neigte meinen Kopf zur Erwiderung und wartete ab. Der Bote richtete sich wieder auf, auf halber Höhe stockte er und starrte aus geweiteten Augen auf meinen schwangeren Bauch.
Jemand räusperte sich hinter mir und der Bote schoss das letzte Stück regelrecht in die Höhe.
„Ich habe eine Nachricht für Euer Dienstmädchen, Prinzessin.“, setzte er hastig an, während er sich auf der Suche nach Sara in der Halle umsah und es vermied, mir woanders hin als in die Augen zu schauen.
„Wisst Ihr zufällig, wo ich sie finden kann?“, fragte er mich, als er sie nicht entdeckte.
„Vermutlich in ihrem Zimmer.“, antwortete ich ihm. Dann wandte ich mich an den Wachposten. „Bitte seid so gut und sucht sie.“ Er nickte und stieg die Treppen empor.
Ich war neugierig weswegen man einen Palastboten mit einer Nachricht zu ihr schickte. Vielleicht hatte mein Vater sich neue Anweisungen für sie ausgedacht, die er ihr auf diesem Wege mitteilte.
Schweigend warteten wir darauf, dass sie gefunden und hergebracht wurde. Wenig später kam sie aus dem oberen Flur und lugte vorsichtig um die Ecke, bevor sie die Treppe zu uns herunterkam. Unsicher sah sie sich um.
Der Bote begann in seiner Tasche zu suchen und kramte einen Brief hervor.
„Die Haushälterin des Schlosses schickt mich. Das soll ich Euch geben.“, sagte er und reichte ihr ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
Vorsichtig nahm sie es entgegen und faltete die Nachricht auseinander.
Es waren keine guten Nachrichten.
Bestürzt schlug sich Sara die Hand vor den Mund, versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Ihre Augen huschten über das Papier und sie blinzelte heftig, um die Tränen wegzublinzeln, die ihre Sicht behinderten. Ihr entfuhr ein Klagelaut und sie sank auf ihre Knie. Der Brief lag achtlos in ihrer Hand und sie weinte hemmungslos.
Der Bote stand stocksteif vor ihr und sah sich betreten um. Ich hielt es nicht länger aus und ging zu ihr. Sie so zu sehen, ließ mich fast meinen Zorn für sie vergessen. Langsam hockte ich mich zu ihr und berührte sacht ihre Schulter.
Sie hob den Kopf und sah mich an. Ihr Gesicht war tränenverschmiert und sie zitterte am ganzen Körper. Sie holte nur stoßweise Luft.
„Was ist geschehen?“, fragte ich ganz leise.
Selten hatte ich in Augen so voll Elend geblickt. Sie versuchte etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Sie bemühte sich ruhiger zu atmen und versuchte es erneut.
„Meine Mutter ist gestorben.“, brachte sie abgehackt hervor.
Diese Neuigkeit bestürzte mich. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass sie auf dem Weg der Besserung war.
„Das tut mir sehr leid.“, murmelte ich.
Sara wurde von einem weiteren Weinkrampf geschüttelt, vergrub ihr Gesicht in den
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