Regenprinzessin (German Edition)
Tragödie nicht unbekannt, sie hatte damals das ganze Land erschüttert. Nur kannte niemand die schrecklichen Details, die er mir nun eröffnet hatte. Seine Eltern starben kurz darauf und die meisten gingen davon aus, dass es ihrem Sohn ebenso ergangen war. Die einzigen, die es bestritten, waren der kleine Personalstab und der Statthalter, der, wie er sagte, die Geschäfte vorübergehend führe, bis der wahre Erbe des Fürstentums von Dasaria seinen Platz einnähme.
Hier saß er nun, mein Leibwächter, Van Elasar, Fürst von Dasaria. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er es wirklich war. Seine Ausstrahlung war schon immer überragend gewesen und seines Titels würdig.
Ich erinnerte mich, wie mein Vater einst versucht hatte eine andere Familie zur Verwaltung Dasarias einzusetzen, wie dies vor langer Zeit unsere Vorfahren getan hatten und so die Fürstentümer Goranias, unter Herrschaft der Krone, geschaffen hatten. Ebenso wie unsere wurden ihre Titel vererbt und es war bisher nicht vorgekommen, dass eine dieser Familien ohne Erben ausgestorben war.
Vater hatte jedoch schnell von der Idee Abstand genommen, als der komplette Haushalt ihm pure Ablehnung entgegen brachte und darauf bestand auf ihren Erben zu warten. Er ließ ihnen ihren Willen, auch wenn er daran zweifelte, ob es einen Erben gab.
Ich wusste nur, was man sich erzählt hatte, doch wie ich nun feststellen musste, entsprach es nur teilweise der Wahrheit und umriss lediglich die groben Zusammenhänge.
„Wie sind deine Eltern gestorben?“
Van zuckte zusammen, er war in seinen düsteren Gedanken gefangen und schien mich ganz vergessen zu haben. Nun warf er mir einen wachsamen Blick zu.
„Du musst mir deinen Titel nicht erst nennen, damit ich nicht spätestens jetzt weiß, wer du wirklich bist.“
„Ich habe keinen Titel.“ Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und warf mir einen Moment später einen so durchdringenden Blick zu, dass es mir den Atem verschlug.
„Meine Mutter starb nur wenige Wochen später an ihrem gebrochenen Herzen. Schon vor ihrem Tod war mein Vater die meiste Zeit betrunken, er ertrug Lucias Tod ebenso wenig. Zwar hatte er jede Menge Leute ausgesandt, die diese Schweine aufspüren sollten, doch sie waren wie verschwunden, einfach unauffindbar.
Nachdem er nun auch seine geliebte Frau verloren hatte, betrank er sich noch mehr, in der Hoffnung der Wirklichkeit zu entfliehen. Zwei Tage später gelang es ihm. Betrunken fiel er am Abend aus seinem Sessel. Am nächsten Morgen war er bereits kalt.
Genau genommen lastet nicht nur der Tod meiner Schwester auf mir, sondern auch der meiner Eltern. Wäre ihr damals nichts geschehen, wäre das alles nie passiert.“ Van lächelte freudlos.
„Noch am selben Tag bestatteten wir ihn, das letzte Mitglied meiner Familie. Ich ertrug es nicht auch nur einen Tag länger zu bleiben, also verschwand ich noch in derselben Nacht.
Am liebsten wäre ich augenblicklich ebenfalls gestorben. Ich wollte es wirklich, aber Lucias letzte Worte gingen mir nicht aus dem Kopf, als ich mir den Dolch bereits an die Kehle gesetzt hatte. Ihr letzter Wunsch: Lebe.
Ich konnte es nicht tun, doch ich konnte auch nicht in Dasaria bleiben. Ich war nicht würdig die Nachfolge meines Vaters anzutreten.
Also lief ich bis nach Erendil, wo mich die Stadtbewohner nicht erkennen würden, hielt mich jedoch beflissentlich von der Burg fern, um nicht aus Versehen einem der Fidurels zu begegnen, sie hätten mich zweifellos erkannt.
Dort arbeitete ich als Begleitschutz für die Transporte eines Kaufmanns. Gelegentlich erreichte mich ein Brief von Asant. Er war der einzige, der wusste wo ich war und dass ich noch lebte.“
Auf meinen fragenden Blick hin klärte Van mich über ihre Beziehung zu einander auf.
„Asant stammt aus Dasaria, wir wuchsen zusammen auf. Er ist mir wie ein Bruder, Eric ist sein Vater. Doch als dies alles geschah, war er längst hier am Hof, um Ritter zu werden. Das war schon von klein auf sein Wunsch.
Obwohl ich mir geschworen hatte mein altes Leben hinter mir zu lassen, hielt ich es bald vor Einsamkeit und Kummer nicht mehr aus und schickte Asant ein Lebenszeichen. Er musste mir schwören, es für sich zu behalten. Asant war es auch, der mich überredete vor einigen Monaten hierher zu kommen.“ Er machte eine Pause und warf mir wieder einen dieser Blicke zu.
„Und seit ich dir begegnete, beginnt mein Leben wieder Sinn zu machen. Gianna, es stimmt. Ich liebe dich.“
Die Worte kamen so
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