Regenprinzessin (German Edition)
unvermittelt. Vans Blick sagte mir, dass er es ernst meinte, aber ich wusste doch nicht einmal was Liebe war. Außer meiner Mutter hatte mir nie jemand welche entgegen gebracht und das war so lange her. Wie konnte Van mich da plötzlich lieben, wo mir Zeit meines Lebens gezeigt wurde, dass ich nicht liebenswert war? Ich konnte es einfach nicht begreifen, konnte es nicht glauben.
Van schien mir meinen inneren Kampf anzusehen. „Du brauchst dazu nichts sagen.“
Auf der einen Seite wollte ich ihm unbedingt glauben, schließlich war Van so wunderbar, aber auf der anderen überragte die Ungeheuerlichkeit dieser Worte aus seinem Mund alles andere und nahm ihm jeden Raum.
Während Van mir seine Geschichte erzählt hatte, hatte mein Verstand die Schmerzen ausgeblendet, doch nun fraßen sie sich qualvoll zurück in mein Bewusstsein.
Ich musste mich dringend anders hinlegen und versuchte vorsichtig von meiner aufrechten Position wieder in die Waagerechte zu rutschen. Van erkannte meine Bemühungen und half mir unter größtmöglicher Vorsicht.
„Du solltest dich unbedingt noch ausruhen, ich habe dich lange genug wach gehalten.“ Er rückte gerade die Decke zurecht. Danach streichelte er zart meine Wange. Diese kleine Geste tat gut nach diesem Tag so voll von Gewalt und Trauer.
„Schlaf ein wenig.“, sagte er leise und stand auf.
Traurig lächelte er mir noch einmal zu, bevor er sich abwandte, um seinen Posten an der Tür erneut zu beziehen. Ein Blick in seine Augen genügte. Das Erzählte wühlte ihn immer noch auf. Ich konnte ihn im Moment, so ohne ein Wort, unmöglich sich selbst überlassen. An der Tür rief ich ihn noch einmal zurück.
„Ich danke dir für dein Vertrauen in mich und dafür, dass du mir deine Geschichte erzählt hast.“ Es klang viel förmlicher als ich beabsichtigt hatte, doch ich wusste nicht, wie ich es sonst sagen sollte.
Van nahm meine Worte nickend zur Kenntnis und drehte sich um.
„Du solltest auch schlafen, du hast es nötig.“ Er schüttelte lediglich den Kopf, hob den Stuhl auf und setzte sich. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein seit er ihn umgeworfen hatte.
Anfang
Die restliche Nacht über schlief ich sehr unruhig. Ich wurde von Alpträumen gequält aus denen ich schweißgebadet hochschreckte und mein vom Fieber umnebelter Verstand spielte mir Streiche. Ganz zu schweigen von den brennenden Schmerzen, die immer noch durch meinen Körper tobten.
Kurz vor der Morgendämmerung kam Darius. Ich bemerkte ihn erst, als er und Van neben mir am Bett standen und zuckte überrascht zusammen, woraufhin ein stechender Schmerz durch meine Brust fuhr und mich gepeinigt aufstöhnen ließ.
„Verzeiht, wir wollten Euch nicht erschrecken, Prinzessin. Wie fühlt Ihr Euch?“
„So als ob mich eine Kutsche überfahren hätte.“, antwortete ich übellaunig.
Überrascht zog Darius die Augenbrauen zusammen. Womit hatte er denn gerechnet, dass ich springend durch die Welt tänzelte? Ich ermahnte mich, mich zu zügeln, schließlich wollte er mir nur helfen.
„Verzeiht Darius, ich habe nicht besonders gut geschlafen.“
„Hattet Ihr Schmerzen?“, fragte er, während er sich zu mir herunter beugte und meine Stirn befühlte.
„Ja, ich fühle mich immer noch als stünde ich in Flammen.“
„Ungewöhnlich.“, murmelte Darius. Inzwischen machte er sich an meiner verbundenen Schulter zu schaffen.
„Wie meint Ihr das?“, kam Van mir zuvor, bevor ich ihn fragen konnte. Er sah besorgt aus und dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Vermutlich hatte er kein Auge zugemacht seitdem wir uns in der Nacht unterhalten hatten.
„Ich hatte der Prinzessin ein starkes Schmerzmittel verabreicht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt schon wach ist, geschweige denn, die Nacht so weit zu sich kommen könnte, um Schmerzen zu spüren. Das muss mit der Vergiftung zusammenhängen.“ Mittlerweile war es Darius gelungen den Verband zu lösen. Mir entfuhr ein Zischen, als er die letzte Stoffbahn von der nässenden Wunde hob.
Obwohl er behutsam vorging, tat er mir trotzdem weh, als er begann das umliegende Gewebe zu betasten.
„Die Wunde sieht gut aus, aber ich werde Euch noch etwas gegen die Schmerzen geben.“ Darius legte den Stoff zurück an seinen Platz, erhob sich und ging nach nebenan.
Mein Blick wandte sich Van zu, sobald Darius den Raum verlassen hatte und im Nachbarzimmer in seinen Gläsern und Fächern wühlte.
„Du siehst nicht so aus als hättest
Weitere Kostenlose Bücher