Regenprinzessin (German Edition)
Scheiben aus denen das Fenster bestand.
Kurz bevor sie uns erreichte, stoppte mein Vater sie und sie wurde wieder so groß wie sie am Anfang gewesen war. Fassungslos starrte ich die Kugel offenen Mundes an.
„Was glaubst du habe ich gerade getan?“, fragte Vater und ließ mich nicht aus den Augen. Ich konnte stattdessen nur die Kugel anstarren.
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“, hauchte ich.
„Denk nach.“
Ich versuchte das soeben Gesehene zu verarbeiten. „Irgendwie muss es dir gelungen sein das Wasser härter zu machen, sodass es das Glas zerstören konnte.“
„Wie glaubst du habe ich das gemacht?“
Ich dachte darüber nach, doch ich kam nicht darauf. „Ich weiß es nicht.“, gestand ich.
„Hast du dich nicht gefragt, was ich am Anfang mit der Kugel gemacht habe? Warum sie kleiner geworden ist?“
„Doch schon.“ Erwartungsvoll sah ich nun zu ihm herüber und wartete auf seine Erklärung.
„Ich habe sie zusammengedrückt, so wurde sie dichter und fester. Versuch es.“
Ich schuf eine Kugel gleicher Größe vor mir und betrachtete sie genau. Dann stellte ich mir vor, wie sie sich zusammenzog und sie tat es tatsächlich. Verblüfft versuchte ich es weiter und setzte mehr Druck ein woraufhin sie noch kleiner wurde. Neugierig streckte ich meine Hand aus und versuchte meinen Finger in die Kugel zu stecken, es gelang mir nicht. Lediglich meine Fingerspitze war ein wenig nass. Als nächstes versuchte ich die Kugel zu bewegen, doch ich verlor zwischendurch den Druck und sie schwoll wieder zu ihrer alten Größe an. Ich begann noch einmal von vorn.
Nach einer Weile gelang es mir den Druck aufrecht zu erhalten und sie gleichzeitig zu bewegen.
„Soll ich ebenfalls ein Fenster einschlagen?“, fragte ich meinen Vater mit hochgezogener Augenbraue.
Inzwischen mussten fast zwei Stunden vergangen sein, seitdem wir begonnen hatten und allmählich erschöpfte es mich.
„Versuch es.“
Ich ließ die Kugel auf das Fenster los. Die Scheibe riss zwar, blieb ansonsten jedoch unversehrt. Die Kugel war an ihr zerplatzt. Noch einmal zog ich das Wasser zusammen und komprimierte es. Beim nächsten Versuch gelang es mir die Scheibe ganz zu durchbrechen.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich hatte es geschafft.
„Gut gemacht.“, lobte Vater mich.
„Kommt noch etwas?“ Ich hoffte nicht, doch das behielt ich für mich. Er wusste sowieso, dass ich inzwischen an die Grenzen meiner Kondition kam.
„Eines noch für heute, lass Wasser entstehen.“
„Wie viel und wofür brauchen wir es?“, fragte ich verwirrt.
„Es geht nicht darum, dass wir es brauchen, sondern um die Übung und die Gewohnheit. Tu es bitte.“
„Na schön.“ Ein weiteres Mal konzentrierte ich mich und vor mir entstand ein wirbelnder Wasserball. Ich ließ ihn weiter wachsen bis er einen Durchmesser von vielen Schritten erreicht hatte und den halben Thronsaal ausfüllte. Mehr würde heute nicht gehen. Schnaufend vor Anstrengung wandte ich mich an meinen Vater. „Reicht das?“
„Ja, ich bin sehr zufrieden mit dir.“, sagte er lächelnd.
Erleichtert schickte ich das Wasser durch das Fenster in die Gärten darunter.
Vater musterte mich nachdenklich als würde er meine Reaktion abschätzen wollen. „Ich möchte, dass du von morgen an jeden Tag an deiner Gabe arbeitest, ausgenommen sind die Tage an denen du den Regen herbeirufst oder wenn ich dir etwas anderes sage.“
Stirnrunzelnd sah ich zu ihm herüber. „Aber wieso? Ich weiß doch nun wie ich mich verteidigen kann.“
„Es geht nicht nur darum. Als zukünftige Königin unseres Landes musst du in der Lage sein, es auch in möglichen Kriegszeiten anführen zu können und mit in den Krieg zu ziehen.“
Seine Erklärung reichte mir nicht.
„Wieso Krieg? Wer sollte uns schon angreifen?“
„Das kann man nie wissen, daher ist es notwendig, dass du lernst deine Fähigkeiten voll auszuschöpfen und noch zu steigern.“
„Verschweigst du mir etwas?“, fragte ich ihn skeptisch.
„Nein.“, sagte er mürrisch. „Ich gebe dir lediglich Wissen weiter, dass seit Generationen an unsere Thronfolger weitergereicht wird, damit es nicht verloren geht.“
Ich wollte mich immer noch nicht so leicht fügen und schaute mich in dem gewaltigen Saal um, mein Blick fiel auf die kaputten Fensterscheiben.
„Ich werde den Palast noch auseinander nehmen, wenn ich hier täglich mit Geschossen üben soll.“
„Du wirst nicht hier üben.“, sagte Vater ruhig, er
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