Regenprinzessin (German Edition)
wusste, dass ich es so oder so tun würde, daher lohnte es sich nicht laut zu werden.
„Wo dann?“
„Im Wald, da hast du genug Platz, Pflanzen und die Möglichkeit kreativ zu sein.“
„In welcher Hinsicht kreativ?“
„Lass dir Szenarien einfallen, die die größtmögliche Zerstörung anrichten.“
„Wozu soll das gut sein?“
Mein Vater seufzte schwer, wahrscheinlich hatte er noch einige Dinge zu erledigen und konnte unseren Unterricht gerade so in seinen Zeitplan schieben.
„Stell dir folgendes vor. Du bist umzingelt von mehreren hundert, vielleicht sogar tausend Soldaten, die dir feindlich gesonnen sind. Was tust du?“
„Wahrscheinlich sehr schnell sterben.“, schnaubte ich verächtlich.
„Im Gegenteil, sie werden sterben.“, sagte Vater nachdrücklich.
„Wie?“ Die Vorstellung verblüffte mich, wie sollte ich so etwas bewerkstelligen?
„Indem du den Soldaten in deiner unmittelbaren Umgebung das Wasser entziehst. So kannst du hunderte töten, wenn du gut geübt bist. Nun hast du nicht nur das Wasser, sondern auch etwas Platz und einen Moment Zeit, weil deine anderen Feinde die entstandene Distanz überbrücken müssen, wobei ihnen die Überreste ihrer Kameraden im Weg sein werden, und auch weil sie einige Sekunden mehr oder weniger erstarrt sein werden bei dem Versuch zu begreifen, was soeben geschehen ist. Diese Zeit nutzt du, um die gewaltige Menge Wasser, die dir nun zur Verfügung steht, zu teilen und zusammenzupressen. Danach lässt du hunderte Kugeln rings um dich davon schießen.“ Er machte eine kurze Pause und ich bemerkte wie mir beinah die Augen aus den Höhlen traten. Ich hätte nie geglaubt theoretisch zu so etwas in der Lage zu sein.
„Was passiert dann?“ Meine Stimme kratzte in meinem Hals.
„Nichts weiter, da kaum noch einer in der Lage sein wird wieder aufzustehen und die, denen es noch gelingt werden nicht mehr lange stehen.“
„Und so etwas soll ich mir überlegen und üben?“ Die Vorstellung schockierte mich.
„Ja, genau das sollst du tun, dir Taktiken für allerhand Möglichkeiten und Konstellationen zurechtlegen.“
„Ich vermute nicht, dass du die Zeit haben wirst, mich zu begleiten. Ich werde also allein dort üben?“ Ich konnte es nicht ändern, also schwor ich mir, das Beste daraus zu machen.
„Nein, die Zeit habe ich nicht, aber allein sein, wirst du auch nicht.“
„Wer wird bei mir sein?“
„Dein Leibwächter.“
Mir stockte für einen Moment der Atem. Was wenn ich Van aus Versehen verletzte?
„Wäre das nicht gefährlich für ihn?“, sprach ich meine Zweifel aus.
„Es ist deine Aufgabe darauf zu achten, dass deine Macht ihn nicht trifft.“ Sein Blick bohrte sich in meinen.
„Aber was, wenn-“ Mein Vater ließ mich nicht protestieren und unterbrach mich. „Du musst zwischen Freund und Feind unterscheiden können, da du nicht immer so sauber trennen kannst. Das ist nur in den seltensten Fällen möglich.“
Ich dachte einen Moment darüber nach. „Wozu haben wir sie überhaupt, wenn wir sie eigentlich nicht brauchen?“
„Wen?“
„Die Leibwächter.“
„Ist dir deiner so zuwider?“, fragte er mich ernst.
„Nein, das ist es nicht, er erledigt seine Aufgabe gut.“, sagte ich schnell. “Nur wozu brauche ich jemanden, der auf mich aufpasst, wenn ich, wie du sagst, auf einen Schlag tausende töten könnte?“
„Du irrst, wir brauchen sie. Zum einen hat nicht jeder so viel Potential wie du. Doch der wichtigere Grund ist folgender: Du kannst nicht immer auf dich selbst aufpassen, du schläfst, siehst gerade in eine andere Richtung, bist erschöpft, und vieles anderes mehr. Auch wenn du mit etwas Übung mühelos dazu fähig sein wirst eine kleine Armee auseinanderzunehmen, reicht es, dich zu erstechen, zu vergiften oder sonst eine Kleinigkeit im rechten Moment, um dich zu töten. Um das zu verhindern hast du deinen Ritter.“
Ruhelos irrte mein Blick umher, ich wurde immer müder und hoffte bald entlassen zu werden.
Ich seufzte frustriert. „Das bedeutet also, dass ich von nun an jeden Tag müde sein werde.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Nur am Anfang, dann wird es besser.“ Beschwichtigend hob er seine Hände, er wusste, wie sehr ich die Erschöpfung hasste.
„Wie meinst du das?“ Mein Kopf schnellte in seine Richtung. Die Vorstellung war zu schön um wahr zu sein.
„Mit der Zeit wirst du stärker werden und über längere Zeit von deinen Fähigkeiten Gebrauch machen können.“
„Soll das
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