Regenprinzessin (German Edition)
heißen, dass ich es durch das tägliche Üben schaffen könnte, dass mich der Regen nicht mehr so sehr anstrengt wie bisher?“
„Genau so ist es. Deine Gabe ist wie ein Muskel, den du stärken kannst. Wenn du das tust, bist du schnell so weit, dass du bei der gleichen Aufgabe weniger Anstrengung spüren wirst.“ Die Metapher gefiel mir, doch sie warf auch neue Fragen auf.
„Wenn das so ist, wieso unterscheide ich mich dann von Gisell und Grenadine? Sie könnten doch auch üben und wären dann genauso stark wie ich.“
„Nein, das wären sie nicht, da jeder seine Grenzen hat. Du bist von deinen noch weit entfernt, da bin ich mir sicher. Deine Schwestern haben ihre allerdings bereits erreicht oder stehen kurz davor und du bist ihnen trotzdem überlegen.“
„Das verstehe ich nicht.“, musste ich mir eingestehen.
„Bleiben wir bei dem Vergleich mit den Muskeln. Selbst wenn zwei Menschen täglich laufen, um schneller und weiter laufen zu können als noch am Tag zuvor, dann ist es trotzdem wahrscheinlich, dass einer besser sein wird als der andere. Mag es an weniger Potential, kürzeren Beinen oder etwas anderem liegen, er wird den anderen früher oder später nicht mehr einholen können und der Begabtere läuft ihm davon.“, erklärte Vater mir. Das klang schon einleuchtender.
„Ich werde über deine Worte nachdenken und wie du wünscht morgen beginnen, doch ich fürchte jetzt muss ich mich ausruhen.“ Ich spürte, wie meine Lider immer schwerer wurden und ebenso der Rest meines Körpers, schließlich hatte ich mehrere Stunden meine Gabe eingesetzt.
Vater lächelte nickend, anscheinend war er mit mir zufrieden. „Leg dich ein bisschen hin, bis zum Abendessen ist noch Zeit dafür.“
„Muss ich kommen?“, ich hatte nach den heutigen Übungen nun wirklich keine Lust darauf.
Abschätzig zog Vater die Augenbrauen zusammen. „Hast du vergessen, dass wir Besuch haben? Ich bestehe auf deine Anwesenheit.“
Was für Besuch? Mein Verstand schlief schon fast, als ich mir nun das Hirn zermarterte. Dann fiel es mir wieder ein. Ansen Fidurel war gestern Abend eingetroffen.
Also gab ich mich geschlagen, ich hätte ohnehin keine andere Wahl. „Nun gut, ich werde kommen.“
Damit verabschiedete ich mich und verließ den Saal ohne seine Erwiderung abzuwarten, es wäre wahrscheinlich sowieso keine mehr gekommen, immerhin hatte er noch Termine zu denen er musste.
Zwei Dinge trösteten mich. Erstens würde ich meine Erschöpfung bald bezwingen können und zweitens, was viel wichtiger wäre, ich würde Van sehen. Jeden Tag, ganz allein, weit ab vom Rest der Welt. Das Grinsen stahl sich erneut auf mein Gesicht bei dieser Vorstellung, gleichzeitig verspürte ich auch einen kleinen Stich. Was, wenn ich meine Kräfte nicht kontrollieren konnte und ihm weh tun würde? Aufgewühlt machte ich mich auf den Weg in mein Bett. Der Abend würde ohnehin viel zu früh kommen.
Eifersucht
Träge ging ich durch die Gänge zum Bankettsaal. Ich wollte nur schlafen und würde ohnehin kaum etwas hinunter bekommen in meinem Zustand. Sara hatte mich wachrütteln müssen, so fest hatte ich geschlafen. Immerhin konnte ich Van wegen morgen Bescheid geben. Zuerst hatte ich vorgehabt, es ihm nach dem Essen zu sagen, doch ich befürchtete, nicht so lange wach bleiben zu können. Daher würde ich ihn zuvor kurz beiseite nehmen und es ihm sagen.
Als ich den Saal betrat, stoppte ich im Türrahmen. Was sich vor mir befand, ließ sich treffend mit einem Wort beschreiben. Dieses Wort lautete überfüllt.
Ich atmete tief durch und trat ein, hinter mir warteten bereits drei junge Adlige, denen ich den Weg versperrte.
Suchend ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Dem Anschein nach war sämtlicher sich auf dem Schloss befindender Adel anwesend, viele hochrangige Kaufleute, außerdem die zwölf Ritter der ersten Garde und zahllose Diener, die umher flitzten und Getränke anboten.
Einige Gesichter wandten sich mir zu und eilig steckten sie mit ihren Gesprächspartnern die Köpfe zusammen. Was es wohl wieder neues über mich gab? Doch eigentlich scherte es mich nur wenig. Ich beließ es dabei und suchte weiter nach Van.
Ich erblickte Grenadine in der Menge. Sie unterhielt sich mit unserer Schwester. Sie winkte mir zu, woraufhin sich Gisell in meine Richtung wandte. Nach ein paar kurzen Worten, kam Gisell in meine Richtung.
Das hatte mir heute gerade noch
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