Regenprinzessin (German Edition)
gefehlt. Ich drehte mich weg und bahnte mir in die andere Richtung einen Weg durch die eng bei einander stehenden Menschen.
Nach einer Weile hatte ich Van gefunden und musste meine sämtliche Beherrschung aufbieten, um bei seinem Anblick nicht über das ganze Gesicht zu strahlen.
Er stand mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit Sartes und Asant. Sie machten ihn auf mich aufmerksam und er drehte sich in meine Richtung, ein verhaltenes Lächeln auf den Lippen. Van sah blendend aus wie immer und es fiel mir noch schwerer mein Lächeln zu unterdrücken.
Ich erreichte die Gruppe und wir tauschten Begrüßungen aus.
Danach richtete ich das Wort direkt an Van. „Ich müsste etwas mit Euch besprechen. Habt Ihr einen Moment Zeit für mich?“ Ich gab mir größte Mühe gleichgültig zu klingen.
„Selbstverständlich.“ Wie auf ein Signal hin, trollten sich die anderen beiden und wir waren ungestört. Nun ja, so ungestört wie man in einer Menschenmenge eben sein konnte. Ich sah mich um, ob jemand besonders auf uns achtete, konnte jedoch niemanden ausmachen.
Bevor ich Van von meiner neuen Aufgabe erzählen konnte, kam er mir mit einer Frage zuvor. „Seid Ihr wohlauf? Ihr seht erschöpft aus.“ Er sprach leise, wagte es jedoch nicht in vertrautem Ton mit mir zu sprechen, was auch besser war bei der großen Anzahl potentieller Lauscher um uns herum. Besorgt sah er zu mir herunter und wartete auf meine Antwort.
„Ich bin nur müde.“, sagte ich langsam und kniff meine Augen einmal fest zusammen in der Hoffnung sie danach etwas länger offen halten zu können. Das veranlasste Van noch kritischer auszusehen.
„Warum?“, fragte er.
„Ich habe nachmittags einige Stunden meine Gabe benutzt.“ Hinter seiner Stirn arbeitete es und bevor er sich zu große Sorgen machte, sprach ich weiter. „Mein Vater möchte, dass ich sie von nun an täglich auf neuen Gebieten ausprobiere, daher ist es notwendig, dass Ihr mich dazu in den Wald begleitet.“
„Ab wann?“
„Morgen. Ich erwarte Euch auf dem Hof zwei Stunden nach Sonnenaufgang.“ Ich musste beim Sprechen ein Gähnen unterdrücken.
„Wie Ihr wünscht, ich werde da sein.“ Van verneigte sich leicht. Seinem Blick sah ich an, dass er mir noch einiges mehr zu sagen hatte, doch auch er beherrschte sich und wusste, dass es bis morgen warten musste. Zu bewusst war es uns, was auf dem Spiel stehen konnte.
Ich nickte, wandte mich wortlos von ihm ab und machte mich bedauernd auf den Weg zu den Fenstern. Eine Weile war ich dort ungestört und hing meinen Gedanken nach, die sich inzwischen ausschließlich darum drehten nicht im Stehen einzuschlafen.
Jemand stellte sich zu mir und räusperte sich leise. Seufzend drehte ich mich um. Grenadine stand neben mir.
„Du siehst erschöpft aus.“, sagte sie leise.
„Nur müde.“, nuschelte ich, während ich mich schüttelte, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Meine Schwester musterte mich mit ernstem Blick, sagte jedoch nichts weiter dazu.
„Gisell hat mir von eurem Streit erzählt.“, sagte sie stattdessen.
Ich machte ein unbestimmtes Geräusch, ich wollte nicht darüber reden.
Nach einer kurzen Pause versuchte sie es erneut. „Du solltest ihr verzeihen, Gianna. Du weißt doch, wie sie ist. Sie hat es bestimmt nicht so gemeint.“ Ganz Diplomatin versuchte Grenadine zwischen uns zu schlichten. Das hatte sie schon immer getan. Sie mochte es nicht, wenn wir stritten.
Nach dem heutigen Tag und dem gestrigen Streit war ich dafür nicht empfänglich. „Glaub mir, es war ihr ernst damit.“
„Aber-“
„Grenadine bitte. Ich muss meine sämtliche Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht augenblicklich einzuschlafen. Ich möchte mich jetzt nicht mit dir über Gisell streiten.“
Mitfühlend musterte sie mich noch einmal. „Was hast du heute gemacht? Du rufst doch erst in zwei Tagen wieder den Regen.“
Ich massierte mir die Schläfen, von der Müdigkeit bekam ich Kopfschmerzen. „Ich habe den ganzen Nachmittag mit Vater an meiner Gabe gearbeitet und nur eine Stunde schlafen können.“
Das verblüffte sie. „Wozu?“
„Selbstverteidigung. Er möchte, dass ich das von nun an täglich mache, da er befürchtet, ich könnte bei einem weiteren Mordanschlag weniger Glück haben.“
„Oh.“, hauchte Grenadine tonlos. „Was habt ihr denn gemacht?“, fragte sie nach einem Moment des Schweigens.
Ich wollte nicht mit ihr darüber sprechen, mir wurde schon wieder übel, wenn ich an die Hühner dachte. Außerdem
Weitere Kostenlose Bücher