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Regenprinzessin (German Edition)

Regenprinzessin (German Edition)

Titel: Regenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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Überreste der Palme nicht mehr fühlen, aber das müsste bedeuten, dass ich sie mit einem Schlag ausgetrocknet hätte. Ich konnte es mir kaum vorstellen und öffnete die Augen, um mich davon zu überzeugen.
    Vor mir schwebte eine Wasserkugel von ähnlicher Größe wie die ersten beiden in der Luft. Dahinter stand die dritte vertrocknete Pflanze. Es gab nur noch zwei, die lebten.
    Ich schluckte, damit hatte ich nicht gerechnet. „War das gut so?“, fragte ich Vater unsicher.
    Dieser schüttelte ungläubig den Kopf, während er antwortete. „Das war unglaublich, Gianna. Ich habe damals annähernd zwei Wochen dafür gebraucht. Versuch es noch einmal.“
    Ich tat es. Ließ allerdings die Augen offen. Ich wollte es sehen. Wie beim vorherigen Mal hatte ich der Palme auf einen Schlag sämtliches Wasser entzogen. Ohne auf Anweisungen von meinem Vater zu warten, stürzte ich mich auch noch auf die letzte Pflanze. Es war mit ihr dasselbe.
    Da keine weiteren Palmen zur Verfügung standen, wandte ich mich wieder meinem Vater zu. Ich hatte eine schlimme Vorahnung was die Hühner betraf.
    „Was nun? Du sagtest, das sei die erste Lektion für heute. Was kommt jetzt?“
    Unglücklich sah mein Vater zu mir herüber, dann schaute er zu den Hühnern. „Mach mit den Hühnern das gleiche.“
    Hatte ich es doch befürchtet.
    „Nein.“ Für gewöhnlich widersprach ich ihm nicht, aber er konnte doch nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich diese hilflosen Tiere kaltblütig tötete.
    „So leid es mir tut, Liebes, aber du musst es üben und beherrschen, auch bei Tieren. Das hilft dir, es notfalls bei einem Menschen zu tun. Hättest du es neulich Nacht schon gekonnt, wären dir viele Schmerzen und viel Angst erspart geblieben.“
    Damit hatte er zwar recht, dennoch hatten diese armen Vögel nichts damit zu tun. Man könnte sie nicht einmal essen, nachdem ich mit ihnen fertig wäre. Ihr Tod wäre sinnlos, das wollte ich nicht.
    „Ich kann nicht.“, sagte ich tonlos.
    „Du musst dich überwinden, damit du im entscheidenden Moment keine Hemmungen hast dich und andere zu schützen.“
    „Aber es sind doch nur Hühner. Was kann einem ein Huhn schon zuleide tun?“
    Mein Vater schien meine Ausreden satt zu haben und seine Stimme war herrisch, als er mir nun antwortete. „Wäre es dir lieber ich ließe dich an Menschen üben?“
    Dieser Gedanke schockierte mich und mir wurde übel davon.
    „Je schneller du es hinter dich bringst, desto weniger müssen du und diese Tiere leiden.“
    Ich seufzte und schloss die Augen. Mir war bewusst, dass ich ihn nicht davon abbringen konnte. Ich spürte die vier Hühner vor mir und breitete meine Gabe über alle gemeinsam aus. Ohne Vorwarnung entriss ich ihnen das Wasser aus ihren kleinen Leibern und somit auch ihr Leben. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich eine Kugel von ungefährer Größe wie die vorherigen, doch das war mir auch zuvor schon bewusst gewesen. Dahinter lag das, was von den Hühnern noch übrig war, es war kaum mehr als ein Haufen Federn. Erschüttert sank ich auf die Knie.
    Ich konnte die aufsteigende Übelkeit in mir kaum bezwingen. Unbeabsichtigt verlor ich die Kontrolle über die Kugel und sie ging platschend zu Boden. Mein Vater kniete neben mir und versuchte mich zu beruhigen. „Es reicht, wenn du mit Pflanzen übst, doch es war wichtig dich diese Erfahrung machen zu lassen.“
    Ich suchte das Taschentuch, das sich irgendwo in meiner Rocktasche verbergen musste. Als ich es fand, zog ich es heraus und wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht. Dann stand ich auf und straffte meine Schultern, wobei ich tief durchatmete.
    „Was kommt jetzt?“ Ich wollte es nur hinter mir haben.
    Mein Vater zögerte. „Wir können den Rest auch morgen machen.“
    „Was jetzt?“, fragte ich noch einmal.
    Er seufzte, drehte sich dann aber zu den Fenstern. „Ich werde es dir zeigen.“
    Vater ließ eine faustgroße Kugel vor sich entstehen. Plötzlich begann sie zu schrumpfen, aber ich konnte nicht sehen wohin das restliche Wasser verschwand. Die Kugel, die übrig blieb, hatte in etwa die Größe einer Münze. Mein Vater sah kurz zu mir herüber, um sich meiner Aufmerksamkeit zu versichern. Auf einmal schoss die Kugel pfeifend durch die Luft, direkt auf eines der geschlossenen Fenster zu. Ich rechnete damit, dass sie dort zerplatzen würde, doch stattdessen durchschlug sie die Scheibe und hinterließ ein Loch. Jetzt sauste die Kugel zurück und durchschlug eine der anderen kleinen

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