Regenprinzessin (German Edition)
einen breiten Streifen vom unteren Rand abriss.
Behutsam wickelte er den Stoff um meinen Arm und zog ihn kräftig zu. Ich konnte nicht verhindern leicht zusammenzuzucken, biss mir aber auf die Unterlippe, um nicht zu schreien.
„Tut mir leid, aber sonst verlierst du zu viel Blut.“, entschuldigte sich Van leise bei mir. Wieder streifte sein besorgter Blick unruhig über meinen Körper. „Bist du noch woanders verletzt?“, fragte er beunruhigt, da er scheinbar nicht ausmachen konnte wie viel von dem Blut meines war.
„Nein, zumindest nicht ernsthaft. Was ist mit dir?“ Obwohl er aufrecht vor mir kniete, war es schließlich immer noch möglich, dass er ebenfalls verletzt war.
Van schüttelte seinen Kopf. „Nichts schlimmes.“, antwortete er und ich wollte schon erleichtert aufseufzen, doch ich kannte ihn besser und zog stattdessen eine Augenbraue hoch.
„Wirklich?“, fragte ich skeptisch.
„Nichts was stark blutet oder gebrochen ist.“, räumte er nach kurzem Zögern ein.
Wenigstens etwas. Ich würde das mit meinem Arm schon überstehen, wenn Van etwas geschehen wäre, könnte ich es weit weniger ertragen.
Tinka wieherte ängstlich und ich erinnerte mich daran, wie sie von dem Messer, das für mich bestimmt war, getroffen wurde.
„Wie geht es ihr?“, fragte ich erschrocken.
„Ich weiß es nicht. Lass uns nachsehen.“, schlug Van vor und half mir aufzustehen.
Ich war wackelig auf den Beinen und Van stützte mich vorsichtig. Langsam gingen wir zu Tinka, die immer noch unruhig war.
Van redete beruhigend auf sie ein, während er sich ihrem verletzten Bauch näherte. Ich ging zu ihrem Kopf und kraulte sie am Ohr. Ich hoffte, sie dadurch ablenken zu können. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich ihre Verletzung wirklich sehen wollte.
Ich spähte zu Van herüber und stellte beruhigt fest, dass er kaum besorgt war. Er kam zu mir und kraulte Tinkas anderes Ohr.
„Es ist nicht sehr tief, aber du wirst sie eine Weile nicht reiten können.“, sagte er ruhig.
„Danke, dass du nachgesehen hast.“ Ich lächelte ihn erleichtert an, was dafür sorgte, dass sich Vans Miene endlich aufhellte.
Er sah sich um als wollte er feststellen, ob noch weitere Gefahren im Gras lauerten.
„Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen.“, sagte er, als sein Blick auf meinem Gesicht zur Ruhe kam.
„Und wie?“
„Du reitest Lian und deine Stute und ich laufen nebenher.“
„Warum willst du laufen? Wir passen doch beide auf dein Pferd.“ Immerhin kämen wir auf diese Weise schneller von hier weg. Mir behagte die Vorstellung Van den restlichen Weg laufen zu lassen gar nicht.
„Zum Glück bist du nicht so schwer verletzt, als dass ich es rechtfertigen könnte, dich öffentlich im Arm zu halten. Also werde ich wohl oder übel laufen.“
Ich versuchte nicht zu protestieren. Er war zu stur, um von seiner Meinung abzurücken. Van hatte nicht ganz unrecht unter diesen Umständen. Was wäre allerdings, wenn man die Umstände änderte?
„Ich könnte vor lauter Schreck ohnmächtig geworden sein. Dann müsstest du mich stützen. Es sei denn, du wolltest, dass ich vom Pferd fiele.“ Frech grinste ich zu ihm hoch, dagegen konnte er kaum Einwände erheben.
„Unwahrscheinlich, dass du so lange bewusstlos bist, bis wir im Schloss sind.“, sagte Van abschätzend.
Ich zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. Gab mir dann jedoch alle Mühe so auszusehen wie ich mich unter der Fassade tatsächlich fühlte. Theatralisch hob ich meinen gesunden Arm vors Gesicht und ließ mich nach hinten ins Gras fallen.
Verstohlen linste ich unter meinem Arm hervor. Van beugte sich besorgt über mich. Unsicher, ob ich Theater spielte oder mir wirklich schwindelig war.
„Wollen wir es darauf ankommen lassen?“, fragte ich neckisch.
Van verdrehte seine Augen und schaute flehend gen Himmel. „Anders bekomme ich dich sowieso nicht auf das Pferd.“, stellte er resigniert fest.
Er zog mich hoch und machte sich auf den Weg, um Lian zu holen. Ich schaute ihm hinterher und sah die gesamten Ausmaße, des Schlachtfeldes, das vor mir lag. Der Großteil, der Männer, die mir zum Opfer gefallen waren, lag zerrissen am Boden.
Die Vorstellung, dass das mein Werk war, war erschreckend. Kein Wunder, dass ich vor Blut nur so triefte. Bevor ich jedoch weiteren düsteren Gedanken verfallen konnte, kam Van zurück. Er ging zu Tinka und band ihre Zügel an Lians Sattel fest. Nachdem er mir hinauf geholfen hatte, zog er sich hinter mir in den
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