Regenprinzessin (German Edition)
dann kümmern wir uns um die anderen Dinge.“
Es klang vernünftig und warum nicht, wo mir doch selbst nichts Besseres einfiel. Zumal ich auch keine große Lust hatte mir darüber Gedanken zu machen. Die nächsten Wochen würden eine Qual werden. Van hielt mich noch immer umschlungen und abermals lenkte es mich ab. Ich korrigierte mich, die Nachmittage und Abende wären eine Qual, was jedoch die Vormittage betraf…
„Was hältst du davon?“ Van unterbrach meine abschweifenden Gedanken und ich musste mich konzentrieren, damit ich mich erinnerte, was er gesagt hatte und weswegen wir hier waren.
„Es klingt vernünftig und wir werden es so machen.“, sagte ich nach einer kurzen Pause.
Ich sammelte mich und beschwor Wasser herauf. Im Nu bildete sich eine Kugel vor uns und ich ließ sie weiter anschwellen. Nach einer Weile musste ich sie wegschieben, um zu verhindern, dass wir nass worden. Sie wurde immer größer und ich hob sie über die Baumwipfel, wo sie ausreichend Platz hatte.
Mittlerweile hatte sie eine beachtliche Größe. Ich schätzte ihren Durchmesser auf mehrere hundert Schritte. Niemals zuvor hatte ich so viel Wasser an einer Stelle geschaffen, sondern immer als Regen über die Insel verteilt. Mir war der Schweiß ausgebrochen und ich keuchte vor Anstrengung.
„Hör auf, es reicht.“
Nickend stimmte ich Van zu und hörte auf weiteres Wasser zu erzeugen. Plötzlich wurde mir ein neues Problem bewusst und vor Schreck über diese Erkenntnis verlor ich beinah die Kontrolle. Ich beruhigte mich und konnte die Kugel halten. Hilfesuchend sah ich zu Van, der seinen Kopf wieder auf meine Schulter gebettet hatte.
„Was mache ich jetzt damit?“ Meine Stimme zitterte sowohl von der Anstrengung, die die Kontrolle des Wassers hervorrief, aber auch von der langsam in mir aufsteigenden Panik.
Van runzelte verwirrt die Stirn, doch sobald ihm mein Problem dämmerte, weiteten sich überrascht seine Augen.
„Ich vermute nicht, dass du es wieder verschwinden lassen kannst?“, fragte er hoffnungsvoll.
Ich schüttelte hilflos den Kopf. „Nein.“
Fieberhaft dachte ich nach und tat das einzige, was mir als machbar erschien. Ganz vorsichtig begann ich das Wasser nach unten abzuleiten. Der Strahl traf auf den Boden und ich lockerte meine Kontrolle über diesen Teil, sodass es gleichmäßig über die Erde floss und sich verteilte. Unfähig diese Menge aufzunehmen rauschte es über den Boden und um unsere Füße herum. Zunächst nur langsam, doch nun zusehends schneller, wurde die Kugel kleiner. Ich überflutete das gesamte Gebiet und das Wasser rauschte oberhalb unserer Knöchel an uns vorbei.
Sobald ich alles am Boden hatte, seufzte ich erleichtert auf und ließ mich gegen Vans Brust sinken. Ich war vollkommen erschöpft. Das Ableiten hatte meine letzten Reserven verschlungen.
„Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so viel wird.“, sagte Van erstaunt.
„Ich auch nicht. So habe ich es zum ersten Mal gemacht.“
„Wie fühlst du dich?“
„Ziemlich erschöpft.“
„Möchtest du zurück?“
Ich wäre gern noch mit Van allein geblieben, doch leider musste ich mir eingestehen, dass ich mich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte.
„Wenn ich mich vor dem Abendessen noch etwas ausruhen möchte, und das muss ich unbedingt, dann sollten wir aufbrechen.“ Ich konnte ein Gähnen nicht unterdrücken und hielt mir schnell die Hand vor den Mund.
„Kannst du es nicht ausfallen lassen?“ Van sah nicht so aus als sei er der Meinung, dass ich wieder aufwachen würde, sobald ich schlief. Ich befürchtete dasselbe, doch Sara würde mich schon wecken können.
„Nicht so lange Ansen da ist.“
Van seufzte resigniert. „Dann muss ich wohl auch kommen.“
Er lockerte seine Umarmung und legte mir stattdessen einen Arm um die Hüfte. Wir machten uns auf den Weg zurück zu unseren Pferden.
„Warum möchtest du nicht kommen? Immer noch Angst vor Alissa?“, fragte ich Van unterwegs. Ich wollte ihn nicht verärgern, aber ich konnte es mir auch nicht verkneifen. Ihr Verhalten machte mich noch immer wütend.
Van kniff mürrisch die Augen zusammen und funkelte kurz zu mir herüber. „Nein, Alissa macht mir keine Sorgen. Ich war ziemlich deutlich und du brauchst dich auch nicht um sie zu kümmern. Es ist wegen Ansen. Er starrt mich ständig so an, wenn er mich sieht.“
„Sag bloß du hast noch einen Verehrer?“, fragte ich skeptisch.
„So begehrt bin ich nun auch nicht.“, schnaubte Van amüsiert.
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