Regenprinzessin (German Edition)
sollte sicherheitshalber einmal nachsehen gehen.“
„Mir ist nichts besseres eingefallen.“, gab ich achselzuckend zu.
Er wollte sich gerade zu mir setzen, als ich aufstand.
„Komm mit.“, forderte ich ihn auf.
„Wohin?“
„Ich möchte dir etwas zeigen, also komm.“
Misstrauisch sah er mich an, sagte aber nichts. Ich ging um die Bank herum und verließ den Weg, der durch den Garten führte. Die Erde der Beete war durch den Regen aufgeweicht und ich raffte meine Röcke damit sie sauber blieben. Vorsichtig schob ich mich an den dichtstehenden Rosensträuchern vorbei und versuchte ihren Dornen auszuweichen.
Endlich hatte ich die gesuchte Stelle gefunden und stand vor der Wand des Ostflügels. Van stand neben mir und beobachtete mich, wie ich die Wand absuchte. Es dauerte einen Moment bis ich die richtige Fuge wiedergefunden hatte. Ich zeigte auf die kleine Vertiefung zwischen den großen Steinplatten. „Siehst du diese Stelle hier?“
„Ja, was ist damit?“, fragte Van zurück.
„Merk dir genau wo sie ist, damit du sie später finden kannst.“, forderte ich ihn auf.
Van besah sich die Wand noch einmal genau und prägte sich die Stelle ein. Auf sein Nicken hin drückte ich meine Fingerspitze in die Vertiefung. Am Anfang schien es als würde gar nichts geschehen. Augenblicke später glitt die Platte vor uns lautlos zur Seite und offenbarte den dahinter liegenden Gang.
„Wo geht es dort hin?“, fragte Van überrascht und spähte in die Dunkelheit.
„Das ist es, was ich dir zeigen möchte.“, antwortete ich lächelnd und betrat den Gang. Van folgte mir, ohne dass ich ihn noch einmal darum bitten musste.
Kaum hatten wir ihn betreten, drehte ich mich wieder um und befühlte die Wand des Tunnels. Einer der Ziegel stand ein wenig vor. Ich ergriff Vans Hand und fuhr mit seinen Fingern über die Steine.
„Spürst du den Unterschied?“
„Ja, der Stein steht kaum merklich hervor.“
„Genau.“, bestätigte ich seine Beobachtung. „Merk dir wo er ist und versuch ihn zu erfühlen. Du musst ihn im Dunkeln wiederfinden können.“
„Wozu das alles?“, fragte Van, während er über die Wand strich. Überraschender Weise schien er immer noch nicht dahinter gekommen zu sein wohin dieser Gang unter anderem hinführte.
„Es wird dir gefallen, da bin ich sicher.“, sagte ich lächelnd. „Folg meinen Anweisungen, das ist wichtig.“, fügte ich ernster hinzu.
Van nickte und fuhr weiter über die Wand.
„Ich denke, ich werde ihn wieder finden.“, sagte er nach einer Weile.
„Gut, dann drück ihn.“
Van tat wie geheißen und sah interessiert zu, wie die Steinplatte wieder an ihren Platz glitt. Wir wurden von völliger Finsternis verschlungen. Es war unmöglich etwas zu sehen.
„Jetzt versuch den Stein wiederzufinden.“ Ich machte es auf dieselbe Art wie mir einst die Gänge und Mechanismen erklärt wurden.
„Ich habe ihn.“, sagte Van nur wenig später.
„Drück ihn, um sicher zu gehen.“
Die Wand glitt wieder auf und die Finsternis wich mit ihr.
„Schließ sie wieder, dann gehen wir weiter.“
Van drückte den Stein und die Dunkelheit verschluckte uns erneut.
Ich suchte nach seiner Hand und fand sie schließlich. Nachdem ich sie gegen die Wand gedrückt hatte, gab ich ihm weitere Anweisungen. „Wir haben hier kein Licht, das könnte zu auffällig sein, daher musst du dich auf deine Hände verlassen, aber eigentlich ist es ganz einfach.“, versicherte ich ihm, bevor ich mit kleinen Schritten voran ging und unsere Hände über die Wand streifte. „Halte dich beim Hineingehen immer rechts, wenn du wieder gehst entsprechend links. Solltest du jemals der Meinung sein, hier könnte noch jemand anderes außer dir sein, drück dich an die gegenüberliegende Wand, dann sollten sie an dir vorbei gehen.“
Van erwiderte nichts, sondern konzentrierte sich ganz auf meine Worte und seine Sinne.
Wir waren jetzt kurz vor dem ersten Abzweig. Ich hielt an. „Hier musst du ganz leise sein, man könnte dich sonst hören.“ Ich wollte gerade weiter gehen, als mir einfiel, dass er von dem Abzweig noch gar nichts wusste. „Erschreck dich nicht, gleich kommt ein abzweigender Gang, aber danach geht die Wand weiter.“, flüsterte ich.
Wir gingen weiter und passierten den Gang, der in Gisells Schlafzimmer führte.
Wieder warnte ich ihn vor. „Gleich kommt der nächste Gang, dem werden wir folgen. Nach wenigen Schritten kommt eine Treppe mit siebzehn Stufen nach unten, kurz darauf führen
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