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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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sind.
    Der Hoatzin: ein sonderbarer Vogel
    Der Hoatzin (
Opisthocomus hoatzin
) ist ein außergewöhnlicher Vogel, der gruppengebunden in Gewässernähe im tropischen Regenwald des nördlichen Südamerika lebt. Man hört und riecht den eher schlechten Flieger, bevor man ihn inmitten der üppigen Vegetation zu Gesicht bekommt. Sein Name ist indianischer Herkunft; umgangssprachlich ist er auch als Schopfhuhn, Zigeunerhuhn oder Stinkvogel bekannt.
    Wenig flexibel
    Der 60–70 cm große und bis zu 800 g schwere Hoatzin lebt östlich der Anden im neotropischen Tiefland und besiedelt ausschließlich Büsche und niedrige Bäume in Überschwemmungsgebieten oder entlang von träge fließenden Seitenarmen im Stromgebiet des Orinoco und Amazonas sowie an Wasserläufen entlang der Atlantikküste. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Süß-, Brack- oder Salzwasser handelt, da er nicht auf das im Wasser vorhandene Nahrungsangebot angewiesen ist. Er ernährt sich von bis zu 50 Pflanzenarten, die am Ufer wachsen, wobei er Aronstabgewächse und Mangroven bevorzugt.
    Sein Nest baut der Altvogel immer über dem Wasser, damit sich die Jungen bei Gefahr hineinfallen lassen können. Da die Hoatzins weder gut im Fliegen noch im Laufen oder Schwimmen sind, gehören sie zu den am stärksten auf ihr Habitat angewiesenen Vögeln. Wenn ihre Futterbäume in der Trockenzeit die Blätter verlieren, müssen sie sich im Umkreis einen neuen Standort suchen, was für die Tiere eine große Anstrengung bedeutet.
    Wie ein Wiederkäuer
    Eine Besonderheit, die den Hoatzin von allen anderen Vogelarten unterscheidet, ist seine Verdauung: In Anpassung an seine Hauptnahrung, die aus harten Blättern, Knospen und Früchten besteht, hat sich aus einem Teil der Speiseröhre ein muskulöser und innen mit Hornleisten versehener Kropf entwickelt. In diesem werden die abgerupften Blätter fein zermahlen. Der Nahrungsbrei bleibt 24–48 Stunden im Kropf, wo er von Mikroorganismen aufgeschlossen wird und den üblen Geruch verursacht, den die Tiere ausströmen.
    Es gibt nur wenige Indianerstämme im brasilianischen Regenwald, die sowohl die Eier sammeln als auch gelegentlich die Vögel selbst verzehren und die Federn als Fischköder benutzen. Insgesamt ist der auffällige Hoatzin daher nicht in seiner Existenz bedroht. Eine gewisse Gefährdung besteht allerdings aufgrund der Umwandlung seines Lebensraums in Kulturland (v. a. für den dort betriebenen Reisanbau).
    Ein schwacher Flieger …
    Der große Kropf liegt außerhalb des Brustkorbs zwischen Brustbein und Haut und hat zur Rückbildung des vorderen Brustbeinkamms geführt, der die Ansatzfläche für die Flugmuskulatur bildet. Dadurch sind die Flugmuskeln schwach entwickelt, so dass sich der Hoatzin nur mühsam in die Luft erheben und dort lediglich kurze Strecken gleiten kann. Sichtlich erschöpft verbringt er die heißen Tagesstunden in einer Ruhestellung, in der er verdaut und auch schläft. Früh morgens und abends ist der Vogel am aktivsten und begibt sich auf Futtersuche.
    Hoatzin
Opisthocomus hoatzin
    Klasse Vögel
    Ordnung Hühnervögel
    Familie Hoatzins
    Verbreitung in Galeriewäldern entlang von Flussläufen, an Seen und Teichen sowie in Sümpfen im Norden Südamerikas
    Maße Länge: 60–70 cm
    Gewicht 400–800 g
    Nahrung Blätter, Knospen, Früchte
    Zahl der Eier 2–4
    Brutdauer 28–30 Tage
    … aber gesellig
    Vermutlich wegen seiner stark eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten hat sich der Hoatzin zu einem sehr sozialen Tier entwickelt, das in Gruppen mit bis zu 40 Mitgliedern lebt. Die Vögel halten durch vielfältige Rufe ständig Kontakt untereinander. In der Regenzeit bilden sich zum Brüten meist kleinere Gruppen aus zwei bis acht Vögeln. Optische Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen existieren nicht. Das von beiden Eltern in 2 bis 5 m Höhe über dem Wasser gebaute Nest besteht aus einer aus bleistiftdicken Zweigen lose zusammengefügten Plattform. Nach etwa einem Monat schlüpfen aus den zwei bis vier Eiern blasse und fast nackte Küken. Sie werden ständig von den Eltern bewacht und monatelang mit vorverdautem Pflanzenbrei aus dem Kropf gefüttert.
    Als Ausnahmeerscheinung unter den lebenden Vogelarten tragen die jungen Hoatzins zwei Krallen an jeder Flügelkrümmung, mit deren Hilfe sie sich im Geäst fortbewegen. Bei Gefahr durch Raubvögel, Affen oder Schlangen lassen sich die Jungvögel ab dem dritten Tag ins Wasser fallen, wo sie sich als geschickte Schwimmer und Taucher

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