Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
die enorme Wucht, mit der Harpyien zuschlagen, lassen dem Faultier keine Chance. Mit seinen mächtigen Krallen reißt der Greifvogel es ohne Mühe von den Zweigen los.
Leben im Schlaraffenland
Faultieren wächst ihre Nahrung sozusagen in den Mund: Mit den Krallen fest in den Zweigen verankert, gelangen sie mühelos anBlätter, junge Triebe, Knospen und Früchte. Hin und wieder ergänzen sie ihren Speiseplan mit wirbellosen Kleintieren. Die Pflanzenteile reißen sie mit den stark verhornten Lippen ab, da ihnen Schneide- und Eckzähne fehlen. Der Oberkiefer ist mit zehn, der Unterkiefer mit acht schmelzlosen, braunen Zähnen besetzt, die vom Zermahlen der cellulosehaltigen Kost stark ausgehöhlt sind, so dass die offenen Pulpahöhlen ein ständiges Nachwachsen der Zähne ermöglichen. Ihren Flüssigkeitsbedarf decken Faultiere über den Verzehr saftiger Pflanzenteile oder durch Ablecken von Tautropfen.
Der Pflanzenbrei gelangt in einen in mehrere Kammern unterteilten Magen, in dem er bis zu einem Monat verweilt. Cellulose spaltende Bakterien helfen, die faserreiche Nahrung allmählich zu zersetzen. Ein gefüllter Magen macht fast ein Drittel des gesamten Körpergewichts eines Faultieres aus. Der Darm ist nur kurz, hat aber vor dem After eine Erweiterung, in der sich der Kot ansammelt, so dass Faultiere ihn nur alle acht bis neun Tage abgeben müssen.
Unaus bleiben für gewöhnlich nicht länger als einen Tag auf demselben Baum, da dieser dann weitgehend abgeerntet ist. Am späten Abend oder in der Nacht versuchen die Tiere – möglichst über das Astwerk – zu einem benachbarten Nahrungsbaum zu gelangen. Nur wenn dies nicht gelingt, verlassen sie zögernd den sicheren Schutz der Baumwipfel und begeben sich auf den Boden, der für sie ein unsicheres Terrain darstellt. Denn der Körperbau der Tiere ist ausgesprochen ungeeignet für die Fortbewegung im Unterholz. Mit ihren schmalen Füßen und Händen und der schwach entwickelten Beinmuskulatur können sie weder laufen noch springen. Deshalb legen sie sich auf den Bauch und ziehen sich mit den Krallen mühsam und unbeholfen vorwärts. Dagegen erweisen sie sich als gute Schwimmer, die sowohl brustschwimmen als auch kraulen können. Da Faultiere weniger im Urwaldinneren, sondern meistens in Ufernähe von Flüssen leben, begeben sie sich gelegentlich auf der Suche nach einem neuen Nahrungsbaum ins Wasser und schwimmen auf die andere Seite.
Allein erziehende Mütter
Im Allgemeinen sind Zweifingerfaultiere Einzelgänger, Weibchen können sich aber zuweilen auch zu kleineren Gruppen zusammentun. Die Männchen kommen mit den Weibchen nur zur Paarung in Kontakt. Männchen und Weibchen sind kaum zu unterscheiden, da die im Leistenkanal liegenden Hoden äußerlich nicht erkennbar sind. Bei der Paarung, die unabhängig von der Jahreszeit erfolgt, wenden beide Partner die Bäuche einander zu, während sie an den Armen im Geäst hängen. Anschließend trennt sich das Paar wieder, da das Männchen nicht an der Jungenaufzucht beteiligt ist.
Nach zehn Monaten bringt das Weibchen, im Geäst hängend, ein Junges zur Welt. Das Jungtier klettert selbstständig am Bauchfell zu den achselständigen Zitzen der Mutter. Die ersten vier Wochen bleibt es im dichten Bauchfell verborgen; die Mutter bewegt sich in dieser Zeit nur sehr wenig. Anschließend werden Mutter und Kind wieder aktiver. Droht Gefahr, verteidigt das Faultierweibchen sein Junges, das bei Bedrohung einen hohen schrillen Schrei ausstößt, durch Schlagen und Beißen.
Das Jungtier wird drei bis fünf Monate gestillt, obwohl es schon mit zehn Wochen pflanzliche Nahrung zu fressen beginnt. Erst nach neun Monaten löst es sich vom mütterlichen Fell und hängt allein im Geäst. Nach etwa zwölf Monaten wird der Nachwuchs unabhängig. Männchen werden mit zweieinhalb Jahren, Weibchen mit drei Jahren geschlechtsreif. Sie können nun im Abstand von mindestens 16 Monaten jeweils ein Jungtier zur Welt bringen. Zweifingerfaultiere erreichen ein Alter von ungefähr 20 Jahren.
Goldagutis: scheue Bewohner des Unterholzes
Unermüdlich durchstreifen die langbeinigen Goldagutis (
Dasyprocta leporina
) das dichte Buschwerk südamerikanischer Wälder auf der Suche nach heruntergefallenen Früchten. Mit ihren scharfen Zähnen zerlegen die Nager selbst die harten Schalen von Palmnüssen. Dabei spielen sie eine wichtige Rolle für das Ökosystem, denn sie vergraben überzähliges Futter und tragen so zur Verbreitung fruchttragender
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