Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
haben je drei Finger und Zehen, Mitglieder der Gattung
Choloepus
nur zwei Finger, aber drei Zehen.
© Mauritius Images/Minden Pictures/Michael & Patricia Fogden
Männliches Braunkehl-Faultier beim Sonnenbad
Optimal angepasste Baumbewohner
Zweifingerfaultiere kommen im nördlichen Südamerika von Kolumbien, Ecuador, Venezuela, Suriname, Französisch Guyana und Guyana bis Nordbrasilien und Peru vor. Die 60–70 cm großen und bis zu 9 kg schweren Tiere bewohnen ausschließlich die Baumkronen tropischer Regenwälder und sind bestens an ihre hängende Lebensweise angepasst: Arme und Beine sind fast gleich lang und die Hände und Füße enden in kräftigen sichelförmigen Krallen, die bis 7,5 cm lang werden. Mit ihrer Hilfe können sich Faultiere optimal festhalten und sich hangelnd durch die Bäume bewegen.
Als weitere Anpassung an ihre Lebensweise hat sich die Wuchsrichtung des Fells geändert: Der Scheitel verläuft nicht entlang der Wirbelsäule, sondern auf der Mittellinie des Bauches. So kann das Regenwasser zu beiden Seiten leicht abfließen.
Nicht aus der Ruhe zu bringen
Die scheinbare Faulheit der sich nur sehr träge bewegenden Tiere rührt von ihrem extrem niedrigen Stoffwechsel her. Ihre Stoffwechselrate liegt bei nur 40–45 % dessen, was man angesichts des Gewichts der Tiere erwarten dürfte. Ursache ist vor allem die energiearme Kost, denn Faultiere ernähren sich hauptsächlich von Blättern. Um Energie zu sparen, schlafen Zweifingerfaultiere im Schnitt 15 Stunden pro Tag. Um nicht aufzufallen und um den Wärmeverlust zu reduzieren, machen sie sich dabei möglichst klein: Arme und Beine hängen dicht beieinander und der Kopf ist auf die Brust gelegt. Da ihre Muskeln im Schlaf erstarren, können sie nicht vom Baum fallen. Als langsamste Säugetiere der Erde bewegen sie sich mit einem Tempo von durchschnittlich 0,27 km/h. Auch die Atmung erfolgt nur unregelmäßig; mitunter liegen minutenlange Pausen zwischen zwei Atemzügen. Anders als bei den meisten Säugetieren schwankt ihre Körpertemperatur zwischen 30 und 33 °C (in kühlen Nächten kann sie bis auf 24 °C sinken) – auch dies ist eine Möglichkeit, Energie zu sparen.
Zweifingerfaultier
Choloepus didactylus
Klasse Säugetiere
Ordnung Nebengelenktiere
Familie Zweifingerfaultiere
Verbreitung tropische Regenwälder im Norden Südamerikas
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 60–70 cm
Gewicht bis 9 kg
Nahrung hauptsächlich Blätter, junge Triebe, Knospen und Früchte, aber auch Wirbellose
Geschlechtsreife Männchen mit 2,5, Weibchen mit 3 Jahren
Tragzeit 10 Monate
Zahl der Jungen 1
Höchstalter über 20 Jahre
Gut getarnt, doch nicht völlig sicher
Zur Tarnung dient den Faultieren der grüne Schimmer des Fells, das die Tiere mit ihrer Umgebung verschmelzen lässt. Ursache der Färbung sind zwei verschiedene blaugrüne Algenarten, die in den Längsrillen der Haare sitzen und den Tieren ein grünliches Aussehen verleihen.
Dank dieser optimalen Anpassung sind vier der fünf rezenten Faultierarten heute noch recht zahlreich verbreitet, doch auch sie sind vom Menschen bedroht. So werden sie vor allem in Brasilien häufig gejagt, da das Fleisch beliebt ist und ihr kühlendes Fell gern als Satteldecke benutzt wird. Indianer verarbeiten zudem die langen Krallen zu Halsschmuck.
Da Faultiere ohne Bäume nicht leben können, sind sie durch die Abholzung der Regenwälder gefährdet. Denn wenn die Tiere größere Strecken auf dem Boden zurücklegen müssen, um abgeholzte Korridore zu überwinden, werden sie zu einer leichten Beute für Raubtiere. Riesenschlangen und Jaguare sind ihre größten Feinde. Da Faultiere zum Fliehen zu langsam sind, müssen sie es mit Verteidigung versuchen: Ein angegriffenes Tier wirft sich auf den Rücken und versucht, den Gegner durch blitzschnelle Schläge mit den langen, scharfen Krallen und durch Bisse abzuwehren. Faultiere sind unglaublich zäh und können sich selbst von schweren Verletzungen, die für andere Tiere das Todesurteil bedeuten würden, wieder erholen.
Auch in den Bäumen sind Faultiere nicht völlig sicher, hier macht die Harpyie – die als mächtigster Greifvogel der Welt gilt – auf sie Jagd. Die größte Gefahr besteht am Morgen, wenn sich die Tiere oftmals sehr weit oben im Kronendach aufhalten, um sich nach den kühlen Nachtstunden von den ersten Sonnenstrahlen aufwärmen zu lassen. Genau zu dieser Zeit begeben sich die Harpyien häufig auf ihren ersten Beutesuchflug. Die hohe Geschwindigkeit und
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