Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
Faktor bei der Wahl des Habitats. Insbesondere Huftiere, Wildschweine und Großwild müssen in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Großsäuger wie Nashörner, Elefanten und Büffel werden ausgewachsen selten angegriffen, da sie selbst für Tiger zu mächtig sind, allerdings werden ihre Kälber gejagt. Tiger jagen grundsätzlich allein und erbeuten im Durchschnitt alle sieben bis acht Tage ein Tier. Ihr gesamter Körperbau ist auf lautloses Anpirschen, Überraschung der Beute aus dem Hinterhalt und schnelle Tötung durch den gezielten Biss ins Genick ausgelegt. Die mit kräftigen Muskeln bewehrten vorderen Gliedmaßen und die schweren Pranken mit ihren sichelförmigen, einziehbaren Krallen bieten die erforderlichen anatomischen Voraussetzungen. Der kurze Schädel und das Gebiss mit den bis 9 cm langen Fangzähnen entfalten zusammen eine gewaltige Hebelkraft. Ein hungriger Bengaltiger verschlingt mühelos 18 kg Fleisch bei einer einzigen Mahlzeit.
Tiger beiderlei Geschlechts praktizieren ein deutliches Territorialverhalten und verteidigen ihre Reviere gegenüber Artgenossen heftig. Das Gebiet eines männlichenTigers beinhaltet normalerweise zwei bis drei Tigerinnen, mit denen er sich ausschließlich paart. Die durchschnittliche Größe eines Reviers schwankt bei Weibchen zwischen 10 und 39 km 2 und bei Männchen zwischen 30 und 105 km 2 . Reviergrenzen werden durch die Absonderung von Urin und einem Analdrüsensekret markiert – an auffälligen Plätzen werden auch Kot und Kratzspuren hinterlassen. Die Botenstoffe erscheinen anderen Tigern wie eine Visitenkarte.
Familienplanung
Tiger werden in der Regel mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif. Die Männchen sind dann ungefähr 290 cm lang und wiegen rund 220 kg. Weibchen bilden mit 250 cm Länge und 140 kg Gewicht das zartere Geschlecht. Wenn die männlichen Tiger ein Territorium erobert haben, beginnen sie mit der Paarung. Der Nachwuchs des Vorgängers wird in der Regel getötet, damit die Weibchen schnellstmöglich zur Paarung bereit sind. So kann ein Tiger seine eigenen Gene rasch an die nächste Generation weitergeben. Die Paarung ist an keine bestimmte Jahreszeit gebunden und dauert mehrere Tage. Nach einer Tragzeit von ca. 103 Tagen bringt die Tigerin meist zwei bis drei Junge zur Welt.
Die bei der Geburt blinden und etwa 1 kg leichten Jungen werden im ersten Lebensmonat ausschließlich gesäugt. In dieser Zeit stirbt rund die Hälfte der Jungen an Krankheiten, Hunger, Feuer oder Überflutungen. Ab einem halben Jahr erlernen sie das Anpirschen, Zufassen und Töten, bis sie schließlich mit 18 Monaten selbst jagen können. Dann beginnt die allmähliche Abnabelung von der Mutter, vor allem, wenn diese einen neuen Wurf hat. Junge Weibchen zeigen die Tendenz, in der Nähe des mütterlichen Reviers zu verweilen, während die jungen Tiger auf Wanderschaft gehen, bis sie stark genug sind, ein eigenes Territorium zu übernehmen und zu verteidigen. Da Tiger Einzelgänger sind, sind die ersten zwei Jahre im Leben der Jungen somit die einzige Zeit, die tatsächlich in einem Familienverband verbracht wird.
Nachbar Tiger
Ein in seinem Revier etablierter Tiger hatte früher keine Sorgen – von gelegentlichen Zwistigkeiten mit anderen Männchen und der Suche nach möglichst vielen paarungswilligen Weibchen einmal abgesehen. Die geschätzte Anzahl von 100 000 Tieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Reproduktionsraten in intakten Habitaten beweisen, dass Tiger ihrer natürlichen Umgebung bestens angepasst sind. Doch diese wird in wachsendem Maße vom Menschen beansprucht. In Indien, der Heimat des Königstigers, konzentrieren sich auf 3 % der weltweiten Fläche 20 % der Weltbevölkerung. So gerieten Tiger und Menschen in zunehmende Konkurrenz um Lebensraum.
Die Zahl der Bengaltiger in freier Wildbahn wird heute auf 3000–4700 geschätzt im Vergleich zu 40 000 zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Tiger sind vor allem durch den Rückgang ihres Lebensraums und der Beutetierpopulationen sowie durch Wilderei bedroht. Die fortschreitende Zersiedelung seines Lebensraums führt dazu, dass die Tiger in immer kleineren Gebieten isoliert werden, während die ansässige Bevölkerung gleichzeitig alle Ressourcen des Lebensraums für sich nutzt. So bleiben z. B. durch den Abschuss von Großwild für den Tiger oft zu wenig Beutetiere übrig. Es reicht also nicht aus, den Königstiger isoliert unter Schutz zu stellen, dieser muss auf andere Arten ausgedehnt werden. Am Ende der
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