Regulator: Roman
Krankenwagen - Hugh stieg gleich nach ihr ein - & fuhren weg. Keine zwei Stunden später war sie wieder da (da saß Seth schon wieder wohlbehalten im Erkerzimmer und sah sich alte Western im Kabelfernsehen an). Kim Geller kam auf einen Kaffee vorbei & sagte mir, daß sie unten gewesen wäre, um zu sehen, ob sie etwas für Irene tun könne. Sie ist die einzige im ganzen Viertel, die, könnte man sagen, eine Art freundschaftliches Verhältnis mit den Hobarts unterhält. Sie sagte, es sei alles unter Kontrolle, aber Irene hätte einen gewaltigen Schrecken bekommen. Sie leidet unter Bluthochdruck. Nimmt Medikamente dagegen, trotzdem ist es kaum in den Griff zu bekommen. Sie hatte schon früher Nasenbluten, aber noch nie so schlimm. Sie sagte Kim, daß es auf einmal passiert war, das Blut spritzte förmlich aus ihren Nasenlöchern, und es hörte auch nicht auf, als sie kalte Umschläge machte. Hugh bekam Angst & rief 911. Die Ärzte bestanden darauf, sie mit ins Krankenhaus zu nehmen, um nachzusehen, ob ihre Nasenschleimhäute geätzt werden müßten, obwohl die Blutung fast aufgehört hatte, als die Ärzte eintrafen. Ich holte Seth ins Haus und schüttelte ihn. Ich sagte ihm, daß er aufhören müßte. Er sah mich nur mit bebenden Lippen und Tränen in den Augen an. Ich hörte wütend auf & schämte mich. Ich schüttelte den Falschen.
Ich konnte den anderen jedoch sehen. Ich schwöre es. Er versteckte sich hinter Seths Augen und lachte mich aus. Ich glaube, das Schlimmste ist, daß der SKJ Hugh Hobart einfach in Ruhe läßt. Daß er ihn einfach zusehen läßt.
29. Juni 1995
Ich wachte heute gegen drei Uhr nachts auf und die andere Hälfte des Betts war leer. Das Badezimmer ebenfalls. Ich ging ängstlich nach unten. Niemand in Wohnzimmer, Erkerzimmer, Küche. Ich ging in die Garage & fand Herb weinend & nur in den Boxershorts, die er im Bett trägt, an seiner Werkbank sitzend. Vor zwei Jahren hat er lichtstarke Lampen da draußen angebracht - Lampen mit Metallschirmen, wie man sie manchmal in Billardhallen sieht - & in ihrem Licht konnte ich sehen, wie sehr er abgenommen hat. Er sieht schrecklich aus. Als würde er an Anorexia nervosa leiden. Ich nahm ihn in die Arme, & er weinte wie ein Baby. Sagte immer, daß er so müde wäre, ständig so müde. Ich sagte ihm, daß ich ihn morgen als allererstes zu Dr. Evers bringen würde. Er lachte nur und sagte, ich wüßte genau, was mit ihm nicht stimmt. Selbstverständlich weiß ich es.
1. Juli 1995
Heute nachmittag hielt wieder ein Krankenwagen vor dem Haus der Hobarts. Sobald ich ihn sah, rannte ich nach oben und sah nach Seih, der vermeintlich ein Nickerchen machte. Kein Seth. Fenster offen - Fenster im ersten Stock - & kein Seth. Als ich nach draußen ging, sah ich ihn auf der anderen Straßenseite, wo er die Hand des alten Tom Billingsley hielt. Ich lief hinüber und packte ihn.
»Keine Angst, es geht ihm gut, Aud«, sagte Tom. »Ist nur ein bißchen herumgewandert, oder nicht, Sethie-Boy?« »Geh nie wieder allein über die Straße«, sagte ich zu ihm. »Nie wieder!« Ich schüttelte ihn wieder, obwohl ich es nicht wollte. Dumm; genausogut könnte ich eine Wachsfigur schütteln.
Als die Notärzte diesmal herauskamen, schoben sie eine Bahre. Wm. Hobart lag darauf. »Sieht ganz so aus, als wären diese Hobarts in letzter Zeit geradezu vom Pech verfolgt«, sagte Tom.
Dies sollte Mr. Hobarts Urlaub werden, aber er wird mindestens einen Teil davon im County General verbringen. Er fiel die Treppe hinunter, hat sich Bein & Hüfte gebrochen. Kim sagte mir später, daß er trinkt, Diakon von Zion's Covenant hin oder her. Vielleicht trinkt er wirklich, aber ich glaube nicht, daß er deshalb die Treppe hinuntergefallen ist.
3. Juli 1995
Es gibt keinen Staksenden Kleinen Jungen. Es gab nie einen. Es ist ein Ding in Seth - kein Es, keine andere Manifestation seiner Persönlichkeit, kein Anhalter, sondern etwas wie ein Bandwurm. Es kann denken. Und reden. Es hat heute mit mir geredet.
Es nennt sich Tak.
6. Juli 1995
Jemand hat gestern nacht die Angorakatze der Hobarts erschossen. Offenbar ist außer Blut & Fell nichts übriggeblieben. Kim sagt, Irene H. ist hysterisch; sie glaubt, daß jeder in der Straße es auf sie abgesehen hat, weil alle wissen, daß die Hobarts in den Himmel kommen & wir anderen in die Hölle. »Darum machen sie uns die Hölle auf Erden«, hat sie zu Kim gesagt. Sie flehte Kim an, ihr zu sagen, wer es getan hat, sie
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