Regulator: Roman
der diese Zeilen liest, und Bergbau ist, besonders heutzutage, ein riskantes Geschäft. Die ChinaGrube warf erst seit etwa 1992 Profit ab, und die Leute, die hier arbeiten, können morgens beim Aufstehen nie ganz sicher sein, ob sie noch einen Job haben, wenn sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Vieles hängt vom Kupferpreis ab (das nasse Verfahren ist nicht billig) , aber noch mehr von Umweltfragen. Heutzutage ist es etwas besser; die Politiker, die derzeit am Ruder sind, haben wenigstens ein bißchen Verstand, aber trotzdem sind noch etwa ein halbes Dutzend »Unterlassungsklagen« bei den County- und Bundesgerichten anhängig, von Leuten eingereicht (hauptsächlich von den »Grünen«), die unseren Betrieb dichtmachen wollen. Viele Leute - ich selbst eingeschlossen, das will ich gerne zugeben - waren der Meinung, daß die Bosse sicher kein Interesse daran hätten, unsere Probleme noch zu vergrößern, indem sie aller Welt verkündeten, wir hätten eine alte Mine gefunden, möglicherweise von historischem Interesse. Yvonne Bateman, Ingenieurin bei uns, sagte gleich nach der Sprengung, bei der das Loch freigelegt wurde: »Es würde den Naturschützern ähnlich sehen, wenn sie versuchen würden, die ganze Grube zur historischen Sehenswürdigkeit erklären zu lassen, sei es durch den Bund oder die Historische Kommission von Nevada. Das könnte die Möglichkeit sein, uns endgültig das Wasser abzugraben, nach der sie immer gesucht haben.« Man kann diese Einstellung paranoid nennen, wenn man will (und sicher werden es viele tun) , aber wenn jemand wie ich weiß, daß 90 oder 100 Männer von der Mine abhängig sind, damit sie ihre Familien ernähren können, dann bekommt man einen etwas anderen Standpunkt und wird argwöhnisch.
Die Tochter (Louise?) sagte, das Loch würde unheimlich aussehen, und ich antwortete, das fände ich auch. Sie fragte, ob ich trotz Verbot reingehen würde, und ich sagte, auf gar keinen Fall. Sie fragte, ob ich Angst vor Gespenstern hätte, und ich sagte nein, vor Einstürzen. Es ist erstaunlich, daß der Schacht überhaupt noch existierte. Sie hatten ihn direkt in Hornfels und Kristallsyenit hineingetrieben -
Überbleibsel der Vulkankatastrophe, die das Große Becken leergefegt hat -, und das ist ein ziemlich instabiler Boden, auch wenn man nicht andauernd ANMO-Ladungen darin zündet. Ich sagte ihr, ich würde überhaupt nicht da reingehen, wenn der Schacht nicht alle fünf Meter mit Stahlbeton verstärkt würde. Ohne zu wissen, daß ich, noch ehe der Tag zu Ende war, so tief reingehen würde, daß ich die Sonne nicht mehr sehen konnte!
Ich nahm sie mit ins Büro und gab ihnen Schutzhelme, dann führte ich sie überall herum und zeigte ihnen alles - Grabungen, Leitungen, Ablaugbecken, Sortieranlagen
und die Schwerausrüstung. Wir hatten keinen schlechten Lokaltermin. Inzwischen hatte der kleine Seth wieder aufgehört zu reden, aber seine Augen waren so leuchtend wie die Granate, die wir immer wieder im Gesteinsabfall finden!
Gut, jetzt zu dem »kleinen Schrecken«, der mir so viele Zweifel und Alpträume beschert hat (ganz zu schweigen von dem schlechten Gewissen, was kein Witz für einen Mormonen ist, der seine Religion ziemlich ernst nimmt). Damals kam er keinem von uns so »klein« vor, und mir bis heute nicht, um die Wahrheit zu sagen. Ich habe immer und immer wieder darüber nachgedacht, und als ich in Peru war (dort hielt ich mich auf und besichtigte Bauxitvorkommen, als Audrey Wylers Anfrage der Zweigstelle von Deep Earth in Desperation per Post zugestellt wurde), träumte ich ein Dutzend Mal oder öfter davon. Möglicherweise wegen der Hitze. Es war heiß in der Rattlesnake-Mine. Ich bin im Laufe meines Lebens in vielen Schächten gewesen, und normalerweise sind sie kühl oder regelrecht kalt. Ich habe gelesen, daß es in einigen der tiefen Goldminen in Südafrika warm sein soll, aber in so einer bin ich nie gewesen. Und hier war es nicht warm, sondern heiß. Und feucht, wie in einem Treibhaus.
Aber ich eile den Ereignissen voraus, und das will ich nicht. Ich will alles der Reihe nach erzählen und Gott danken, daß es so glimpflich ausgegangen ist. Ich kann Gott auch dafür danken, daß so etwas nie wieder geschehen wird. Anfang August, keine zwei Wochen nach den geschilderten Ereignissen, ist der gesamte Schacht eingestürzt. Möglicherweise ein kleines Erdbeben tief unten im Devon, möglicherweise hatte die Luft eine korrodierende Wirkung auf die erhaltenen Stützbalken. Mit
Weitere Kostenlose Bücher