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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Atmen.
    »Er liebt Westernfilme und -fernsehserien«, sagte Mr. Garin, »und ich kann es mir nur so erklären, daß der Wall der Grube ihn an etwas erinnert, das er in einer Folge von Bonanza gesehen hat.«
    Ich dachte mir, daß er es tatsächlich in einer Folge von Bonanza gesehen haben könnte, kann mich aber nicht erinnern, ob ich Garin das gesagt habe. Für diese Fernsehserien wurden eine Menge malerische Außenaufnahmen gedreht (»second unit« nennen sie das) , und die China-Grube existiert seit 1957, daher ist es nicht auszuschließen. »Aber egal«, sagte er, »dies ist ein bedeutender Durchbruch für Seth - nur wäre das Wort Wunder weitaus angemessener. Und es ist nicht nur, daß er zusammenhängend geredet hat.«
    »Ja«, sagte ich, »er ist zur Abwechslung mal wirklich in dieser Welt, nicht wahr?«
    Ich dachte an die Leute in Lacota Hall, wo der Bruder meines Freundes ist. Diese Leute waren niemials in dieser Welt. Selbst wenn sie weinten oder lachten oder andere Geräusche von sich gaben, war es immer, als würden sie sie über Telefon durchgeben. »Ja, so ist es«, sagt Garin. »Es ist, als wäre eine ganze Lichterkette in ihm angegangen. Ich weiß nicht, was das bewirkt hat und wie lange es anhalten wird, aber . . . gibt es eine Möglichkeit, daß Sie uns zu der Mine hinaufbringen würden, Mr. Symes? Ich weiß, das dürfen Sie nicht, und ich wette, die bei Ihrer Versicherungsgesellschaft würden einen Anfall bekommen, wenn sie es wüßten, aber es würde Seth so viel bedeuten. Es würde uns allen so viel bedeuten. Wir sind ein bißchen knapp bei Kasse, aber ich könnte Ihnen vierzig Dollar für Ihre Bemühungen geben.« »Ich würde es auch für vierhundert nicht tun«, sagte ich. »So etwas macht man umsonst oder gar nicht. Kommen Sie. Wir nehmen einen der Erzwagen. Ihr ältester Sohn kann ihn fahren, wenn Sie nichts dagegen haben. Das verstößt auch gegen die Vorschriften der Firma, aber ich schätze, darauf kommt es dann auch nicht mehr an.« Falls jemand dies liest und mich für einen Narren hält (einen leichtsinnigen Narren obendrein), hätte er sehen müssen, wie Bill Garin strahlte. Es tut mir schrecklich leid, was ihm und den anderen in Kalifornien zugestoßen ist - was ich nur aus dem Brief seiner Schwester erfahren habe -, aber glauben Sie mir, wenn ich sage, daß er an jenem Tag glücklich gewesen ist, und ich bin froh, daß ich es ihm ermöglichen konnte.
    Es war schon vor unserem »kleinen Schrecken« ein toller Nachmittag. Garin ließ Jack, seinen älteren Sohn, zu der Grube fahren, und ob er das aufregend fand? Ich würde fast sagen, der junge Jack Garin hätte mir seine Stimme gegeben, wenn ich mich um den Job des lieben Gotts beworben hätte. Waren sie eine nette Familie, die den kleinen Jungen hingebungsvoll liebte? Das will ich wohl meinen. Der ganze Klan. Ich schätze, es war schon erstaunlich, daß er plötzlich zu sprechen angefangen hatte, aber wie viele Menschen würden wegen so etwas ihre ganzen Pläne über den Haufen werfen, aus einer Laune heraus, einfach so? Diese Leute haben es getan, und soweit ich das beurteilen konnte, gab es nicht ein einziges Widerwort.
    Der Kerl plapperte den ganzen Weg zur Mine hinauf, eine Meile pro Minute. Eine Menge Gestammel, aber nicht nur. Er redete ständig von den Leuten aus Bonanza, von der Ponderosa und Gesetzlosen und den Silberminen. Eine Zeichentrickserie ging ihm auch durch den Kopf, glaube ich. Motor Cops hat sie wohl geheißen. Er zeigte mir eine Action-Figur aus der Serie, eine Frau mit roten Haaren und einem Blaster, den man aus dem Halfter nehmen und ihr irgendwie an die Hand stecken konnte. Außerdem tätschelte er immer wieder den Erzwagen und nannte ihn »Justice Wagon«. Da drückte Jack am Steuer plötzlich auf die Tube (er muß an die zehn Meilen pro Stunde gefahren sein) und sagte: »Klar, und ich bin Colonel Henry. Achtung, Energiekorridor direkt voraus!« Sie lachten alle. Ich auch, weil ich mich inzwischen von der allgemeinen Aufregung hatte anstecken lassen. Ich war so aufgeregt, daß mir ein Ausdruck von ihm erst viel später richtig bewußt wurde. Er sprach immer von der »alten Mine«. Wenn ich damals überhaupt darüber nachdachte, habe ich es wohl für einen Ausdruck aus einer Bonanza-Folge gehalten. Ich kam nicht auf den Gedanken, daß er von Rattlesnake Nummer eins sprechen könnte, weil er nichts davon wissen konnte! Nicht mal die Leute aus Desperation wußten, daß wir den Schacht erst eine Woche davor bei

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