Regulator: Roman
Sprengungen freigelegt hatten. Verdammt, eben darum mußte ich mich ja an einem Sonntagnachmittag mit so viel Papierkram herumärgern, einen Bericht an die Hauptstelle schreiben, was wir entdeckt hatten, und verschiedene Vorschläge unterbreiten, wie wir weiter vorgehen sollten.
Als mir der Gedanke dann doch kam, daß Seth Garin über Rattlesnake Nummer eins gesprochen haben könnte, fiel mir ein, wie er in den Bürowohnwagen gestürmt war, als wäre er schon hundertmal dort gewesen. Er war schnurstracks zu den Fotos am Schwarzen Brett gegangen. Da bekam ich eine Gänsehaut, aber es wurde noch schlimmer, als ich etwas anderes sah, nachdem die Garins schon weiter nach Carson gefahren waren. Nur noch einen Moment, dann komme ich darauf zurück.
Als wir die Böschung erreichten, tauschte ich Plätze mit Jack und fuhr uns auf der Zufahrt, die sauber geschottert und breiter als mancher Highway ist, nach oben. Wir fuhren über die Kuppe und auf der anderen Seite wieder runter. Alle gaben Oohs und Aahs von sich, und ich schätze, es ist doch etwas mehr als nur ein Loch in der Erde. Die Grube ist an der tiefsten Stelle fast dreihundert Meter tief und führt durch Erdschichten, die bis ins Paläozoikum zurückreichen, das war vor dreihundert fünfundzwanzig Millionen Jahren. Manche Schichten des Porphyr sind wunderschön, von funkelnden purpurnen und grünen Kristallen durchsetzt, die wir »Skarngranat« nennen. Von oben sehen die Maschinen unten wie Spielzeuge aus. Mrs. Garin machte einen Witz, daß sie Angst vor der Höhe hätte und sich vielleicht übergeben müsse, aber so witzig ist das eigentlich gar nicht. Manche Leute müssen sich tatsächlich übergeben, wenn sie über die Kuppe kommen und sehen, wie tief es runtergeht!
Dann zeigte das kleine Mädchen (kann mich leider nicht an ihren Namen erinnern, ich glaube, Louise) rüber zum Grund der Grube und sagte: »Was ist das Loch dort mit dem ganzen gelben Band davor? Sieht wie ein großes schwarzes Auge aus.« »Das ist unser Fund des Jahres«, sagte ich. »Etwas so Gewaltiges, daß es immer noch ein gut gehütetes Geheimnis ist. Ich sage es Ihnen, wenn Sie mir versprechen, daß Sie es noch eine Zeitlang hüten werden. Das werden Sie doch, oder nicht?
Sonst könnte ich Ärger mit meiner Firma bekommen.«
Sie versprachen es, und ich dachte, es könnte nicht schaden, es ihnen zu erzählen, wo sie doch Durchreisende waren, und so weiter. Außerdem dachte ich mir, der kleine Junge würde es gerne hören, wo er doch so verrückt nach Bonanza war, und so. Und wie gesagt, erst viel später kam mir der Gedanke, daß er es schon wußte. Um Himmels willen, wieso hätte ich so etwas denken sollen?
»Das ist der alte Schacht Rattlesnake Nummer eins«, sagte ich. »Jedenfalls glauben wir es. Wir haben ihn bei Sprengungen freigelegt. Der vordere Abschnitt der Rattlesnake ist 1858 eingestürzt.« Jack Garin wollte wissen, was im Inneren wäre. Ich sagte ihm, das wüßten wir nicht, aufgrund der MSHA-Vorschriften sei noch niemand drinnen gewesen. Mrs. Garin (June) wollte wissen, ob die Firma den Schacht später erforschen werde, und ich sagte, vielleicht, wenn wir die entsprechenden Genehmigungen bekommen würden. Ich erzählte ihnen keine Lügen, aber ich habe die Wahrheit ein bißchen verbogen. Wir hatten die Absperrungsbänder aufgespannt, wie es die MSHA vorschreibt, aber das bedeutete nicht, daß die MSHA von unserem Fund wußte. Wir fanden den Schacht durch reinen Zufall - wir führten eine Sprengung am Südwall durch, und als der Erdrutsch vorbei war und der Staub sich gelegt hatte, war die Öffnung da -, aber niemand in der Firma war sicher, ob wir mit diesem Zufall an die Öffentlichkeit gehen sollten.
Das Interesse wäre groß gewesen, wenn sich die Neuigkeit verbreitet hätte, so viel steht fest. Man erzählt sich, daß vierzig oder fünfzig Chinesen sich in dem Schacht aufhielten, als er damals eingestürzt ist, und wenn das stimmt, müßten sie immer noch dort sein, erhalten wie Mumien in einer ägyptischen Pyramide. Historiker hätten allein wegen der Kleidung und Schürfausrüstung einen Festtag gehabt, ganz zu schweigen von den Toten selbst. Die meisten, die vor Ort dabeigewesen sind, interessierten sich auch ziemlich dafür, aber ohne die Zustimmung der Bosse von Deep Earth in Phoenix konnten wir nicht viel tun, und niemand aus meinem Umfeld glaubte, daß wir die bekommen würden. Deep Earth ist keine gemeinnützige Organisation, was sicher jeder einsehen wird,
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