Regulator: Roman
weitgehend zu teilen.
Vater sagte, daß sie aus Toledo kamen, dann stellte er sich, seine Frau und die beiden größeren Kinder vor. »Und das ist . Seth«, sagte er zuletzt. »Seth ist ein besonderes Kind.«
»Ich dachte, sie wären alle etwas Besonderes«, sagte ich und streckte die Hand aus. »Schlag ein, Seth; ich bin Allen Symes.« Er schüttelte mir freudig die Hand. Der Rest der Familie sah fassungslos aus, besonders Dad, obwohl ich den Grund dafür nicht begriff. Mein eigener Dad hat mir beigebracht, die Hand zu geben, als ich drei war; es ist nicht so schwer wie Jonglieren oder die Asse in einem Kartenspiel nach oben zu zaubern. Aber es dauerte nicht mehr lange, und ich sah klarer. »Seth möchte wissen, ob er den Berg sehen kann«, sagt Mr. Garin und zeigt zur China-Grube. Die Nordseite sieht wirklich ein bißchen wie ein Berg aus. »Ich glaube, eigentlich meint er die Mine -« »Ja!« sagt der kleine Kerl. »Die Mine! Seth will die Mine sehen! Seth will die
Silbermine sehen! Hoss! Little Joe! Adam! Hop Sing!«
Da prustete ich vor Lachen, es war lange her, daß ich diese Namen gehört hatte, aber die anderen nicht. Sie sahen den Jungen weiter an, als wäre er Jesus, der im Tempel die Ältesten unterrichtet. »Nun, wenn du dir die Ponderosa ansehen möchtest, Junge, ich glaube, das kannst du, auch wenn sie ein gutes Stück westlich von hier liegt. Dort gibt es auch eine Bergwerks führung, wo sie dich mit einer echten Lore nach unten fahren. Am besten wäre es wahrscheinlich in der Betty Carr in Fallon. Aber in der China-Grube gibt es keine Führungen. Da wird noch gearbeitet, und es ist nicht so interessant wie die alten Gold- und Silberschächte. Der Wall da drüben, den du für einen Berg hältst, ist nichts weiter als eine Seite eines großen Lochs in der Erde.«
»Er wird nicht viel von dem verstehen, was Sie sagen, Mr. Symes«, sagt sein großer Bruder. »Er ist ein guter Bruder, aber nicht besonders helle.« Und er klopfte sich an die Schläfe.
Der kleine Kerl verstand aber doch, das war nicht schwer zu erkennen, weil er anfing zu weinen. Nicht laut und verzogen, sondern leise, wie ein Kind, das etwas wirklich Wertvolles verloren hat. Die anderen sahen alle niedergeschlagen drein, als sie das hörten, als wäre der Familienhund gestorben. Das kleine Mädchen sagte sogar so was wie, daß Seth niemals weinte. Das stachelte meine Neugier nur an. Ich konnte mir nicht erklären, was mit ihnen los war, und das reizte mich teuflisch. Heute wünschte ich, ich hätte es einfach dabei bewenden lassen, aber das habe ich nicht.
Mr. Garin fragte mich, ob wir uns kurz unter vier Augen unterhalten könnten, was ich bejahte. Er gab den kleinen Kerl seiner Frau - der Junge weinte immer noch auf seine leise Art, große Tränen kullerten seine Wangen hinunter, und der Teufel soll mich holen, wenn seine große Schwester nicht anfing, ein klein wenig mit ihm zu flennen. Dann kam Garin in den Wohnwagen und machte die Tür zu.
Er erzählte mir in kurzer Zeit eine ganze Menge über den kleinen Seth Garin, aber das Wichtigste war, wie gern sie ihn alle hatten. Nicht, daß Garin das je so deutlich aussprach (das hätte mich sowieso miß-trauisch gemacht). Er zeigte es einfach. Er sagte, Seth wäre autistisch und würde kaum je ein Wort sprechen, das man verstehen könnte, oder Interesse für das »wirkliche Leben« zeigen, aber als er den Nordwall der China-Grube von der Straße aus gesehen hatte, fing er wie verrückt an zu plappern und zeigte die ganze Zeit darauf. »Zuerst spielten wir nur ihm zu Gefallen mit und fuhren weiter«, sagte Garin. »Normalerweise ist Seth still, aber ab und zu bekommt er so einen Plapperanfall. June nennt sie seine Predigten. Aber als er sah, daß wir nicht umkehrten oder auch nur abbremsten, fing er an zu sprechen. Nicht nur Worte, sondern ganze Sätze. Kehrt bitte um, Seth will Mine sehen, Seth will Hoss und Adam und Little Joe sehen.« Ich weiß ein wenig über Autismus; mein bester Freund hat einen Bruder in Sierra Four, der staatlichen Nervenklinik in Boulder City (außerhalb von Vegas) . Ich war einige Male mit ihm dort und hab Autismus aus erster Hand studieren können, und ich bin nicht sicher, ob ich Garin geglaubt hätte, wenn ich manches davon nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Viele der Leute in Sierra sprechen nicht nur kein Wort, sie bewegen sich nicht einmal. Im schlimmsten Fall sehen sie wie tot aus, ihre Augen sind glasig und die Brust hebt und senkt sich kaum beim
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