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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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stellte sich neben ihren Mann, dann sah sie an Gary vorbei, und ihre Augen wurden groß. Sie hob ihre Hände mit gekrümmten Fingern ans Gesicht, sperrte den Mund auf, und einen irren Augenblick dachte Collie, sie würde auf die Knie sinken und »Mammy« singen wie Al Jolson. Statt dessen schrie sie. Dann begann das Gewehrfeuer, als hätten ihre Angreifer nur auf dieses Zeichen gewartet - schroffe, kompakte Explosionen, die niemand mit Donner hätte verwechseln können. Der Hippietyp packte Peter Jackson an Peters rechtem Handgelenk und versuchte, ihn von seiner toten Frau wegzuziehen. Peter wollte sie nicht loslassen. Er heulte immer noch und schien überhaupt nicht mitzubekommen, was rings um ihn herum vor sich ging. Ein KA-BUMM ertönte, ohrenbetäubend wie Dynamit, gefolgt vom Klirren von Glas. Dann ein KA-BAMM, noch lauter, gefolgt von einem Angstoder Schmerzensschrei. Collie tippte auf Angst... diesmal zumindest. Ein dritter Knall, und Billingsleys Schäferhund aus Keramik verschwand von den Vorderpfoten aufwärts. Docs Eingangstür, hinter dem Fliegengitter mit einem verschnörkelten B darauf, stand offen. Das dunkle rechteckige Loch - eine Öffnung, die möglicherweise in die Sicherheit führte-, sah aus, als wäre es tausend Meilen entfernt. Collie rannte zuerst zu Peter, ohne daß ihm auch nur ein Gedanke an Tapferkeit durch den Kopf gegangen wäre; er lief einfach zuerst dorthin. Ein weiterer lauter Knall, und Collie kniff die Arschbacken zusammen und wartete auf den tödlichen Treffer, während sein Verstand ihn noch davon in Kenntnis setzte, daß es sich zumindest bei diesem um Donner gehandelt hatte. Beim nächsten nicht. Es war ein weiteres KA-BUMM, wie ein Peitschenknall, und er spürte, wie etwas dicht neben seinem rechten Ohr vorbei durch die Luft pfiff.
    Zum erstenmal wird auf mich geschossen, dachte er. Neun Jahre Cop, bevor sie mich angeschmiert und gefeuert haben - vier auf Streife, vier in Zivil, eins bei Internal Affairs -, und bis zum heutigen Tag ist nie auf mich geschossen worden.
    Ein weiterer Knall. Eines von Billingsleys Wohnzimmerfenstern zerschellte, die weißen Vorhänge bauschten sich wie Geisterarme. Hinter ihm feuerten die Gewehre mittlerweile wie Artillerie, nur bumm-bumm-bumm-bumm, und er spürte wieder eine heiße Ladung vorbeizischen, diesmal links von seinem Kopf, und ein schwarzes Loch klaffte in der Fassade neben dem geborstenen Fenster. Collie fand, daß das Loch wie ein großes, verblüfft aufgerissenes Auge aussah. Der nächste heulte an seiner Hüfte vorbei. Er konnte nicht glauben, daß er nicht tot war, konnte es einfach nicht glauben. Er konnte brennende Zedernschindeln riechen und hatte noch Zeit, an Oktobernachmittage zu denken, die er mit seinem Dad im Garten verbracht hatte, wo sie Laub in großen, duftenden Haufen verbrannten. Er rannte schon seit Stunden, er kam sich wie eine Keramikente in einem gottverdammten Schießstand vor, und war noch nicht einmal bei Peter Jackson angelangt; was, zum Teufel, war hier los?
    Es ist fünf Sekunden her, seit die Schießerei angefangen hat, informierte ihn der nüchterne Teil seines Verstands. Vielleicht nur drei.
    Der Hippietyp zerrte immer noch an Peters Handgelenk, und nun griff auch noch Cynthia zu, das Mädchen. Aber Peter leistete aktiven Widerstand, sah Collie. Peter wollte bei seiner Frau bleiben, die sich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht hatte, um nach Hause zu kommen. Collie, der immer noch beschleunigte (er konnte den Boogie ziemlich gut tanzen, wenn er wollte), bückte sich und schob dem knienden Mann im Vorbeilaufen eine Hand unter die linke Achselhöhle. Nennt mich einfach den Postzug, dachte er. Peter schlug aus und versuchte, die drei daran zu hindern, ihn von seiner toten Frau zu trennen. Collies Hand rutschte ab. O Scheiße, dachte er. Leck uns doch alle. Kreuzweise.
    Hinter ihm ertönte wieder ein Schrei, bei den Carvers. Aus dem Augenwinkel sah er den pinkfarbenen Lieferwagen, der an ihnen vorbei war und bergab raste, Richtung Hyacinth Street.
    »Mary« schrie Peter. »Sie ist verletzt!« »Ich hab sie, Pete, keine Bange, ich hab sie!« rief der alte Doc fröhlich, und obwohl er niemanden hatte - er lief sogar an Marys liegendem Leichnam vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen -, nickte Peter erleichtert. Es lag am Ton, dachte Collie. Diesem irre fröhlichen Tonfall. Inzwischen half der Hippietyp tatsächlich und versuchte es nicht mehr nur. Zunächst mal hatte er Peter am

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