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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Seth seinem Schicksal zu überlassen, und genau das hatte sie gerade versucht. Wenn der Junge noch da war, mußte er das so gut wissen wie Tak. Ein Schluchzen, kläglich und matt wie der Atem eines Invaliden, entrang sich ihr, als die Finger ihrer blutigen rechten Hand nach dem Lichtschalter tasteten, ihn fanden und darauf drückten.
    »Mach sie süßer, Pa!« hechelte Little Joe Cartwright. »Mach sie süßer, bei Jasper!« Die Stimme schnellte plötzlich in die Höhe und wurde zum schrillen Lachen von Rooty dem Roboter. Audrey wünschte sich, sie würde den Verstand verlieren. Immer noch besser als dies hier, oder nicht? Es mußte besser sein.
    Statt dessen sah sie mit an, ein hilfloser Passagier in ihrem eigenen Körper, wie Tak sie herumdrehte, mit ihr zum Gewürzregal ging und ihre Hand benützte, um das Schränkchen darüber zu öffnen. Die andere Hand riß einen gelben Tupperware-Behälter heraus, der auf den Boden fiel; Makkaroni flogen in alle Richtungen über den Boden. Als nächstes kam das Mehl, das neben ihren Füßen landete und ihre Beine mit feinem Staub überzog. Die Hand schnellte in das Loch, das sie geschaffen hatte, und ergriff den Honigbären aus Plastik. Die andere Hand nahm seinen Deckel, schraubte ihn auf und warf den Deckel beiseite. Einen Augenblick später schwebte der Bär verkehrt herum über ihrem offenen, wartenden Mund. Die Hand, die sie um den feisten Bauch des Bären gelegt hatte, drückte rhythmisch, wie sie einst den Gummiball der Hupe an ihrem Schwinn-Fahrrad gedrückt hatte. Blut von ihrer geschundenen Nase lief ihr in den Hals. Dann floß ihr Honig in den Mund, dickflüssig und zum Erbrechen süß.
    »Schluck's runter!« schrie Tak jetzt mit keiner anderen Stimme als seiner eigenen. »Schluck's runter, du Miststück!« Sie schluckte. Einen Mundvoll, dann zwei, dann drei. Beim drittenmal schien sich ihr die Kehle zuzuschnüren. Sie versuchte vergeblich zu atmen. Alptraumhafter süßer Leim klebte ihre Luftröhre zu. Sie fiel auf die Knie, kroch auf dem Küchenboden herum, während ihr das dunkelrot gefärbte Haar ins Gesicht hing, und hustete dicke Klumpen blutigen Honigs aus. Der Honig war ihr auch in die Nase gedrungen, verklebte sie und tropfte aus ihren Nasenlöchern.
    Noch einige Augenblicke schien sie nicht atmen zu können, und die weißen Punkte, die vor ihren Augen tanzten, wurden schwarz. Ich werde ertrinken, dachte sie. In Sue-Bee-Honig ertrinken.
    Dann wurde ihre Luftröhre wieder frei, jedenfalls ein wenig, und sie sog Luft in die Lungen, ihren verstopften, verschleimten Hals hinab, und weinte vor Schrecken und Schmerz.
    Tak ließ sich vor ihr auf Seth Garins schorfige Knie fallen und schrie ihr ins Gesicht: »Versuch nie wieder, vor mir zu fliehen! Nie wieder! Nie wieder! Hast du verstanden? Nick mit deinem dummen Kopf, du dumme Kuh, und zeig mir, daß du verstanden hast!«
    Seine Hände - die Hände, die sie nicht sehen konnte, die in ihrem Kopf waren -, ergriffen sie, und auf einmal bewegte sich ihr Kopf auf und ab, ihr Kopf stieß bei jeder Abwärtsbewegung gegen den Boden, und Tak lachte. Lachte. Sie glaubte, er würde weiter mit ihrem Kopf auf den Boden schlagen, bis sie bewußtlos wurde und einfach in der Schweinerei liegenblieb, die sie angerichtet hatte. Dann hörte es so plötzlich auf, wie es angefangen hatte. Die Hände waren fort. Die Berührung seines Geistes war ebenfalls fort. Sie sah vorsichtig auf, wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab, sog voller Panik Luft ein und stieß sie mit großen, halb würgenden Atemzügen wieder aus. Ihre Stirn pochte. Sie konnte bereits eine Schwellung spüren. Der Junge sah sie an. Und sie glaubte, es war der Junge. Ganz sicher war sie nicht, aber -»Seth?«
    Einen Augenblick hockte er nur da, ohne zu nicken, ohne den Kopf zu schütteln. Dann streckte er eine schmutzige Hand aus und wischte mit Fingern, die sie kaum spüren konnte, Honig von ihrem Kinn. »Seth, wo ist es hin? Wo ist Tak?«
    Er quälte sich. Sie konnte sehen, wie er sich abmühte. Möglicherweise mit seiner Angst, aber sie war nicht sicher, ob er Angst empfand. Selbst wenn, kämpfte er im Moment wahrscheinlich gegen seinen eigenen defekten Kommunikationsapparat. Er gab ein Gurgeln von sich, das sich anhörte wie Luft in Abwasserleitungen, und sie dachte, daß er wahrscheinlich nicht mehr herausbringen würde. Als sie gerade versuchen wollte, sich auf die Füße zu rappeln, brachte er doch zwei erstickte Worte heraus. »Fort. Bau.«
    Sie sah ihn

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