Reich der Schatten
empört fest.
»Ich kann Sie auch gern beide verhaften«, erklärte Javet gereizt.
»Lassen Sie Monsieur DeVant in Ruhe!«, wiederholte Brent. »Nehmen Sie mich mit. Ich quassle Ihnen die Ohren voll, bis Sie genug davon haben, Javet. Jacques ist krank, wenn er in der Untersuchungshaft stirbt …«
»Schon gut«, fiel ihm Javet ins Wort. »Sie kommen mit.« Er starrte Tara und Jacques an. »Aber falls Monsieur Malone mich nicht davon überzeugen kann, dass er – und nur er – ein Mörder ist, komme ich wieder. Und dann wird mich nichts mehr aufhalten, bis ich die Wahrheit erfahren habe.«
»Brent kann nicht mit«, meinte Jacques. »Es ist besser, wenn Sie mich mitnehmen.«
»Schluss mit dem Gefeilsche, und Strohhalme werden auch nicht gezogen!«, fauchte Javet.
»Jacques«, meinte Brent und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen!«
Tara bekam Angst. Was würde passieren, wenn Brent weg war? Inmitten all dieses Schreckens war sie dann wohl ganz allein. Allein mit einem Fremden, der ihr als Vampir vorgestellt worden war und der sich über ihre Cousine gebeugt hatte, die jetzt aschfahl und krank wirkte.
Während ihr das alles durch den Kopf ging, begann sie vor Furcht zu zittern und rang verzweifelt um Worte. Doch da wandte sich Brent an sie. Sie war überrascht über das goldene Feuer in seinen Augen. In seinem Blick lag alles, was sie jetzt so dringend brauchte: Zärtlichkeit, Stärke und Trost.
»Mir passiert schon nichts«, sagte er mit fester Stimme.
Sie benetzte die Lippen und nickte schwach. Javet packte Brent am Arm und brachte ihn nach draußen. Er wies einen seiner Männer an, ihm Handschellen zu bringen. Als sie schon fast bei Javets Wagen waren, rannte Tara ihnen nach. Ohne auf die herumstehenden Polizisten zu achten, stellte sie sich vor Brent, legte ihm die Hände auf die Schultern und reckte sich empor. »Ich vertraue dir«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich verstehe dich nicht, und ich weiß auch nicht, warum du uns allein gelassen hast, aber ich liebe dich. Das ist natürlich ziemlich idiotisch, schließlich bist du heute Morgen einfach verschwunden, aber trotzdem werde ich versuchen, dich so schnell wie möglich herauszuholen.«
Sie wunderte sich, als er nur leise lächelte. »Ihr wart nie allein, Rick hat immer auf euch aufgepasst. Du bist sogar noch wichtiger als ich. Und ich liebe dich auch. Mach dir keine Sorgen um mich, Lucian wird kommen, aber ich werde schon selbst dafür sorgen, dass ich bald wieder frei bin. Das verspreche ich dir.«
»Was soll denn das nun wieder?«, fragte Javet wütend. »Miss Adair, ich kann gerne auch noch Sie verhaften. Aber Sie kommen bestimmt nicht in dieselbe Zelle, das kann ich Ihnen versichern!«
Sie trat einen Schritt zurück und sah zu, wie Brent in das Polizeiauto verfrachtet wurde. Dann fiel ihr ein, dass Jacques allein an der Haustür stand, und sie eilte zu ihm. Er zitterte am ganzen Leib. »Komm, Großpapa, wir besorgen dir jetzt erst mal einen Stuhl, dann kannst du die Füße hochlegen. Und ein Glas Brandy wird dir sicher auch guttun.«
»Was ist mit Ann?«, fragte er besorgt.
»Sie … es geht ihr gut. Ein Freund ist bei ihr.«
»Ach ja, der Neue …«, murmelte Jacques. »Rick. Noch ein Amerikaner.«
Sie runzelte die Stirn. Offenbar wusste Jacques schon von ihm.
Sie schloss die Tür, verriegelte sie sorgfältig und arrangierte den Knoblauch. Dann ging sie langsam mit Jacques in die Bibliothek. Es wurde bereits dunkel. Warum war Javet so spät ins Château gekommen, um Jacques zu verhaften? Sie musste sich eingestehen, dass sie große Angst hatte. Doch das durfte sie Jacques nicht spüren lassen.
Katia eilte aus der Küche herbei. Offenbar war ihr klar, dass sie etwas verpasst hatte, aber sie wusste nicht, was. »Hilf mir bitte, meinen Großvater in die Bibliothek zu bringen«, bat Tara.
»Ich hole ihm ein Glas Brandy«, meinte Katia, sobald sich Jacques hingesetzt hatte. Als sie mit dem Brandy zurückkam, dachte Tara wieder an die beiden im Obergeschoss. Sie bat Katia, bei Jacques zu bleiben, und versprach, gleich wiederzukommen. Dann stürmte sie nach oben, zuerst in ihr Zimmer, das leer war, dann in Anns Zimmer. Ihre Cousine lag wieder im Bett. Der große, blonde muskulöse Amerikaner saß auf einem Stuhl daneben und hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet.
Als sie hereinkam, blickte er sie an und lächelte grimmig. »Es geht ihr gut«, erklärte er leise. »Aber man darf sie nicht aus den Augen lassen, keine
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