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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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an seiner Seite.
    Welche Schönheit! Und nun gehörte sie ihm.
    Ann DeVant. Eine sehr wichtige Frau und wirklich … vollkommen.
    Die Zeit war wie im Flug vergangen, die Minuten, die Stunden. Und dennoch …
    Dennoch war noch Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Sie musste jetzt aufstehen und ins Büro zurück. Er warf einen Blick auf die Uhr, schätzte die Zeit, die ihm bis zur Dämmerung blieb, dem Zwielicht, der Nacht.
    Sanft streichelte er ihren Arm, beugte sich über sie. Sein Flüstern war wie eine Liebkosung. »Ich sage es nur ungern, aber es ist ziemlich spät. Ich … ich will mehr von dir, noch viel mehr, aber … ich will nicht, dass du meinetwegen deinen Job riskierst.«
    Seufzend drehte sie sich um, schmiegte sich wieder eng an ihn, legte die Arme um seinen Nacken. »Ich weiß, und eigentlich bin ich ein sehr vernünftiger Mensch. Warum fällt es mir nur so schwer, dich zu verlassen?«
    Er lächelte, noch immer über sie gebeugt. »Ich verspreche dir, immer in deiner Nähe zu sein«, tröstete er sie. »Du wirst dich noch wundern: Du wirst mich nicht mehr los.«
    Ihre Lippen kräuselten sich, was ihr Gesicht noch schöner machte. Zärtlich streichelte er ihr das Haar.
    Er beugte sich hinab, streifte ihr eine Locke aus der Stirn und küsste sie.
    Seitlich an ihrem Hals, an einer Stelle, die meist unter ihrem dichten dunklen Haar versteckt war, gab es zwei kleine Punkte.
    Wie Nadelstiche.
    Mit bloßem Auge kaum zu erkennen.
    Er starrte die Stelle lange an.
    »Rick?«
    Er nahm sie wieder in die Arme.

12
    An diesem Nachmittag hatte Yvette Miret um fünf Feierabend.
    Gottlob, denn heute war sie wirklich völlig geschafft.
    Um drei war Paul vorbeigekommen. Sie hatten geplant, am Abend auf ein Rockkonzert in der Stadt zu gehen.
    Aber aus dem Konzert war nichts geworden, hauptsächlich deshalb, weil Paul ein Idiot war.
    Yvette kannte Paul schon aus Kindertagen. Sie hatten in derselben Straße gewohnt und waren gute Freunde gewesen.
    Aber Paul blickte nicht weiter als zum Zaun des Bauernhofs seiner Eltern. Yvette hatte nicht vor, ihr Leben lang Schafe zu hüten oder die Männer zu bedienen, die sich um die Schafe kümmerten, und noch dazu jeden Tag im Morgengrauen aufzustehen. Zwar hatte sie Paul gelegentlich ermutigt, aber sie hatte ihm auch oft genug erklärt, dass sie nicht vorhatte, auf immer und ewig im Dorf zu bleiben. Sie wollte die Welt sehen, und dazu war ihr jedes Mittel recht.
    Heute hatten sich ein paar englische Studenten im Café eingefunden, nette junge Männer, die in den Semesterferien eine Frankreichreise machten. Yvette hatte mit ihnen geflirtet und gelacht und schließlich ihre Telefonnummer auf eine Serviette gekritzelt.
    Sie hatte nicht geahnt, dass Paul das alles mitbekommen hatte. Doch er stand die ganze Zeit auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor dem Eingang zur Ausgrabungsstätte bei der alten Kirche, der noch immer abgesperrt war, und beobachtete sie. Als sie den Studenten eine zweite Runde servierte, stürmte er herein, packte sie am Arm, zerrte sie weg und beschimpfte sie als Hure und als Flittchen. Schließlich brüllte er: »Das wird dir noch leidtun, sehr leid! Du wirst es noch bitter bereuen, dass du mich so schlecht behandelst, du Miststück!«
    Am liebsten hätte sie ihm eine deftige Ohrfeige verpasst. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    Dann war ihr Chef dazugekommen. Er hatte Paul tüchtig ausgeschimpft, ihr aber hatte er sogar mit der Kündigung gedroht.
    Am schlimmsten jedoch war, dass die britischen Studenten alles mitbekommen hatten und es offenbar so peinlich fanden, dass sie gingen, ohne einen Cent Trinkgeld dazulassen. Und die Serviette mit ihrer Telefonnummer hatten sie auch nicht eingesteckt. Beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen – nicht nur, weil es so demütigend war, sondern auch aus Wut.
    Eine Stunde später rief Paul an und versuchte, sich zu entschuldigen. Aber er sagte ihr auch, dass sie noch auf dem Straßenstrich landen würde, wenn sie nicht aufpasste. Er wisse, dass sie sich öfter mit Gästen auf deren Hotelzimmer verabredete. Sie renne geradewegs in ihr Verderben, meinte er, und es tue ihm sehr weh, weil er sie doch so liebte. Sein Bild tauchte vor ihr auf, seine widerspenstige braune Mähne, seine Augen, sein freundliches Gesicht. Ja, eigentlich sah er recht gut aus, aber er war zu jung und zu naiv, um ihr das zu geben, was sie wirklich brauchte.
    Und in einem täuschte er sich: Sie wirkte auf Männer tatsächlich anziehend,

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