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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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ein paar Meter entfernt. Das Geschöpf wollte sich auf Lucian stürzen. Brent trat vor und zog einen spitzen Pfahl unter seinem Mantel hervor. Die dreckige, groteske Gestalt, die einst ein Mensch gewesen war, bewegte sich schnell wie der Blitz, doch Brent war schneller.
    Lucian drehte sich um. Der Vampir war kurz davor, sich auf ihn zu stürzen und seine Zähne in ihn zu versenken, als Brent ihn von hinten durchbohrte. Das Geschöpf wand sich und brüllte. Brent beugte sich nach vorn und packte es bei den Haaren. Dann riss er heftig daran.
    Der Kopf löste sich.
    Es floss kein Tropfen Blut.
    Lucian kniete sich hin und untersuchte den Körper. Er sah hoch. »Gute Arbeit. Ich hatte also recht.«
    »Eigentlich darf man keinen Artgenossen vernichten.«
    »So lauten die alten Regeln«, stellte Lucian verbittert fest. »Aber die Welt und die Regeln haben sich geändert.«
    »Ich glaube nicht, dass es hier noch mehr von denen gibt«, meinte Brent.
    Lucian verharrte reglos, dann schüttelte er den Kopf. »Sie wollten, dass wir herkommen. Und den hier haben sie geopfert.«
    Brent ging neben Lucian in die Hocke und betrachtete das Gesicht des Geschöpfs.
    »Was ist?«, fragte Lucian.
    »Ich weiß nicht … die Züge sind so entstellt … aber irgendwie kommt er mir bekannt vor.«
    »Hoffen wir mal, dass es kein Freund war«, murmelte Lucian.
    »Nein, nein, kein alter Freund. Aber dennoch … irgendwie kommt mir dieses Gesicht bekannt vor. Oder es würde mir bekannt vorkommen, wenn … Ach, ich weiß es nicht. Hoffentlich fällt es mir bald wieder ein.«
    Lucian sah sich um. »Das war keine Falle, aber ich habe dennoch das Gefühl, dass dieses Geschöpf absichtlich zurückgelassen wurde. Sie wissen, dass wir sie aufstöbern wollen. Vielleicht hoffen sie, uns zumindest verwunden zu können und uns irgendwann einmal unvorbereitet zu erwischen. Aber es ist eine richtige Beleidigung, wenn sie sich eingebildet haben, dass uns ein derart ungeschickter Anfänger etwas anhaben könnte.«
    »Vielleicht haben sie keine anderen«, meinte Brent.
    »Hinter der Sache steckt bestimmt jemand, der die Macht gekostet hat.«
    »Denk doch mal über deine Feinde nach. Du hast doch bestimmt einige«, schlug Brent vor.
    »Einige? Einige Hundert«, erwiderte Lucian. »Und du?«
    »Mir fällt nur einer ein, doch das ist lange her und er ist tot. Aber du hast recht, hier finden wir nichts mehr. Wir müssen weiter.«
    »Ja, gehen wir«, pflichtete Lucian ihm bei.
    Ann war schrecklich heiß. Sie streifte die Decke ab. Die Luft im Zimmer schien unerträglich stickig, und ein übler Gestank machte sich breit.
    Sie setzte sich auf und sah sich um. Der verdammte Knoblauch hing wieder vor den Fenstern, und die Balkontür war geschlossen.
    Ungeduldig stand sie auf, trat an die Tür, riss sie weit auf. Als sie den Knoblauch wegnahm, zuckte sie zusammen, denn plötzlich schienen die Knollen Dornen zu haben wie Rosen – sie taten ihr weh. Sie trat auf den Balkon und warf den Knoblauch so weit sie konnte.
    Ann …
    Sie hörte ihren Namen. Oder vielleicht hörte sie ihn auch nicht? Spürte sie ihn nur?
    Es war wie eine Liebkosung. Die Brise – ach, es war die Brise. Wie wohltuend die frische Luft sich auf ihrer Haut anfühlte. Es kam ihr vor, als würde diese Brise sie am ganzen Leib berühren, streicheln, küssen.
    Ann …
    Ja!
    Der Wind schien Finger zu bekommen, Finger, die über ihren Körper glitten, sie verführten, sie riefen. Und jedes Mal, wenn der Windhauch ihren Namen flüsterte, fühlte sie es von Neuem.
    Ann …
    Ja, ja.
    Komm! Komm zu mir!
    Ja, natürlich, ich komme.
    Die Kommissare Surrat und Martine fuhren durch die Straßen und schimpften darüber, dass alles so düster war. Plötzlich erblickten sie zwei Gestalten.
    »Georges!«, rief Martine. »Schau, dort drüben – die beiden Männer!«
    »Ich sehe sie«, erwiderte Michel Martine, gab kurz Gas, um die zwei zu überholen, und steuerte dann scharf links auf den Bürgersteig, um den Männern den Weg abzuschneiden.
    »Ist er das?«, fragte Georges Surrat seinen Partner. Martine war älter, er hatte lange in Paris gearbeitet, bevor er vor etwa zehn Jahren in das Dorf versetzt worden war. Surrat war recht jung, er hatte noch viel zu lernen.
    »Ja, das ist er. Brent Malone, der amerikanische Arbeiter. Javet will ihn haben. Pass auf, er könnte gefährlich sein. Denk an die Leiche in der Grabkammer!«
    Georges nickte grimmig und tastete nach seiner Pistole. Die beiden Beamten stiegen gleichzeitig

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