Reich kann jeder
ihre Türen. Sie glauben an uns!
Es läuft! Und sogar noch weiter.
»Es kommen nur ausgewählte Partner infrage, die zum Aufsteiger-Image unseres Buches passen«, schreibt Anne an das Konzern-Marketing von easyJet. »Mit wenig Geld weit kommen, keine Fluggesellschaft passt vom Image her so gut zu uns wie easyJet!«, schreibt sie.
Die Leser unseres Buches sollten spüren, wie »exklusiv« die Autoren wohnen, wie schnell und komfortabel sie durch die Welt zu ihren Terminen kommen.
Auch Marriott sei schon an Bord.
EasyJet ist hochprofessionell. Die Verhandlungen laufen so gut, wie easyJet fliegt, so unkompliziert wie ein Check-in ohne Schlange. Und falls doch mal ein paar Leute vor uns stehen sollten, das Speedy-Boarding für über 20 Freiflüge geben sie uns gleich noch mit dazu.
Hoch die Anne, hoch den Jan, denke ich, und dann sagt kurz darauf auch noch Europcar zu, bietet uns große Limousinen für 20 Tage. 3er BMW, Mercedes C-Klasse, Minimum. Und den Cayenne. Gratis!
Auch Europcar will, dass wir reich werden, und dabei sein!
»Mama, wann holen wir den Porsche?«, fragt Annes Sohn jetzt.
»Ganz schnell, Juri, ganz schnell.«
***
»Ich liebe das Reichwerden«, sagt Anne, als wir fürs Wochenende das erste Mal einen Wagen holen und nach Hamburg fahren, zur Erholung in Annes Marriott, einfach nur so.
Es ist der Hammer!
»Schöner Wagen«, sagt der freundliche Herr bei Europcar zu der nigelnagelneuen Limousine, die er aus dem Parkhaus für uns rausfährt, und kneift die Augen gönnerisch zusammen. »Sie sind der erste Kunde, der ihn hat.«
Wir sitzen in seinem neuesten BMW, der schnurrt wie eine zufriedene Katze.
Ganz leicht streicht mein Fuß übers Gas, und der Tacho streicht mit, Kilometer 2, 3, 4, sagt er.
Eben waren wir noch in Berlin, dann liegt Berlin hinter uns. Berlin entfernt sich geräuschlos, und mein altes Leben auch, es rauscht, es rast einfach so davon.
»Der Fahrstuhl versteckt sich hinter den goldenen Türen«, verrät die junge Blondine mit dem Marriott-Einstecktuch und lächelt über den Tresen am Empfang, und ich fahre im Fahrstuhl hoch und falle in einem Deluxe Room mit Marmorbad auf ein Bett mit tausend Kissen und einer Matratze, die so perfekt ist, dass ich nie mehr aufstehen möchte. Nie. Nie mehr.
Aber ich stehe wieder auf, und es gibt ein Frühstück im Ballsaal, unter Kristalllüstern so groß wie Wagenräder. Es gibt Rührei, goldgelb. Und Lachs auf großen silbernen Tellern und überall Menschen, die mich wie Schmuck behandeln und Anne auch. Der Schmuck zieht den Bauch ein, weil er so viel gegessen hat. Der Schmuck sagt: »Dich möchte ich am liebsten gar nicht ausmachen, weil du so schön bist« zur Lampe neben seinem Bett und lässt ein Bad ein. Der Schmuck denkt: »Dich nehme ich beim nächsten Mal auch«, als er den Kofferträger mit seinem goldenen Wagen sieht.
Luxus, Service, Qualität.
»Wir rechnen nicht«, sagt Anne, als sie daran denkt, was uns das Sponsoring an Ersparnis bringt. »Wir nehmen ab jetzt nur noch mit«, sagt sie, »wir perfektionieren uns weiter, aber wir rechnen nicht. Dann werden wir auch reich.«
»Ja«, sage ich nur, »wir rechnen nicht, das bringt Unglück.«
Es müssen alleine durch das Sponsoring über 30 000 Euro sein. Nur dadurch, dass gute Menschen genauso an uns glauben wie wir selbst.
Was erst wird, wenn wir richtig aufdrehen, frage ich mich, und es ist mir zum ersten Mal mächtig unheimlich. Wenn wir das, was wir tun, mit noch mehr Selbstverständlichkeit machen?
Wenn wir bei Knigge waren, bei Graf Schönburg?
Wir leben jetzt reich. Wer reich ist, ist frei. Wer reich ist, hat mehr Zeit.
Wir haben jetzt mehr Zeit.
Wir haben jetzt alles, was wir brauchen. Die Flüge von easyJet, die Deluxe Rooms von Marriott, Limousinen von Europcar.
Als wir die ersten Flüge reservieren und alles so einfach, so schnell, so unkompliziert ist, und mir klar wird, dass wir wirklich immer als Erste in den Flieger dürfen und in der ganzen großen Maschine die besten Plätze kriegen, habe ich eine Träne im Auge.
Ich glaube, Luxus macht mich sentimental. Pool oder Nicht-Pool? Fitness oder Nicht-Fitness? Madrid? Barcelona? Rom?
Das sind jetzt die Fragen – und die, ob ich die blonde oder die schwarzhaarige Stewardess hübscher finde. Die, die mir den Orangensaft bringt und mich so sympathisch anlächelt und dann den Mann in der Reihe hinter uns? Die hilft, die Taschen hochzustellen? Oder die andere, die mich eben so nett gefragt hat, ob wir es auch
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