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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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eine Dame aus Abu Dhabi und muss sich im Wind den gelben Schleier festhalten.
    Krass, wie viel Personal es hier gibt, und dass er sogar einen Riesenschlitten aufgebaut hat, mit dem er glaubt, groß zu punkten.
    »Gestern Abend war es voll«, meint der Messechef. »160 Leute. Die sind aber einfach wieder abgehauen, weiß auch nicht warum. Harry Wijnvoord hat moderiert, ganz toll«, sagt er, und es soll wahnsinnig wichtig klingen.
    »Louis Vuitton, Cartier krieg ich doch überall. Wir gehen nicht den Trends nach, wir setzen Trends.«
    Von Dubai spricht er, von Sankt Petersburg, er nennt Promi-Namen, Promis, die ich kenne, welche, die ich kennen sollte.
    Was dann kommt, legt die Vermutung nahe, dass er die Lokalzeitung wirklich nicht liest und die SZ auch nicht.
    Er zeigt uns Seifen, die angeblich geil machen und die man gut und gerne unter das Kopfkissen legen könne, Handys für 179 000 Euro, die so schwer sind, dass man sie als Hantel benutzen könnte, und guckt, wie sie uns gefallen. Er führt uns zu einem Luxus-Finca-Verkäufer, der eine Fahne hat, weil sein Stand direkt neben der Weinprobe ist, und der Villen in erster und zweiter Strandlinie anbietet und ein Auto als Geschenk mit drauflegt. Das mit Christus-Motiven und Swarovski-Steinen bestickte Hemd, das Sarah Connors Exmann angeblich so gerne anhat, lassen wir einfach links hängen.
    Der Messechef ist jetzt richtig in Fahrt und zeigt Anne, wozu seine Messe da ist, dass man da nicht einfach nur rumläuft, sondern es sich gut gehen lässt, was immer man darunter auch verstehen kann.
    Er nötigt Anne in einen 6000-Euro-Ganzkörper-Massagestuhl mit Fußreflexzonenbehandlung, für die sie ihre Socken ausziehen muss. Sie stopft sie in ihre Schuhe, und die Schuhe stehen auf der Seite, als sie »Aua« und »Oh« ruft und der Stuhl beginnt, wie wild an ihrem Po zu rubbeln, und die Füße mit bearbeitet.
    »Zwölf bis 15 Minuten«, sagt der Messechef, dann sei alles wieder locker.
    Er nimmt mich wieder mit raus. Er raucht.
    »Nein, danke, ich bin auf der Erfolgsspur, ich rauche nicht«, sage ich, ohne dass er da groß zucken würde.
    »Wissen Sie«, raunt er, und ich frage mich, warum er sich jetzt doch mit mir unterhalten will. Er muss offenbar wirklich etwas loswerden.
    Er klopft mit der Hand auf den Goldtisch, einmal, zweimal, kommt mit dem Kopf ein bisschen näher an mich ran und sagt: »Wissen Sie, ich habe aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt.«
    »Wie meinen Sie das?«, frage ich ihn und ziehe meine Stirn kraus, zwölf bis 15 Minuten, denke ich, möchte flüchten, aber er will mich dabehalten, als sei ich ein alter Freund.
    Jetzt, wo Anne weg sei, wolle er nicht länger warten, könne er mir ja ganz in Ruhe erzählen, was auf solchen Veranstaltungen wie seiner alles passieren kann, wenn alles ein bisschen außer Rand und Band gerät und alle nur Champagner trinken.
    Damit ich das schon mal weiß, gewissermaßen, jetzt, wo ich reich werde, aber das weiß er, glaube ich, gar nicht.
    »Mein Expartner«, sagt er, »hat in den Pool gemacht. Da schwamm morgens was drin rum.«
    Seine Hand macht eine Schwimmbewegung. Er macht ein ganz und gar angeekeltes Gesicht, als röche er immer noch, was damals in dem Pool trieb.
    »Mensch, putz doch mal!«, pflaumt er einen Kellner an und stupst mit dem Finger in einen Kaffeefleck.
    Ich tue so, als bemerke ich das nicht.
    »Die Sache, war das peinlich. Mein Partner war halb nackt«, sagt er. »Meine Mutter hat mir das gesagt. Die kommt morgen auch.«
    »Wie, wo war das?«
    »Auf der Messe war das. Was glauben Sie denn, wo das passiert ist: in einem kalifornischen Pool. Ganz viele Leute waren da vorher drin. Ich höre auf einmal Gaudi, Stimmung, während ich oben noch gearbeitet habe. Da war Party. Am nächsten Morgen kam der Chef der Firma und sagte: ›Ich musste da 15 Sauerstofftabletten reinschmeißen.‹«
    »Ihh«, mache ich. »Ihh, nein, das kann doch nicht sein!«
    »Doch.«
    Was macht man mit so einem Mann? Trösten? Ich will weg.
    »Das ist nicht meine Messe, Anne«, sage ich, als sie wieder da ist, und fliehe aufs Klo. Anne muss plötzlich auch.
    »Du spinnst ja, lass mich nicht alleine«, blafft sie mich an und stürmt mir hinterher.
    Ich pullere, um das Becken liegen vertrocknete braune Rosenblätter für die Luxusgefühle beim Pullern. Aber auf dem Teller mit der weißen Serviette steht: »Danke!«
    Musik hämmert aus einem Saal, als wir wieder rauskommen. Sie ballert richtig, durch eine offene Tür knallt

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