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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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hinten zwei Schlitze!«, meine Manschetten, die rausgucken. Er teilt mich ein in einen grünen Bereich und einen roten Bereich. Der rote Bereich meines Anzugs ist der, dass er am Bauch Falten wirft.
    Meine Haare, die seien zwar okay so von der Länge, aber sie erinnerten ihn an einen Mob, alles krumm und schief. Meine Haltung, die sei zwar an sich sehr gerade, ich müsse mich aber mehr nach vorne beugen, weil das offener wirke.
    Die Knie mehr auseinander. Die Hände nicht vor den Bauch. Die Hände auch nicht vor die Brust. Zwei Finger zeigen auf meine Augen, und er sagt: »Hier muss dein Blick sein, hier.«
    Norbert Vojta korrigiert mich – und ich weiß nicht warum, ob es mein Schönburg’scher Reflex ist, aber ich lasse mich gerne von ihm kritisieren. Ich genieße es.
    »Gerade sitzen. In die Augen gucken. Das ist die halbe Miete«, sagt er und legt nach. Wenn es mir gelingen würde, den Menschen gerade in die Augen zu schauen, könnte ich alles erreichen, was ich will.
    Einmal unterbreche ich ihn versehentlich, aber da gibt er mir zu verstehen, dass er das nicht sehr schätze, unterbrochen zu werden, und ich zucke zurück.
    Ich glaube auch, dass er es nicht mag, wenn es Frühstücksbrötchen auf einer großen silbernen Platte gibt und man nimmt das letzte mit Schinken, ohne zu fragen. Aber er beschwert sich nicht.
    Charisma heiße schon zu lenken, zu führen, sagt er. Charisma heiße auch mal Kante zu zeigen, wenn es drauf ankommt. Manchmal mache ich auf ihn ja leider den Eindruck eines Jungen, der unsicher durchs Leben tapst.
    Dann guckt er mich an, als hätte er nichts Böses gesagt.
    »Du bist wie ein Papa zu seinem Sohn«, sage ich.
    »Ja«, sagt er und spricht von seinem Sohn, der das auch schon alles von ihm mitbekommt. Der bestimmt schon deshalb einmal sehr erfolgreich wird, denke ich.
    Er sehe Handlungsbedarf bei uns, das solle uns jetzt nicht verletzen.
    »Ihr seid beide so lustige Quatsch-Typen«, sagt er. »Das ist auch in Ordnung so.« Aber wir müssten uns noch mehr als bisher der Community der Erfolgreichen anpassen. Die Erfolgreichen merkten das blitzschnell, ob jemand dazugehöre oder leider eben doch nicht.
    Dann ist die Kamera wieder an.
    »Warum bis du Journalist geworden?«
    »Weil ich mich für andere Menschen interessiere.«
    »Warum interessierst du dich für andere Leute?«, fragt er mich und knipst das doppelte Licht an, damit es noch heller wird.
    »Weil ich gerne alles weiß und alles kontrolliere!«
    »Warum?«
    »Weil ich lieber agiere als reagiere.«
    »Wer ist dein Lieblingsfeind?«
    »Mein letzter Chef.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht warum. Es ist eben so.«
    Ich will nicht antworten, es ist mir unbehaglich.
    »Es läuft jetzt nichts mit. Sag mal.«
    Ich antworte, ohne es zu wollen. Wahrscheinlich ziemlich uncharismatisch, aber wenigstens mit der Hand nicht vor der Brust und auch nicht vor dem Bauch.
    Ich ärgere mich, dass ich nicht die Kraft finde, einfach nicht zu antworten, Kante zu zeigen. Irgendetwas zu sagen, was meinen Chef schont. Ich finde es hoch uncharismatisch, so ehrlich zu sein, und komme mir vor wie ein Politiker, der seinen Job nicht beherrscht.
    »Na gut, das ist ja okay«, sagt er, als ich es ihm gesagt habe. »Das passiert dir ja hoffentlich noch sechsmal im Leben. Anders geht’s nicht. Was meinst du, was ich schon alles erlebt habe. Dagegen ist das Puffykram.«
    Gegen Vojta ist alles Puffykram.
    Wenn Vojta etwas fragt, will er Antworten. Nicht irgendwelche. Gute, die fesseln, die das Gegenüber einnehmen. Norbert Voijta will, dass ich lerne, mein Gegenüber für mich einzunehmen – ohne Puffykram.
    »Auf welche eigene Leistung bist du besonders stolz?«, fragt er. Mir fällt nichts ein.
    »Auf ein Buch, das ich gerade schreibe.« Es scheint mir eine gute Antwort, die beste, die ich finden kann.
    »Welches Buch schreibst du?«
    »Ich schreibe ein Buch über den Erfolg. Ich suche die Erfolgsformel und wie man sie findet.«
    »Und meinst du, das wird ein Renner?«
    »Ich glaube, es wird richtig, richtig … Ich glaube, es wird gut.«
    Dann ist Anne dran.
    »Du wirkst selbstbewusst, zu sehr, ein bisschen arrogant«, sagt er zu Anne, und das überrascht sie leider wirklich.
    »Du kommst sehr glaubwürdig rüber, man nimmt dir ab, was du sagst«, befindet er. »Du machst auf mich den Eindruck einer sehr freundlichen, aber äußerst resoluten Person.«
    Ich pflichte ihm bei, dass er da ganz richtig liege, und auch das ist, glaube ich, nicht im Sinne des

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