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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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erzähle ihm, dass wir jetzt nicht nur in eine Gameshow kommen, sondern auch noch hundert Promis nach ihren Ideen befragen wollen, wie man reich wird. Hundert. Wenn da etwas Kluges bei sei, würden wir das gemeinsam mit dem Prominenten verwirklichen. Wir, die Reichmacher, und der Prominente als Mentor.
    »Ist doch super«, sage ich.
    Der Kumpel guckt mich nur zweifelnd an, und ich klopfe ihm auf die Schulter.
    Was ist normal im Leben?
    Die merkwürdige Frage von Annes Sohn fällt mir wieder ein.
    »Sag mal, Mama, woran merkt man eigentlich, dass das, was man träumt, nicht die Wirklichkeit ist?«
    Anne hat ihm gesagt, dass sie das nicht wirklich beantworten könne. Sie hoffe aber, dass die Wirklichkeit lange so bleibe, wie sie ist.
    »Ihr glaubt echt, dass ihr alles könnt, oder?«, fragt Annes Mann ein kleines bisschen gereizt am selben Morgen.
    »Bewerbt euch doch als Bundespräsident. Das wäre doch was: Anne und Jan werden Bundespräsident!«
    Dann lacht er, und Anne lacht auch. Ein bisschen hat er ja vielleicht auch recht.
    ***
    Sie soll ja sehr gut aussehen und selber mal Model gewesen sein. Sie findet ihre Talente auf der Straße, in Cafés, in Clubs, im Strandbad.
    Wer ihr gefällt, kommt groß raus, zu 80 bis 90 Prozent, der läuft für die Großen, kommt in den Stern , der läuft für Joop, Escada.
    Im Auto unterwegs zu unserem Treffen mit der Chefin von der Modelagentur, die ich mit einer gewissen Nachlässigkeit nur Modeltante nenne, sage ich zu Anne: »Die Grundwährung ist Aufmerksamkeit.«
    Dass es wichtig sei, dass wir die Leute in ihrem Herzen berühren wie mit einer Feder, sage ich.
    Anne findet das ziemlich ekelhaft.
    Dass man mit der Feder das Herz streicheln müsse und dass dann alles gut werde bei den Menschen, sage ich.
    Anne verbittet sich solche Formulierungen.
    Dass Reichwerden ein schwerer Spaß ist, denke ich. Ich möchte viele Menschen gewinnen. Viele. Ich habe Ideen für eine Poker-Tante, die Anne anquatschen soll, eine 28-Jährige aus Dessau, die mal eben eine Million Euro gewonnen hat auf einem Turnier, und ich habe eine Idee für die Mauer-Heinis, mit denen wir die deutsche Geschichte vergolden wollen.
    Ich sage Tanten, Onkels und Heinis, weil ich mir die ganzen Namen nicht merken kann und das kurz einfach schneller geht.
    Wir sind ja unter uns.
    Ich setze mich beim Asiaten an den Nachbartisch von Daniel Brühl und höre die ganze Zeit zu. Er spricht leider nicht viel beim Essen.
    Ich fühle, dass das Reichwerden langsam Arbeit wird, schwere Arbeit. Wir sind im Büro, von morgens acht Uhr bis weit in den Abend, und abends haben wir noch Termine. Es ist so, als würden wir einen Spitzenjob machen, aber wir haben gar keinen, nur Anne, die muss immer noch zur Arbeit in die Redaktion.
    Es sind noch sechs Wochen, bis ein halbes Jahr Reichwerden um ist, bis dahin müssten wir eigentlich schon reich sein, denke ich. Oder zumindest die Option haben, dass wir es wirklich werden.
    Sonst wird das nachher alles so knapp – und wächst sich aus bis in die Ewigkeit.
    Druck, ich spüre eine Art Reichwerde-Druck, von morgens bis abends. Den ganzen Tag Vojta-Anwende-Druck, wenn wir die Sachen machen wie Vojta, dann geht bestimmt irgendwo was. Ich fühle auch den Schönburg-sprich-schön-Druck und den Laura-ich-ziehe-mich-immer-gut-an-Druck, ich fühle mich gar nicht mehr wie ich selbst.
    Ich fühle den Druck, im Lotto zu gewinnen mit diesen Zahlen von den Buberts, die nicht so richtig was werden; den Ärger, dass der Mann im Arbeitsamt das Geld nicht angenommen hat. Das wäre wirklich zu schön gewesen.
    Die Chefin von der Modelagentur, von der ich unbedingt ein Foto ins Lokal schicken wollte, damit man sie ordentlich begrüßt, und für die ich schon jetzt die Empfehlung »Großer Weltsalat mit Langusten« habe, weil ich mir vorstelle, dass schöne Modelfrauen nach acht Uhr gerne etwas Leichtes, etwas Teures essen, sagt kurzerhand, dass sie eigentlich doch nicht mehr essen wolle, wir könnten aber zu ihr in die Agentur kommen. Sie wolle heute wirklich nicht mehr ausgehen.
    Als wir kommen, sitzt sie noch am Schreibtisch.
    »Schön, dass ihr da seid. Die Kinderagentur ist da hinten auf der anderen Seite«, sagt sie und zeigt zur gegenüberliegenden Wand des Loft-Büros im Herzen von Berlin. Dorthin, wo das große Bild hängt, irgendetwas Zeitgenössisches.
    Das ist Werbung, das sind Träume hier, denke ich. Es riecht nach offenem Fenster in dem Büro, aber ich bilde mir ein, dass es nach Hoffnungen

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