Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
älter als das Haus selbst, der Stamm knorrig und knotig. Hume sprach in sein Handy, er war sicher immer noch hinter dem fehlenden Ehemann her. Jacobson steckte sich gerade seine dritte B&H an, als DS Kerr mit seinem blauen Peugeot eintraf und bis zum Absperrband vorfuhr.
    Kerr parkte bewusst außerhalb der Rangierweite der beiden Bürocontainer, die ihren endgültigen Platz noch nicht gefunden hatten. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was er wohl tun würde, wenn er nicht bei der Polizeiwäre. Selbst für einen Mann, der das Familienleben mied, gab es eine Grenze dessen, was an Überstunden erträglich war, körperlich wie geistig. Eben noch hatte er mit seiner Tasse Tee am Frühstückstisch gesessen, vor sich zwei Tage mit Frau und Familie, als Jacobson unter seiner privaten Nummer anrief. Cathy war ans Telefon gegangen und hatte ihm mit eisigem Schweigen den Hörer hingehalten. Als er seine Flucht antrat, wischte sie gerade etwas Milch und Müsli von Sams Lieblings- T-Shirt .
    Die Spurensicherung beendete ihre Videoaufnahmen von der Leiche. Die Leute aus der Leichenhalle waren bereits auf dem Weg, und bald schon würde die Tote in einem Leichensack unterwegs zur Obduktion sein. Jacobson sah zu, wie Kerr das bittere Ritual vollzog, die Leiche am Tatort in Augenschein zu nehmen. Notwendig war es nicht. Jacobson hatte ihm bereits die Kernpunkte erläutert, und Robinsons Bericht würde seinen Informationsstand fachkundig komplettieren. Trotzdem war es – psychologisch gesehen – ein sinnvoller Einstieg in einen neuen Fall, und kein wahrer Kripobeamter würde sich je davor drücken. Das Letzte, was Kerr auffiel, bevor er sich von der Toten abwandte, war eine winzige Tätowierung, ein kleiner Schmetterling oben auf dem rechten Arm, direkt unter der Schulter.
    Da die Spurensicherung im Haus längst noch nicht fertig war, drehten Kerr und Jacobson eine Runde durch den Garten. Es gab ringsum etwa ein halbes Dutzend ähnlicher Anwesen. Abgeschieden, in beträchtlichem Abstand zueinander, umgeben von Ackerland. Man hatte Crowby in Reichweite, war aber nicht mehr Teil davon. Die Gärten waren weitläufig und einfach bepflanzt, sie bestanden hauptsächlich aus leicht geschwungenen Rasenflächenmit hier und da einem Blumenbeet in Malkastenfarben, hauptsächlich Rot und Gelb. Entlang der Gartenmauer der Mortimers standen so viele Leyland-Zypressen, dass dafür wohl gleich mehrere Gartencenter leergekauft worden waren. Sie sorgten für etwas Sichtschutz, für mehr aber auch nicht. Die Bäume waren mittlerweile groß genug, um ihren Zweck zu erfüllen, wirkten aber dennoch seltsam neu und substanzlos. Ein paar kräftige Windstöße, und die liegen flach, dachte Kerr. Und dem großen, grimmigen Wolf würde sicher nur die Eiche vorne vorm Haus widerstehen können.
    »Sie tippen also auf den Ehemann, Frank?«
    Dem Klischee des rücksichtslosen Rauchers voll und ganz entsprechend, trat Jacobson seine Zigarette achtlos in den Rasen, bevor er antwortete.
    »Ganz sicher sollten wir ihn als Ersten befragen. Es ist noch früh, aber es gibt keine offensichtlichen Hinweise auf einen Einbruch. Allerdings lässt sich bei dem Durcheinander da drinnen im Moment kaum etwas sicher sagen.«
    Der große Deluxe-Swimmingpool der Mortimers war mit einer Konstruktion aus Glas, Stahl und weißem Plastik überdacht. Dahinter sah es ungleich wüster aus: Der Rasen war umgegraben, und jemand hatte Holzstapel, Ziegel und Steine darauf abgeladen. Säcke mit organischem Dünger lagen in einem kleinen Container, daneben stand ein Betonmischer. Jacobson trat eine Gießkanne von einem Pflasterstein, der den Beginn eines gewundenen, aber längst nicht fertigen Fußpfades markierte.
    »Hoffen wir, dass es der Ehemann war, alter Junge. Ein netter, sauberer, altmodischer häuslicher Streit.«
    In Gedanken versunken zündete er sich eine weitere Zigarette nach der gerade erst ausgetretenen an.
    »Alles andere wäre ein verdammter Ärger. Der August ist ein übler Monat für eine große Mordermittlung, auch ohne das Durcheinander mit Robert Johnson. Ich musste schon Emma Smith und DC Williams aus dem Überwachungsteam nehmen. Gott allein weiß, wie sich die obere Etage ihren Ersatz vorstellt.«
    Sie wandten sich wieder dem Haus zu. Kerr schlug vor, DC Barber als zusätzlichen Beamten in die Ermittlungen einzubeziehen.
    »Ich habe auch schon an Barber gedacht, alter Junge. Aber der ist gerade erst zurück aus Barbados und steckt noch im Jetlag. Der ist frühestens

Weitere Kostenlose Bücher