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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Deckschuhe. Mit einer lächerlich theatralischen Geste der linken Hand bedeutete er ihnen, dass das, was ihm gehörte, auch ihnen offenstand und sie doch bitte seine bescheidenen Räumlichkeiten betreten sollten.
    Mortimers Reich, sein Büro und das dazugehörige Vorzimmer, nahm eine Ecke des Gebäudes ein und hatte Fenster zu zwei Seiten. In der einen Richtung sah man schräg über die Straße auf den künstlichen See, in der anderen hatte man die Verladerampen auf der Rückseite des Gebäudes im Blick. Mortimer hatte offensichtlich im Vorzimmer gesessen: In der Mitte des Raumes war ein Stuhl von einem Computerterminal weggerückt worden,auf dem eine komplexe Tabelle mit Pfundzeichen, Zahlen und Datumsangaben zu sehen war.
    »Ich war gerade dabei, die Verkaufszahlen zu prüfen, Chief Inspector. Sie wissen ja, wie das ist.«
    Keinen blassen Schimmer habe ich, wie das ist, dachte Jacobson.
    »Es ist nicht leicht, das auszusprechen, was wir Ihnen mitteilen müssen, Mr Mortimer«, sagte er. »Heute Morgen ist die Leiche einer Frau gefunden worden, die ermordet wurde, und wir haben guten Grund zu der Annahme, dass es Ihre Frau sein könnte.«
    Mortimer hatte ihnen gerade ein paar bequeme Besucherstühle am Fenster anbieten wollen und hätte ganz sicher auch gefragt, ob sie etwas trinken wollten.
Tee, Kaffee oder vielleicht etwas Stärkeres, Inspector?
Das gewohnte, heuchlerische Angebot. Aber jetzt wandelte sich sein Ausdruck, das Schleimerlächeln verpuffte – und wurde durch nichts, gar nichts ersetzt. Völlige Leere. Er starrte sie an, und seine große, flache Hand fuhr abwehrend über den oberen Rand des Bildschirms.
    »Jenny? Soll das so etwas wie ein Witz . . .«
    »Ich mache keine Witze, Mr Mortimer.«
    Jacobson erklärte ihm, der Postbote habe verdächtige Umstände bei ihm zu Hause gemeldet, sagte aber nicht, wann das war, und auch nicht, dass die Tote, die mit absoluter Sicherheit Mortimers Frau war, nackt und erwürgt aufgefunden worden war. Wie jeder Polizist wusste Jacobson, dass das Spektrum an Reaktionen auf einen plötzlichen Tod recht begrenzt war. Die Betroffenen weinten, verloren die Besinnung, wurden wütend oder wie starr. Bis jetzt war Mortimers Reaktion eine Meisterleistung an Erstarrung.
    »Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen?«
    Mortimers Reaktionsmodul im Gehirnstamm übernahm die Antwort. Die Synapsen im Großhirn schienen sich aus jeder externen Kommunikation ausgeschaltet zu haben.
    »Ich   ... ich habe sie heute Morgen gar nicht gesehen. Ich bin etwa um halb acht zu Hause weggefahren. Sie, äh   ... sie hat letzte Nacht in einem der Gästezimmer geschlafen.«
    Er sackte mehr auf seinen Stuhl, als dass er sich setzte, die Finger seiner Rechten hielt er reglos auf dem grünen Mousepad, als böte dessen Oberfläche eine Art Trost.
    Jacobson fing Kerrs Blick auf und nickte. Was als Nächstes zu tun war, war so offensichtlich, dass sie sich nicht darüber verständigen mussten. Sie würden Mortimer mit in die Leichenhalle nehmen, damit er die Identifizierung vornahm, und anschließend aufs Präsidium, wo sie ihm ein paar ernste Fragen stellen würden. Heute, dachte Jacobson, begrüßen wir in ›Wer hat seine Frau umgebracht?‹ ganz herzlich Mr Gus Mortimer aus Crowby.
    Kerr rief Sergeant Ince an und bat ihn, möglichst schnell einen Streifenwagen mit ein paar Beamten zu schicken. Jacobson sprach leise zu Mr Mortimer.
    »Sie werden verstehen, dass wir später etliche Details von Ihnen brauchen, um uns ein Bild machen zu können. Im Moment müssen wir die Tote aber erst einmal eindeutig identifizieren.«
    Mortimer starrte ihn an oder durch ihn hindurch.
    »Es tut mir leid«, sagte Jacobson etwas gezwungen.
    Jacobson und Mortimer fuhren im Streifenwagen zum Crowby General Hospital. Kerr folgte ihnen allein. Leichenhalle und Pathologie waren im neuen Flügel des Krankenhauses untergebracht, oben im vierten Stock. Die Mitarbeiter dort witzelten gerne, dass es der »coolste«Ort während der gegenwärtigen Hitzewelle sei. Es gab drei Neuzugänge im eigens heruntergekühlten Vorraum: ein Verkehrsunfallopfer, einen Alkoholiker, der, wie angenommen wurde, Selbstmord begangen hatte, und die mutmaßliche Mrs Jennifer Mortimer, weiße Hautfarbe, ein Meter zweiundsechzig, fünfzig Komma acht Kilogramm schwer, blaue Augen, naturblond. Gus Mortimer befand sich noch immer tief im Land des Starrens und nickte nur ganz leicht, als der Mitarbeiter das Tuch zurückzog.
    »Ich fürchte, wir brauchen eine

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