Reich und tot
draußen bei Planet Avionics. Die Schwester der Frau hat da offensichtlich ein paar Jahre gearbeitet.«
Kevin Holland sah von Jacobson zu Hume und wieder zurück.
»Da haben Sie Ihre Antwort, Chief Inspector«, sagte er.
Sergeant Ince goss noch etwas Brandy in den Pappbecher. Holland reagierte erst nicht darauf, trank den Becher dann aber wieder mit einem Zug leer.
»Hören Sie, es ist so. Jenny und ich . . .«
Seine Stimme hob sich und verstummte. Er nahm sich eine Zigarette aus Jacobsons Schachtel und fischte ein orangefarbenes Feuerzeug aus der Hosentasche.
»Sie wollte ihn verlassen«, versuchte er es noch einmal, steckte sich die Zigarette an, rauchte sie aber nicht.
5
Der Science and Business Park lag am anderen Ende der Stadt. Sie nahmen Kerrs Wagen, und Kerr fuhr. Er setzte darauf, dass auf Autobahn und Umgehungsstraße weniger Verkehr war als im Zentrum, und fuhr außen herum. Sie schafften es in respektablen zwanzig Minuten.
Im SBP, wie das Gewerbegebiet kurz genannt wurde, gab es etwa ein Dutzend Hightechfirmen, die alle an der zentralen, bogenförmig angelegten Verbindungsstraße lagen. An einem schönen Sommermorgen war es hier gar nicht so übel. Enten paddelten faul in einem künstlich angelegten Miniatursee, Wasser rauschte einen künstlichen Wasserfall hinunter, und unter ein paar Bäumen standen Picknicktische. Den Großteil des Jahres aber war das hier zugiges, totes Gelände, und wer eben konnte, dachte Kerr, reduzierte seine Mittagspause wohl auf ein Minimum, aß direkt an seinem Schreibtisch oder seiner Werkbank und sah zu, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen. Er fragte einen Sicherheitsangestellten vor dem Fujitsu-Gebäude nach dem Weg, obwohl er sich das auch hätte sparen können: Wer auf der Straße blieb, kam am Ende überall vorbei.
Planet Avionics war in einem langen, flachen Gebäude ganz hinten im SBP untergebracht. Auf den nummerierten Parkplätzen stand kaum ein halbes Dutzend Autos.Kerr parkte so nahe beim Eingang wie möglich, und Jacobson hievte sich nach draußen.
»Also dann, Ian. Wenn der liebe Ehemann nicht zu Hause ist, sehen wir mal, ob wir ihn bei der Arbeit finden.«
Der Haupteingang in der pompösen Glasfassade war verschlossen. Ein schläfrig wirkender Wachmann äugte vom Empfangstisch zu ihnen herüber und hätte sich wahrscheinlich keinen Zentimeter bewegt, hätte Jacobson nicht energisch seinen Dienstausweis vor die nächste Sicherheitskamera gehalten. Ein elektronischer Summton erklang, und die Tür glitt auf.
»Ist Mr Mortimer im Haus? Wir müssten ihn sprechen.«
Der Wachmann griff zum Telefonhörer, aber Jacobson schüttelte den Kopf.
»Es ist eine persönliche Sache. Dringend. Bringen Sie uns direkt zu ihm.«
Sie folgten dem Mann die Treppe hinauf und einen langen, kühlen Korridor hinunter. Dessen lindgrüne Monotonie wurde in gewissen Abständen durch große, an der Wand hängende Drucke aufgelockert – Thema war ganz eindeutig die Geschichte der Luftfahrt: Sie kamen an Fliegenden Festungen, Sopwith-Camel-Doppeldeckern und Spitfires vorbei.
»Nicht unbedingt viel los hier«, sagte Kerr.
»Am Wochenende nie, Mann.« Die Stimme des Wachmanns klang professionell mürrisch. »Nur ein paar Leute vom Wartungsdienst haben auf der Produktionsebene zu tun, und ja, der große Boss ist in seinem Büro.«
Am Ende des Korridors wandten sie sich nach rechts.
»Hatten Sie schon Dienst, als Mr Mortimer kam?«, fragte Kerr.
»Ich mach zwölf bis zwölf, Mann. Von Mitternacht bis Mittag.«
Der Wachmann blieb vor der dritten Tür stehen. »Geschäftsführung« stand auf einem eleganten Metallschild.
»Der große Bo ... also, Mr Mortimer kam um Punkt acht. Das tut er oft samstags.«
Er wollte gerade an die Tür klopfen, als sie von innen geöffnet wurde. Bevor Jacobson noch seinen Ausweis hervorholen konnte, lächelte Gus Mortimer sie wie das sprichwörtliche Krokodil an und fragte, wie er ihnen helfen, was er für sie tun könne. Jacobson – genau wie Kerr – unterschied die Leute strikt nach denen, die sie sofort als Polizei erkannten, und denen, die es nicht taten. Kerr sah Mortimer eindeutig in der ersten Kategorie, Unterabteilung B: Schleimer.
»Ich glaube, das sollten wir in aller Ruhe besprechen, Mr Mortimer«, sagte Jacobson in sachlichem Ton.
Der Wachmann verschwand mit einem Kopfnicken. Mortimer wirkte angesichts der Hitze locker und entspannt. Er trug ein weißes Lacoste- T-Shirt , dunkelblaue Shorts und hellbraune, lederne
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