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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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morgen wieder einsatzbereit. Barbados! Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Polizisten nach Bognor fuhren und sehr zufrieden zurückkamen.«
    Sie passierten den Wintergarten und näherten sich wieder dem vorderen Teil des Hauses. Der Wagen der Leichenhalle kam die Einfahrt herauf, von außen sah er fast wie ein Krankenwagen aus. Der Fahrer vollführte eine Hundertachtzig-Grad-Wende, kam dabei Kerrs Peugeot gefährlich nahe, setzte ein Stück zurück und stand noch nicht ganz, als ein weißer Ford Transit kiesspritzend in die Einfahrt bog und ihn zuparkte.
    Heraus sprang ein junger Mann, der schreiend aufs Haus zulief. Er war bereits unter dem Absperrband durch und kaum mehr einen Meter von Jennifer Mortimers Leiche entfernt, als ihn zwei stämmige Beamte, einer von ihnen Sergeant Ince, überwältigen konnten.
    »Jenny! Jenny! Was ist hier los? Warum liegt sie da?«
    Ince hielt ihn sicher im Polizeigriff.
    »Beruhigen Sie sich, Mann. Ganz ruhig.«
    »Lassen Sie mich zu ihr. Ich will sie sehen. Lassen Sie mich los. Wenn dieser Dreckskerl . . .«
    Mithilfe zweier weiterer Beamter zerrten und trugen sie den jungen Burschen in den ersten Bürocontainer und setzten ihn auf einen roten Plastikstuhl vor einen alten, resopalbeschichteten Tisch.
    »Was ist hier los?«, fragte der Bursche wieder, flüsterte die Worte aber nur noch, kämpfte und wehrte sich nicht mehr, weil er den schlimmen Kern der Antwort bereits kannte. Jacobson und Kerr kamen herein und zogen sich beide einen Stuhl heran. Von irgendwo aus dem Nichts zauberte Ince eine kleine Flasche Brandy hervor, goss etwas davon in einen Pappbecher aus dem Automaten und reichte ihn dem Unbekannten.
    »Ich bin Chief Inspector Jacobson, und das hier ist Detective Sergeant Kerr«, sagte Jacobson.
    Der junge Mann stürzte den Brandy hastig herunter. Kerr schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Ein Naturbursche. Er trug Wanderstiefel, eine grüne Drillichhose und ein verschwitztes lila Unterhemd. Mehr noch als sein kantiges Gesicht stach sein Haar hervor: hellbraun und zu langen, dicken Dreadlocks verfilzt.
    »Sie ist tot, oder?«
    Die überflüssige Frage hing in der Luft. Jacobson nickte.
    »Ja, sie ist tot. Sie wissen also, wer sie ist?«
    Schweigen.
    »Sie müssen es mir sagen, wenn Sie es wissen. Es ist wichtig für unser weiteres Vorgehen«, sagte Jacobson.
    »Es ist Jenny. Jenny Mortimer.«
    Erneut wallte Panik in dem jungen Kerl auf.
    »Ich will sie sehen. Ich muss zu . . .«
    Er wäre sicher von seinem Stuhl aufgesprungen und ins Freie gestürmt, hätte Ince ihn nicht festgehalten. Jacobson versprach, dass er sie noch einmal sehen könne,wenn erst alles geklärt sei. Was genau er damit meinte, erläuterte er nicht näher. Mike Hume steckte seinen breiten Kopf zur Tür herein.
    »Im nationalen Computersystem liegt nichts vor, Chef. Laut Zulassungsstelle ist das hier Mr Kevin George Holland, geboren am 4.   9.   75, wohnhaft in Crowby, immer angenommen, der Wagen gehört ihm.«
    »Ja, das ist meiner«, sagte Kevin Holland.
    Er sah Hume verächtlich an.
    »Ich habe immer brav meine Steuern bezahlt«, fügte er hinzu. »›Verbreite Großzügigkeit‹ sagen die Sufis.«
    Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, dachte Jacobson. Er hörte die Rädchen in Humes relativ durchschnittlichem Polizistenhirn sirren, das sich offenbar an einem bekannten Kantinenvorurteil abarbeitete: Weiße Rastatypen in Drillichhosen haben keine weiße Weste, und ihnen gehören auch keine normal zugelassenen Autos. Jacobson bot Holland eine Zigarette an und ließ die Schachtel auf dem Tisch liegen, als der ablehnte.
    »Sagen Sie uns, was Sie wissen, Mr Holland. Bitte. Wir müssen die Dinge vorantreiben.«
    Kevin Holland fummelte an dem leeren Pappbecher herum. Seine Wut auf DC Hume schien ihm etwas von seiner Fassung zurückgebracht zu haben. Er erzählte ihnen, er sei selbstständiger Landschaftsgärtner, die Mortimers gehörten seit etwa einem Jahr zu seinen Kunden und er habe versucht, ihrem Grundstück eine Seele zu geben. Diese Woche sei er auf einem Festival gewesen und gerade erst zurückgekommen. Jacobson hatte nicht die Zeit, um den heißen Brei herumzureden. Er kam gleich aufs Wesentliche.
    »Was meinten Sie eben da draußen, Kevin? Als Sie sagten: ›Wenn dieser Dreckskerl . . .‹?«
    Kevin Holland starrte ihn an, versuchte offenbar, ihn einzuschätzen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, stand Hume schon wieder in der Tür.
    »Mr Mortimer, Chef. Er heißt Gus Mortimer. Geschäftsführer

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