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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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explizite Bestätigung, Mr Mortimer«, sagte Jacobson.
    Mortimer ließ ein leises Geräusch hören, das ein Seufzer sein mochte.
    »Ja. Es ist Jenny. Es ist meine Frau«, sagte er.
    Kerr spielte den Mitfühlenden und führte ihn hinaus.
    »Sie können sie später noch einmal sehen und etwas mit ihr allein sein, wenn, nun   ... wenn sie etwas hergerichtet worden ist.«
    Jacobson hatte sich auf der Fahrt zur Leichenhalle alle möglichen wortgewandten Begründungen und Halbwahrheiten ausgedacht, warum Mortimer nicht gleich nach Hause und auch keine Verwandten verständigen konnte, sondern zunächst einmal bei ihnen im Präsidium seine Aussage machen sollte. Doch tatsächlich ging es ganz ohne Erklärung. Mortimer wollte nicht einmal wissen, wohin sie ihn brachten, als Kerr ihn in den Aufzug, durch den Eingangsbereich und zurück zum Streifenwagen führte. Diesmal fuhr Jacobson wieder mit Kerr und überließ Mortimer den Streifenbeamten.
    »Wir gehen absolut nach Vorschrift vor, Ian«, sagte er und wischte sich mit seinem altmodischen weißen Leinentaschentuch den Schweiß von der Stirn, als sie denKrankenhausparkplatz verließen. »Wir rufen den Polizeiarzt, um zu sehen, ob er unter Schock steht, vergewissern uns, dass er vernehmungsfähig ist, und nehmen erst dann seine Aussage auf. Und wenn wir meinen, es ist der richtige Augenblick dafür, klären wir ihn über seine Rechte auf und raten ihm, seinen Anwalt anzurufen.«
    Kerr ließ dem Streifenwagen reichlich Vorsprung und sah zu, wie er hinter einem roten Sattelschlepper verschwand.
    »Für Sie ist es also immer noch ein klarer Fall?«
    »Eine attraktive Frau, verheiratet mit einem älteren Geldsack, hat einen jugendlich-virilen Freund? Das kommt jeden Abend um neun auf Channel Five, Ian, alter Junge. In einem normalen Sommer ist die Wettervorhersage weniger klar.«
    In Vorbereitung auf seine nächste Zigarette drehte Jacobson die Scheibe der Beifahrertür herunter.
    »Es könnte wie aus dem Lehrbuch sein. Er erfährt von ihrem Freund, dreht durch, begeht die Tat und verleugnet die Wahrheit.«
    »Geht seinen normalen Gewohnheiten nach, als wäre nichts geschehen, meinen Sie?«
    Jacobson fischte das Päckchen B&H aus der Tasche, änderte dann aber offensichtlich seine Meinung und steckte es wieder weg.
    »Genau. Ohne einen Versuch, die Leiche zu verstecken oder gar zu fliehen.«
    Als sie sich der Kreuzung Flowers Street näherten, wechselte Kerr auf die innere Spur. Von hier waren es zu Fuß noch drei Minuten zum Präsidium, mit dem Auto im samstäglichen Verkehr mindestens zehn.
    »Und dieses ganze ›Was kann ich für Sie tun, Inspector?‹ – das gehört mit zur Verleugnung der Tat?«
    Jacobson nickte, aber noch bevor er richtig antworten konnte, klingelte sein Handy. Es war Mick Hume: Endlich hatten sie die Adresse der Eltern des Opfers. Emma Smith und DC Williams waren jetzt am Tatort, und Kevin Holland saß immer noch bei Sergeant Ince und wollte wissen, wann er die Tote sehen könne. Jacobson schrieb sich die Adresse in sein Notizbuch.
    »Danke, Mick. Lassen Sie unsere junge Emma und Williams mit Holland reden, und Sie selbst kümmern sich bitte um die umliegenden Häuser. Wir müssen in Erfahrung bringen, wer da draußen lebt und was die Leute über die Mortimers wissen.«
    Er zwinkerte Kerr zu. Das war kaum die Art Nachbarschaft, in der man sich mit einer Tasse Zucker aushalf, aber sie brauchten unbedingt eine genaue Aussage von diesem Kevin Holland, und die bekamen sie noch am ehesten, wenn Hume außer Reichweite war.
     
    DC Aston goss müde einen Tee auf, während DC Dennett die nächste Schicht am Fenster übernahm.
    »Igitt!«, rief er. »Der Junge fummelt an sich herum.«
    Aston schüttete den Tee in zwei hässliche, angestoßene Becher und suchte nach Zucker.
    »Ich hoffe, du machst Witze.«
    Fachmännisch stellte Dennett das Fernrohr auf den gegenüberliegenden Raum scharf. Zur Belohnung sah er, wie sich Robert Johnson das Gesicht mit Rasierschaum bedeckte und seinen Rasierer in ein Waschbecken tauchte, das als Goldfischkugel glücklicher gewesen wäre.
    »Beeil dich mit dem Tee, Mann«, sagte er zu Aston. »Sieht ganz so aus, als putzte sich unser Freund raus, um einen loszumachen.«
    Aston rührte eine Unmenge Zucker in beide Tassen.
    »Endlich«, sagte er. »Ein kleiner Spaziergang wird mir guttun.«
    Trotz aller Zweifel von Aston und Dennett hatte Crowby auf einem zurückhaltenden Vorgehen bestanden. Keine Wanzen, keine Kameras – eine einfache

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