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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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uniformierten Kollegen versuchten erst gar nicht mehr, die Schranke zu passieren, sondern fuhren gleich ins benachbarte Parkhaus und brachten die Kosten irgendwo in ihren Überstundenabrechnungen unter. Neben Chivers’ Range Rover stand ein Wagen, den er noch nie gesehen hatte,ein superteurer Lexus, Sportmodell, in einer üblen lila Farbe. Er schloss seinen eigenen Wagen ab, überquerte den Parkplatz und dachte: Wenn das nicht Greg Salters Penisverlängerung ist, will ich nicht Frank Jacobson heißen.
    Er fand sie ausgerechnet in der Kantine und nahm das als weiteres Zeichen für die plötzliche Nostalgie, die den Detective Chief Superintendent angesichts seines dahinschwindenden Polizistendaseins überkommen hatte. Er trug ein Glas Milch zu ihrem Tisch hinüber. So früh am Tag würde er sich dem Kantinenkaffee noch nicht ergeben. Salter bedachte ihn mit einem vorsichtigen Lächeln und einer Demonstration moderner Managementtechniken: Entschuldige dich niemals, übernimm nie Verantwortung und behaupte immer das Gegenteil. Es war gut, dass das Interesse der Presse an Robert Johnson endlich offengelegt war, ausgezeichnet, dass der Chief Constable bereits mit dem Redakteur des ›Sunday Update‹ gesprochen hatte, und fantastisch, dass sich DCS Chivers und er selbst bald schon mit der Reporterin des ›Update‹ treffen würden, um sie auf eine verantwortlichere Linie zu bringen.
    »Und vielleicht, Frank, würden auch Sie sich gerne wieder stärker in die Operation einschalten«, schlug Salter am Ende noch vor.
    Jacobson wischte sich etwas Milch von der Oberlippe und lehnte das Angebot rundweg ab. Er hatte sich nie an den Hierarchiespielchen und Taktierereien innerhalb des CID beteiligt und dafür nur Verachtung übrig. Dennoch war ihm eines völlig klar: Salter hatte die Sache an sich gerissen, also sollte er sie verdammt noch mal auch zu Ende bringen.
    Kerr, Mick Hume, Williams und Emma Smith warenbereits im Einsatzraum, als Jacobson hereinkam. Und auch DC Barber war da, braun gebrannt nach seinem Urlaub.
    »Hört zu«, sagte Jacobson. »Was uns betrifft, kann die ›Sunday‹-Dreckschleuder schreiben, was immer sie will. Wir
wissen
, dass Johnson nichts mit der Sache zu tun hat. Punkt, aus. Trotzdem wäre es schön, wenn wir möglichst bald offiziell Anklage gegen den lieben Ehemann erheben könnten.«
    Er setzte Smith und Williams auf die Beschäftigten von Planet Avionics an, besonders auf die für die Ermittlungen zentralen Personen, also alle, die regelmäßig mit Mortimer zu tun gehabt hatten und womöglich schon Opfer seines Jähzorns geworden waren. Hume und Barber würden ihren Tag mit etwas Launigem beginnen: sich etwas Schnelles, Gehobenes aus der Polizeigarage besorgen und die Fahrtzeit von Mortimers Haus zu Planet Avionics überprüfen. Mortimer hatte von einer halben Stunde gesprochen, Kerr hatte keine zwanzig Minuten gebraucht. Jacobson wollte einen Durchschnittswert sowie eine Ober- und Untergrenze. Anschließend sollten Hume und Barber in Mortimers Nachbarschaft noch einmal Klinkenputzen gehen. Wenn mögliche Zeugen nicht reden wollten, erinnerte er sie, musste man manchmal nur so lange an ihnen dranbleiben, bis sie es leid waren und sagten, was sie wussten – um einen endlich loszuwerden.
    »Stecken wir also fest, Frank?«, fragte Kerr, als die anderen gegangen waren.
    »Ist das so offensichtlich, alter Junge?«
    Kerr nickte. Er wusste, Jacobson tat recht daran, den Fall möglichst breit und solide abzusichern, keine Frage. Doch es sah so aus, als förderten sie dabei nur noch mehr von dem zutage, was sie ohnehin längst wussten. Substanzgab das der Sache nicht. Ein Haufen Indizien, keine Beweise. Düster schwiegen sie sich einen Moment lang an. Jacobson zauberte das unvermeidliche Päckchen B&H aus der Tasche hervor und hatte bereits eine Zigarette herausgezogen, als Sergeant Ince einen unerwarteten Besucher in den Einsatzraum brachte.
    Peter Robinson, Crowbys vertretender Pathologe, kam mit einem Bündel Papiere unter dem rechten Arm herein.
    »Inspector, Sergeant. Gut, dass ich Sie antreffe. Was ich hier habe, ist zu kompliziert, um es am Telefon zu erklären.«
    Jacobson sah zu, wie Robinson sich hinsetzte und seine Unterlagen neben sich auf den Tisch legte. Unrasiert, die Augen blutunterlaufen, das rote Haar wirr wie ein Krähennest.
    »Ich habe fast die ganze Nacht gebraucht«, sagte er. »Aber ich glaube, ich hab’s geknackt.«
    Er zeigte ihnen Fotos der Toten am Fundort, Fotos der Toten

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