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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schwierigen Lage befunden, als Mortimer die Leitung übernahm, aber er hatte das Ruder herumgerissen, die Geschäfte wieder auf sichere Beine gestellt und reichlich Pläne für den weiteren Ausbau entwickelt.
    Zu dumm, dass er da gerade jetzt seine Frau gefoltert, vergewaltigt und erwürgt hat, dachte Jacobson.
    »Er ist seit fünf Jahren bei Ihnen?«
    »Seit fünf Jahren, genau. Vorher hat er eine Elektronikfirma in Birmingham geleitet. Hatte die besten Referenzen und ist seinem Ruf mehr als gerecht geworden. Deshalb hoffe ich . . .«
    Jacobson unterbrach ihn. Dysons Anruf brachte ihn nicht weiter. Und da der Anwalt sowieso auf Smiths und Williams’ Liste stand, würden die ihm von Angesicht zu Angesicht noch einmal auf den Zahn fühlen.
    »Er hilft uns bei unseren Ermittlungen. Wir werden es Sie wissen lassen, wenn sich eine Änderung der Situation ergibt.«
    Jacobson legte auf und ging nach oben in sein Büro. Sergeant Ince blieb allein im Einsatzraum zurück und systematisierte auf der weißen Tafel die bereits erledigten und die noch auszuführenden Aufgaben. Ince hatte die Daten auch in die Ermittlungsdatenbank eingegeben, wollte sich aber noch nicht ganz von seinen alten, nichtelektronischen Hilfsmitteln verabschieden – da glich er Jacobson.
    Jacobson blätterte ein zweites Mal durch den Bericht von Amnesty International. Elektroschockpistolen und -knüppel waren in Großbritannien nicht zugelassen. Er erinnerte sich vage an ein Gerücht, dass die Londoner Polizei einst in Erwägung gezogen hatte, sie in ihr Arsenal aufzunehmen, und bei Trainingsveranstaltungen gelegentlich noch damit herumspielte. Für den zivilen Gebrauch jedoch war beides, Pistolen wie Knüppel, eindeutig illegal. Hätten sie so etwas im Haus der Mortimers entdeckt, wäre es sofort registriert und sichergestellt worden. Das war in einem Mordfall Routine. Man verfügte über einen großen Ermessensspielraum, wie man mit anderen, zusätzlichen Vergehen umging, die bei einer Hausdurchsuchung ans Licht kamen, aber man wollte auf jeden Fall davon
wissen
und alle illegalen Objekte oder Substanzen aufgeführt sehen. Deshalb war auch das Kokain vom Kaminsims der Mortimers erst in der MIU vor Ort gelandet und schließlich im Einsatzraum des Präsidiums. Dennoch, dachte Jacobson, das Haus der Mortimers hat beachtliche Ausmaße, und überarbeitete Spurensicherer sind auch nur Menschen. Kerr sah sich gerade noch einmal im Science and Business Park um, und Jacobson hatte geplant, zu ihm zu stoßen. Aber jetzt beschloss er, Haus und Garten der Mortimers erneut unter dieLupe zu nehmen. Hume und Barber konnten ihm zur Hand gehen, wenn sie mit ihrem Autorennen fertig waren.
     
    Barber lehnte auf der Haube des Polizei-BMWs, als Jacobson an das Absperrband heranfuhr, das immer noch vor der MIU die Weiterfahrt blockierte. Mick Hume saß hinterm Steuer, den Fahrersitz hatte er bequem weit nach hinten geschoben. Laut Barber waren Maschine und Drehmoment mehr oder minder identisch mit Mortimers Mercedes.
    »Fünfzehn Minuten, als Mick mit seinem gewohnten Tempo gefahren ist, Chef. Um die hundertvierzig und durch die Kurven wie ein Wahnsinniger, meine ich. Die anderen Male haben wir zwanzig, fünfundzwanzig, fünfunddreißig gebraucht.«
    Hume grinste, schob den Sitz ein Stück vor und stieg aus.
    »Sieht für mich ganz so aus, als hätte Mortimer die Strecke mit normaler Reisegeschwindigkeit genommen, falls er nicht lügt«, sagte er.
    Zwei uniformierte Beamte waren da, um Anwesen und Tatort zu bewachen. Jacobson rekrutierte einen von ihnen und bildete zwei Teams. Er selbst und Barber würden sich das Haus vornehmen, Hume und der uniformierte Kollege den Garten und die Nebengebäude. Er erklärte ihnen, wonach sie suchten und warum. Das Leben musste für die Mordkommission in den Tagen ohne Budgetierung und strenge Kassenprüfung so viel einfacher gewesen sein, dachte er. Tatsächlich bräuchte er jetzt etwa zwanzig Beamte, um den Besitz Zentimeter für Zentimeter zu durchkämmen. Vielleicht würde er das noch beantragen. Aber das ging nur, wenn er demRessourcen-Manager des CID beweisen konnte, dass er es schon auf die billige, ineffiziente und zeitraubende Weise probiert hatte.
     
    Der Wachmann, der auch am Vortag Dienst gehabt hatte, brannte geradezu darauf, Kerr hereinzulassen. Er gab ihm die Schlüssel zu Mortimers Büro.
    »Wenn ich irgendwas tun kann, rufen Sie mich, Mann«, sagte er.
    Die Welt ist voller Leute, die ihren Chef umbringen wollen, dachte

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