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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aber nicht für mich«, sagte Jacobson.
    Er umriss Trayner mit knappen Worten, was Kerr und Steve Horton herausgefunden hatten.
    Trayner nahm das Buch von seinem Bauch und setzte sich auf. Ganz wie Jacobson es vorausgesagt hatte, antwortete er mit einer einfachen Erklärung.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Um ehrlich zu sein,war mir diese Sache bei unserem Gespräch gestern nicht mehr präsent. Das Ganze ist schließlich schon eine Weile her. Wie lange jetzt? Fünf Jahre? Ich bin sicher, Sie werden verstehen, dass weder ich noch meine leitenden Angestellten uns um jede einzelne Transaktion unserer Tochtergesellschaften kümmern können. Sobald wir durch die Fernsehdokumentation von den Vorwürfen erfuhren, ging die Aufforderung nach unten: verkaufen, verkaufen, verkaufen.«
    Kerrs Blick wurde unfreiwillig von Mrs Trayner angezogen, die seidig aus dem Pool stieg und sich auf ein riesiges grünes Badetuch legte, wobei sie die Träger ihres Bikinis zurechtrückte. Er riss sich von ihrem Anblick los und zwang sich dazu, Mr Trayner zuzuhören. Heutzutage war viel von Geschäftsethik die Rede, was seinem Vater nach ein Widerspruch in sich war.
    »Sie kannten Gus Mortimer also damals nicht persönlich?«, fragte Jacobson.
    »Nein, absolut nicht. Und ich würde auch nicht sagen, dass ich ihn heute persönlich kenne.«
    »Wobei es schon eine etwas merkwürdige Fügung ist: Zunächst nimmt er die volle Verantwortung für die Vorgänge bei Centro Tech vor Gericht auf sich, und ein paar Monate später hält er ausgerechnet in Crowby Einzug, immer noch als Topmanager. Es überrascht mich, dass er hier so einfach einen neuen Job bekam.«
    Trayner war von seinem Liegestuhl aufgestanden und wedelte mit den Armen vor sich herum. Hände weg. Er verteidigte sich und sein Territorium.
    »Das hat nichts mit mir zu tun. Zu Planet Avionics gab es nie irgendwelche Verbindungen. Prüfen Sie die Bücher . . .«
    »Das tun wir«, sagte Kerr, wieder ganz bei seinem Job.»Und dass Gus Mortimer gleich wieder eine Leitungsposition bekommen hat, ich meine, es ist, wie ich gestern gesagt habe: Er ist ein äußerst kompetenter Mann mit exzellenter Bilanz. Jedem kann einmal eine Fehleinschätzung unterlaufen . . .«
    Jetzt war es an Jacobson, sich vom Anblick der fleischlichen Vorzüge Mrs Trayners, Geoffreys wandelnder Trophäe, loszureißen.
    »Eine Fehleinschätzung, Mr Trayner?«, unterbrach er den Hausherren. »So nennen Sie das also, wenn man Folterer mit den Werkzeugen ihres Gewerbes ausstattet?«
    Trayner musste sich sichtbar zügeln.
    »Jetzt mal einen Augenblick, Chief Inspector. Ich weiß nicht, ob mir Ihr Ton gefällt. Es ist immer leicht, von außen Kritik zu üben. Ohne alle Verantwortung für die Aktionäre zu übernehmen. Wenn der Steuerzahler Ihnen Monat für Monat Ihr Gehalt zahlt . . .«
    Trayner stand mit dem Rücken zum Pool. Ein kräftiger Schubser, und er läge drin, dachte Jacobson, würde sich die Shorts nass machen und einen kleinen Chloraperitif nehmen.
    »Es ist mir verdammt egal, was Ihnen gefällt oder nicht gefällt, Mr Trayner, und wenn ich das nächste Mal über den Hintergrund einer Gewalttat mit Ihnen rede, will ich die ganze Wahrheit und keine bereinigten Teilinformationen.«
    Trayners sicherlich tipptopp gepflegter und gespülter Mund klappte weit genug auf, um die Titanic verschlucken zu können.
    »Einen angenehmen Abend noch,
Sir
«, sagte Jacobson. »Wir finden alleine hinaus.«
    DC Aston und DC Dennett konnten zwischen einer uralten Folge von ›Frasier‹ und einer Sendung über den Bau der ägyptischen Pyramiden wählen, die Dennett meinte schon einmal gesehen zu haben. Am Ende schalteten sie den Fernseher aus und spielten halbherzig eine öde Partie Schach.
    »Es gibt Zeiten, da ist dieser Job das Allerletzte«, sagte Dennett. »Da stehst du in einer Kneipe und musst zusehen, wie ein sexuell Perverser zwei junge Mädchen anmacht, ohne dass du einen Finger rühren darfst.«
    Aston war Robert Johnson ziemlich offen bis zur »S Bar« gefolgt und hatte sich dann draußen herumgedrückt. Dennett war mit hineingegangen. Soweit sie es sagen konnten, hatte Johnson zwar Aston enttarnt, von Dennett aber noch keine Ahnung. Um zwanzig nach sieben hatte der Kerl die »S Bar« schließlich wieder verlassen und es gerade noch rechtzeitig bis acht zurück ins Heim geschafft.
    Aston machte eine Rochade.
    »Das ist das Miese an dieser ganzen Operation, Junge. Solange er nichts Ungesetzliches tut, heißt es strikt: Finger

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