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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ging und wer solo war. Olivia sagte, ihre Schwester und deren Freunde dächten daran, am Feiertag einen Minibus zu mieten, um damit nach Newquay zu fahren.
    »Das ist verflucht weit, um flachgelegt zu werden«, sagte Julie und prustete schon wieder los.
    Erst als sie nichts mehr zu trinken hatten und Julie zur Theke ging, um Nachschub zu holen, sah sie ihn. Er stand ganz hinten bei der Espressomaschine, hielt eine Flasche Bier vor der Brust und hatte den linken Fuß mit der Spitze über den rechten gestellt, genau wie es großspurige Jungs nun mal gerne machten. Nicht, dass er noch ein »Junge« gewesen wäre. Er war mindestens dreißig. Wie lange er da wohl schon stand? Ob er ihr aus der Bibliothek gefolgt war? Er war neben ihr, noch bevor sie das Wechselgeld von dem kleinen Plastikteller einsammeln konnte, bis auf den letzten Penny, da sie es absolut nicht einsah, der anorektischen Zicke hinter der Theke Trinkgeld zu geben.
    »Julie«, sagte er, »hier kommst du also her, wenn die Bibliothek zumacht.«
    »Und wenn? Was hat das mit dir zu tun?«
    »Julie, Julie. Ich will mich doch nur etwas unterhalten. Ich bin neu in der Stadt.«
    Lächelt wie eine Haifischflosse, aber sieht nicht schlecht aus, dachte sie. Besonders gut angezogen war er allerdings auch nicht. Hatte immer noch das nachgemachteNike-Hemd an. Dass sie ihn damit hier reingelassen hatten. Normal war das nicht. Vielleicht wegen des heißen Wetters.
    »Ist deine Freundin auch Bibliothekarin?«
    »Nein, ist sie nicht. Als wenn dich das was angehen würde.«
    Vielleicht zeigte er auch nur gerne seine Muskeln.
    »Die Leute kapieren einfach nicht, wie wichtig Bibliotheken sind, meinst du nicht auch, Julie?«
    »Du schon, wie? Bist wohl Experte? Ohne Job und ohne was zu tun den ganzen Tag.«
    Er war selbstsicher, das musste sie ihm lassen. Und heiraten wollte er sicher auch nicht gleich. Oder ihre Mutter kennenlernen.
    »Also, wenn du mir schon wie ein kranker Hund hinterherläufst, kannst du mir auch gleich beim Tragen helfen.«
    »Mit Vergnügen, Julie. Mit Vergnügen.«
     
    Die Teambesprechungen im Fall Jenny Mortimer beschränkten sich auf immer knappere Informationen: Gus Mortimer werde sich zweimal täglich im Präsidium melden, berichtete Jacobson, morgens um neun Uhr dreißig und abends um halb acht. Wenn er heute Abend komme, werde ihn Mick Hume zu seiner Fahrtroute zu Planet Avionics am Samstagmorgen befragen. Mick scheine ein etwas engeres Verhältnis zu Mortimer aufgebaut zu haben. Lachen. DC Barber werde Hume bei seiner Befragung unterstützen, die anderen könnten nach Hause gehen. Im Übrigen würden die uniformierten Kollegen morgen früh Mortimers mutmaßliche Fahrtroute absuchen. Zusätzlich dazu habe er bereits einen öffentlichen Aufruf autorisiert: Die Anwohneraller denkbaren Routen sollten ihre Gärten und Teiche näher inspizieren. Er sei sich sicher, dass der Appell heute Abend in den Fernsehnachrichten gebracht würde, schon allein deshalb, weil sich die Foltergeschichte so schön daran aufhängen ließ.
    »Ich halte das Auffinden des Knüppels jedoch für keine
Conditio sine qua non
«, schloss Jacobson. »Solange das DN A-Ergebnis positiv bleibt, sollten wir auch ohne das Ding ausreichend überzeugende Indizien haben. Wir haben getan, was wir konnten, jetzt ist es an der Staatsanwaltschaft, ihren Job zu machen.«
    Kerr nahm nach der Besprechung Jacobsons Einladung in den »Brewer’s Rest« an. Sie setzten sich an einen schattigen Tisch draußen im Biergarten, Jacobson nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier und steckte sich eine B&H an. Kerr hakte noch einmal wegen Geoffrey Trayners Verbindung zu Mortimers alter Firma nach.
    »Sieht ganz so aus, als wäre der gute Trayner da nicht ganz aufrichtig mit Ihnen gewesen, Frank«, sagte er.
    »Das gilt sicher für die meisten dieser Geldsäcke, alter Junge«, sagte Jacobson, »was in Trayners Fall allerdings nicht unbedingt stimmen muss. Wer kann schon sagen, was er am Ende tatsächlich über die Investitionen eines seiner Tochterunternehmen wusste? Und selbst wenn er es wusste, was bedeutet das für unseren Fall? Angenommen, Trayner und Mortimer kennen sich schon länger und besser, als Trayner zugibt: Was verdammt ändert das?«
    Kerr schob seinen Stuhl ein Stück zurück, um Jacobsons blauen Rauchschwaden zu entgehen.
    »Vielleicht hat er Mortimer etwas zu verdanken, weil der damals die Sache auf sich genommen hat. Weil erTrayners Namen und Ruf aus dem Prozess herausgehalten

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