Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
darunter muss ich denken, glaube ihn sogar leicht fühlen zu können.
„AAAAHHHH!“, schreie ich verkrampft und kralle meine freie Hand in meine Haare. Gott, ich bin so verdammt dämlich! „Barry? Alles klar?“, steckt Tom auf einmal wieder seinen Kopf durch die Balkontüre und schaut mich besorgt an. Angewidert spucke ich in seine Richtung, wenn auch nicht auf ihn, und brülle ein wütendes „HAU AB!“ und schaue ihn sauer an. „Hör mal Kleiner, ich denke, das hatten wir bereits geklärt! Zügle deine Zunge!“, empört er sich gleich und schüttelt ungläubig seinen Kopf. „Du bist so ein verdammtes Arschloch! Erst lässt du mich entführen, schlägst mich, vergewaltigst mich und hältst mich hier fest, spielst dann den lieben und netten Macker und fickst mich dann wieder, obwohl ich das eigentlich gar nicht will! Ich fass es nicht!“, brülle ich ihn wieder an und schmeiße achtlos die Zigarette vom Balkon.
Mit hochgezogener Augenbraue lässt Tom die Balkontür los und lehnt sich gegen den Rahmen, während er mich interessiert mustert. „Dir ist schon klar, dass du dich weder gewehrt hast, noch was in der Art? Du hast mitgemacht und wolltest, dass ich mit dir schlafe! Wieso beschwerst du dich dann jetzt?“, hakt er unschuldig nach und mustert mich erneut auffällig von oben bis unten. „Weil mir gerade bewusst geworden ist, dass du mich entjungfert hattest, als du mich vergewaltigt hast! Ich ... boah, ist das abartig!“, knurre ich wieder und würge dieses Mal härter auf. Geschockt halte ich mir die Hand vor den Mund und eile dann hastig an Tom vorbei, renne ins Bad und beuge mich übers Klo, ehe ich mich lautstark übergebe. Würgend erbreche ich bittere Galle, schnappe in den kleinen Pausen, die mir vergönnt sind, nach Luft, die ich gerade so dringend brauche. Scheiße, was mache ich hier?
„Schhhh ... ganz ruhig, Schatz!“, streichelt Tom mir über den Rücken und versucht mich damit zu beruhigen, was ihm nur bedingt gelingt. Immer wieder stößt mein Körper auf, entledigt sich der überflüssigen, bitteren Galle und Magensäure oder wie das Zeug heißt. Schnaufend sinke ich neben die Porzellanschüssel, als die Übelkeit verschwunden zu sein scheint, und verschnaufe geschafft. Mein Blick wandert distanziert zu Tom rauf, welcher mich verwundert mustert und sich offenbar Sorgen macht, aber das ist mir verdammt nochmal egal! „Ich hasse dich!“, zische ich und mache mir damit wohl alles noch schwerer, aber im Moment ist es mir egal. Ich muss ihm meine Abneigung zeigen, das ist alles! „Ich weiß das, Kleiner!“, seufzt Tom dagegen nur und setzt sich neben mich, damit er die Toilettenspülung betätigen und mir mit einem nassen Lappen über den Mund wischen kann.
Kapitel 9
„Warum tust du so was dann? Warum tust du mir dann das alles an? Wieso willst du mich trotzdem noch heiraten, mit mir schlafen und wieso verdammt nochmal, bist du trotzdem so nett zu mir?“, zische ich Tom an und muss mir ein erneutes Würgen verkneifen, was ich erfolgreich schaffe und mir den Lappen schnappe, der immer noch in Toms Hand liegt. Fahrig wische ich mir mit diesem noch mal über den Mund und schaue mein Gegenüber auffordernd an. Ich drehe glaube wirklich durch. Vor vielleicht einer halben Stunde war ich noch total geil auf Tom, hab mit ihm gevögelt, dann war es mir zu viel, ich war sauer auf ihn und hatte Schiss, dass er sauer ist, weil ich so frech zu ihm war, und jetzt? Ich glaube, da brauche ich nicht weiter reden ... Ich brauch einen Psychoonkel und zwar dringend!
„Ich hab es dir doch schon zig Mal gesagt, Barry. Du würdest es eh nicht verstehen, das ist zu kompliziert. Außerdem kann ich es dir einfach noch nicht sagen! Es wäre verkehrt und würde bitter enden, wenn du auch nur eine falsche Handlung darauf tätigen würdest! Ich will das nicht riskieren, da es nicht mal deine Absicht sein müsste etwas falsch zu tun! Du wirst alles zu seiner Zeit erfahren. Und was das angeht, warum ich so nett zu dir bin. Ich sage es dir, auch wenn es wahrscheinlich ein Fehler sein wird, aber ... du hast das Recht wenigstens das zu erfahren. Ich hatte nie wirklich etwas mit Liebe zu tun oder überhaupt am Hut ... In einer Familie wie meine es ist, wird Liebe eher verschwiegen, als erklärt oder gefördert, weil es halt eine Schwachstelle des Menschen ist und die können wir uns hier nicht wirklich erlauben. Ich denke, ich hab mich in dich verliebt, Barry, aber wie gesagt ... ich kenne mich damit nicht
Weitere Kostenlose Bücher