Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
fixiere scheinbar eine Ewigkeit die Tür, welche verriegelt, mich hämisch auszulachen scheint. „Halts Maul!“, keife ich sie an und lasse mich auf das alte, knarzige Bett fallen. Erschöpft kralle ich meine Hände in meine Haare und starre auf meine Knie, die mir fast stämmiger als früher vorkommen. Sicher nur eine Einbildung, aber immerhin eine sekundenlange Ablenkung von der Wahrheit, in der ich mich hier befinde. „Wie kann er nur!“, schluchze ich dann aber doch auf und schlage mir mit der Faust aufs Bein, genieße den Moment, in dem ich mir selber Schmerzen zugefügt habe, und nehme wahr, wie schon einmal seit ich hier bin, dass nicht nur andere hier Herr über mich sind, sondern auch ich selber. Ich bin nicht so verdammt machtlos, dass ich nichts anrichten kann! Aber jetzt bin ich es doch ...„Tom!“, schreie ich laut auf. Er soll mich hier raus holen! Ich will hier raus verdammt! Zittrig greife ich in mein Shirt, stehe wieder auf und gehe einige Male auf und ab, ehe ich zur Tür renne und dagegen springe. Kraftlos lasse ich mich allerdings wenige Sekunden später wieder an ihr herunter gleiten, schluchze laut auf und lege eine Hand an das kalte Metall. „Bitte ...!“ Ich hatte so laut Toms Namen geschrien, dass meine Stimmbänder sich erstmal wieder erholen müssen. Mehr als ein Krächzen kommt im Moment nicht raus. Heulend lege ich meinen Kopf seitlich an die Tür, lasse die Hand noch immer an dem Metall und lasse mich mit meiner rechten Seite immer tiefer an der Tür sinken. Was soll jetzt werden? Soll ich wirklich bis zum Schluss hier festgehalten werden? Darf ich wirklich erst wieder zur Hochzeit im Haus herumlaufen, abgesehen davon, wenn wir mal Familienbesuch bekommen würden? Und was ist mit der Hochzeit? Soll ich aufgeben? Einfach so, wie eine willenlose Puppe? Ich will das doch alles nicht, wieso versteht mich keiner? Wieso erzählt Tom mir nicht, warum er das alles tut? Wieso sagt er mir nicht, warum er heiraten will? Warum ich als Opfer für irgendeine kranke Sache herhalten muss? Und was ist, wenn ... wenn ... wenn er mich wieder hier unten einsperrt, sollte er es schaffen, mich zum Heiraten zu zwingen? Was ist, wenn er vorhat, mich für immer hier einzusperren?
„TOOOOOM! BITTE LASSE MICH RAUS! BITTE! ICH BIN AUCH LIEB, ICH VERSPRECHE ES DIR! ICH TU ALLES, ABER BITTE LASSE MICH HIER RAUS“, schreie ich mit letzter Kraft aus Leib und Seele, mache mir aber nicht wirklich Hoffnungen und schließe gepeinigt meine Augen. Ich will meinem Schicksal nicht in die Augen blicken, ich will meine Zukunft nicht sehen, viel zu schrecklich sieht sie aus, das weiß ich ... Verkrampft kralle ich mich in mein Shirt, ziehe an dem Stoff, da er einfach nachgibt. Ich brauche was zum Festhalten und nicht etwas, was nachgibt! Schluchzend bebe ich auf, versuche es mit dem Halten nun an der Tür, doch da kann ich mich ja nicht mal festkrallen. Heiß laufen die Tränen meine Wangen runter, erhitzen sie noch mehr und geben mir damit das Gefühl, als wenn ich brennen würde.
„Bitte lieber Gott, ich ...“, will ich gerade den werten Herrn anflehen, als die Tür auf einmal aufgeht und ich nach hinten krache. Mit aufgerissenen Augen starre ich Tom an, der von oben auf mich runter schaut. Ich fühle mich so schwach ... „Komm her, Kleiner!“, hockt er sich zu mir herunter und öffnet seine Arme. Heulend stürze ich mich in sie und kralle mich fest in seine Haut. Es muss ihn schmerzen, aber das ist mir jetzt egal! Wie ein Kleinkind liege ich bei Tom in den Armen und zittere am ganzen Leib. Ich bin gerade so glücklich, dass er hier ist und mir Halt gibt. Eigentlich ist ja genau er der, der mir das hier alles zugefügt hat, aber trotzdem ist er im Moment der Einzige, den ich habe. Ja, die Situation hatte ich hier schon mal und auch die Einsicht. Noch immer ist sie genauso absurd und dennoch auch genauso eine Tatsache, die vorhanden ist. „Tut mir leid, Schatz, ich wollte nicht, dass du so leidest. Ich hab keine Ahnung gehabt, was ich dir damit antue. Es tut mir so leid ... es tut mir wirklich so leid! Ich ... ich tu dir immer weh ... Ich will das doch gar nicht, aber ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich weiß nicht, wie ich dich umstimmen kann. Du musst versuchen damit klar zukommen, mit der ganzen Situation. Wir haben beide keine andere Wahl. Okay, ich scheine dich jetzt zu lieben, aber mir macht die Hochzeit deswegen nicht weniger Sorgen und Bauchschmerzen wie dir! Okay, ich bin froh, dass ich jemanden
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