Reid 2 Die ungehorsame Braut
erfülltes Leben?«
Ophelia war nicht glücklich, nein. Aber sie würde einen Teufel tun, es ihn wissen zu lassen. »Danke der Nachfrage, aber ich bin mit meinem Leben äußerst zufrieden.«
»Ganz sicher? Finden Sie wirklich Erfüllung darin, das Leben anderer zu zerstören? Oder ziehen Sie Ihre Kraft etwa daraus, andere ins Unglück zu stürzen? Nein, jetzt habe ich es. Gerüchte über Menschen zu verbreiten, die Sie kaum kennen, versetzt Sie regelrecht in Ekstase.«
Ophelia spürte, wie ihre Wangen abermals zu glühen begannen. »Sie kennen mich doch nicht einmal richtig und begründen Ihr Urteil auf dem, was andere Ihnen zugetragen haben. Aber was hat das alles eigentlich damit zu tun, ob ich glücklich bin oder nicht? Warum interessiert Sie das überhaupt? Davon abgesehen, wie wollen ausgerechnet Sie mich glücklich machen, wo ich Sie nicht einmal annähernd ausstehen kann?«, verteidigte sie sich.
»Tun Sie das wirklich?«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Wussten Sie das nicht? Wie können Sie daran zweifeln? Nach den scheußlichen Worten, die Sie mir auf Summers Glade an den Kopf geworfen haben.«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe Sie lediglich gewarnt, keine Gerüchte über mich und Sabrina in die Welt zu setzen. Daran ist nichts Scheußliches.«
»Sie haben einfach angenommen, ich würde ein Gerücht in Umlauf bringen. Was ich aber nie getan hätte. Ich habe lediglich versucht, ihr großen Kummer zu ersparen. Weil ich überzeugt davon war, dass Sie beide sich das Lager teilten. Es war ja nicht zu übersehen, wie viel Aufmerksamkeit Sie ihr schenken. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis andere zu demselben Rückschluss gekommen wären. Doch statt mich aufzuklären, dass ich mich geirrt habe, haben Sie mir angedroht, mich zu ruinieren, falls ich je wieder ein Wort darüber verlieren würde.«
»Aus gutem Grund, wenn man Ihren Ruf bedenkt - nämlich dass Sie eine Vorliebe dafür haben, Gerüchte zu streuen.«
»Mit anderen Worten, Sie haben keinerlei Beweise dafür, dass es Gerüchte gibt, die auf mich zurückgehen«, entgegnete Ophelia trocken. »Aber wir können hiermit getrost festhalten, dass Sie niemals einen wertvollen Beitrag zu meinem Glück leisten werden. Und aus ebendiesem Grunde werden Sie mich morgen zurück nach Hause fahren.«
Raphaels Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Nein, das werde ich nicht. Außerdem habe ich nie gesagt, ich würde Sie glücklich machen. Ich werde Ihnen lediglich dabei behilflich sein, sich Ihrem Glück zu nähern, mit sich selbst im Reinen zu sein.«
»Aber das bin ich doch!«, knurrte sie.
»Das klingt ganz und gar nicht so«, antwortete er und erhob sich.
»Wo gehen Sie hin?«, fragte Ophelia wie aus der Pistole geschossen.
»Etwas essen und dann ins Bett. Ich werde das Gefühl nicht los, dass vor uns ein anstrengender Tag liegt.«
»Und was ist mit der Erklärung? Sie schulden mir noch etwas.«
Raphael hob eine Augenbraue. »Ach ja, das. Angesichts meines knurrenden Magens werde ich mich kurz fassen. Wir werden in der nächsten Zeit daran arbeiten, Sie in eine höfliche, rücksichtsvolle Frau zu verwandeln, die andere gern um sich haben. Und zwar nicht wegen Ihrer umwerfenden Schönheit, sondern wegen Ihres liebreizenden und gefälligen Wesens. Erst wenn Sie mich überzeugen können, dass wir dieses Ziel erreicht haben, werde ich Sie zurück nach Hause fahren.«
Kapitel neun
R aphaels Begegnung mit Ophelia war um einiges besser verlaufen, als er es erwartet hatte. Inzwischen hatte er sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen und lag auf dem breiten, massiven Bett aus Eichenholz. Ophelia einen derartigen Schock zu versetzen, dass sie schwieg, hatte zu keiner Lösung geführt, aber er bereute es nicht. Immerhin hatte es ihm die Gelegenheit geboten, sich zu empfehlen und für die Nacht zurückzuziehen.
Obwohl es ruhig im Haus war - auch Ophelia war ins Bett gegangen -, war ihm keine erholsame Nachtruhe vergönnt. Mit Schrecken dachte er daran, dass Ophelia die Dunkelheit für einen Fluchtversuch nutzen könnte.
Seine Gedanken kreisten darum, dass er sich von Ophelia derart in die Defensive hatte drängen lassen, dass er die Wette mit Duncan mit keinem Wort erwähnt hatte. Auf der anderen Seite war es nicht unbedingt notwendig, dass sie davon erfuhr. Sie könnte es in den falschen Hals bekommen. Sobald sie die ersten Erfolge erzielt hatten und sie ihre unbändige Wut und Gehässigkeit einigermaßen unter Kontrolle hatte, wäre noch
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